Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Mahler mit satterer blauwer Farb/ die weyttere Gebürge von den nähern vnterscheiden. Dann nichts anders als die Lufft hierzu Vrsach gibt/ welche an jhr selbst blauw/ vnd so viel blauwer/ so viel sie dicker/ oder so viel weytter sie zwischen einem sichtigen Ding/ vnnd zwischen dem Aug außgespannen/ vnd also in mehrerer copia materiae zwischen eyngegossen ist. Hierauff nun gebe ich D. Feselio zweyerley Antwort: Erstlich ist erwiesen/ daß die Lufft sichtbar sey/ die doch kein hartes Corpus nicht ist: Derohalben auch der Himmel/ wann er gleich sichtbar were/ darvmb nicht ein hartes corpus seyn würde. Fürs ander/ so ist nicht erwiesen/ daß der Himmel sichtbar: Weil dann Feselius vermeynet/ daß ein corpus, welches vnsichtbar ist/ auch flüchtig/ durchdringlich vnnd weych seye/ so muß er den Himmel/ als welcher vnsichtbar/ für weych/ flüssig/ durchdringlich passieren lassen. Schließlich/ so erscheinet/ daß Feselius vmb die gründtliche Beweiß/ daß nicht viel sphaerae perspicuae vbereinander seyen/ allerdings nichts wisse: Weil nemlich die Cometen vberall durchschiessen/ Jtem weil sich das Gesicht/ oder der Schein von den Planeten vnd Sternen nirgendt widergellet/ als nur allein gar ein wenig hierniden in der dicken Lufft/ etwa ein Meil Wegs hoch vber dem Erdtboden. Es solte aber einer zuvor die fundamenta in Kopff fassen/ ehe er sich hinder ein Matery macht/ dieselbige öffentlich zu widerlegen. 5. Endtlich/ so trägt D. Feselius die Beysorge/ wann alle Planeten in einem Vogelhauß sessen/ so möchte einer vber den andern hinauff fliehen. Zu Verhütung dessen/ sagt er/ werde jhnen ein scientia animalis von nöhten seyn/ er aber vermeynet nicht/ daß die Astrologi solche scientiam werden passieren lassen. Derohalben er nicht glauben wil/ daß der Himmel vberall offen stehe/ vnnd die sphaerae zusammen gehen. L. Antwort: Es darff nicht viel krummes/ man weiß/ daß die Planeten bewegt werden: so bald nun der Fall gesetzt wirdt/ daß nemlich Giiijr
Mahler mit satterer blauwer Farb/ die weyttere Gebürge von den nähern vnterscheiden. Dann nichts anders als die Lufft hierzu Vrsach gibt/ welche an jhr selbst blauw/ vnd so viel blauwer/ so viel sie dicker/ oder so viel weytter sie zwischen einem sichtigen Ding/ vnnd zwischen dem Aug außgespannen/ vnd also in mehrerer copia materiae zwischen eyngegossen ist. Hierauff nun gebe ich D. Feselio zweyerley Antwort: Erstlich ist erwiesen/ daß die Lufft sichtbar sey/ die doch kein hartes Corpus nicht ist: Derohalben auch der Himmel/ wann er gleich sichtbar were/ darvmb nicht ein hartes corpus seyn würde. Fürs ander/ so ist nicht erwiesen/ daß der Himmel sichtbar: Weil dann Feselius vermeynet/ daß ein corpus, welches vnsichtbar ist/ auch flüchtig/ durchdringlich vnnd weych seye/ so muß er den Himmel/ als welcher vnsichtbar/ für weych/ flüssig/ durchdringlich passieren lassen. Schließlich/ so erscheinet/ daß Feselius vmb die gründtliche Beweiß/ daß nicht viel sphaerae perspicuae vbereinander seyen/ allerdings nichts wisse: Weil nemlich die Cometen vberall durchschiessen/ Jtem weil sich das Gesicht/ oder der Schein von den Planeten vnd Sternen nirgendt widergellet/ als nur allein gar ein wenig hierniden in der dicken Lufft/ etwa ein Meil Wegs hoch vber dem Erdtboden. Es solte aber einer zuvor die fundamenta in Kopff fassen/ ehe er sich hinder ein Matery macht/ dieselbige öffentlich zu widerlegen. 5. Endtlich/ so trägt D. Feselius die Beysorge/ wann alle Planeten in einem Vogelhauß sessen/ so möchte einer vber den andern hinauff fliehen. Zu Verhütung dessen/ sagt er/ werde jhnen ein scientia animalis von nöhten seyn/ er aber vermeynet nicht/ daß die Astrologi solche scientiam werden passieren lassen. Derohalben er nicht glauben wil/ daß der Himmel vberall offen stehe/ vnnd die sphaerae zusammen gehen. L. Antwort: Es darff nicht viel krummes/ man weiß/ daß die Planeten bewegt werden: so bald nun der Fall gesetzt wirdt/ daß nemlich Giiijr
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Mahler mit satterer blauwer Farb/ die weyttere Gebürge von den nähern vnterscheiden. Dann nichts anders als die Lufft hierzu Vrsach gibt/ welche an jhr selbst blauw/ vnd so viel blauwer/ so viel sie dicker/ oder so viel weytter sie zwischen einem sichtigen Ding/ vnnd zwischen dem Aug außgespannen/ vnd also in mehrerer copia materiae zwischen eyngegossen ist.
Hierauff nun gebe ich D. Feselio zweyerley Antwort: Erstlich ist erwiesen/ daß die Lufft sichtbar sey/ die doch kein hartes Corpus nicht ist: Derohalben auch der Himmel/ wann er gleich sichtbar were/ darvmb nicht ein hartes corpus seyn würde. Fürs ander/ so ist nicht erwiesen/ daß der Himmel sichtbar: Weil dann Feselius vermeynet/ daß ein corpus, welches vnsichtbar ist/ auch flüchtig/ durchdringlich vnnd weych seye/ so muß er den Himmel/ als welcher vnsichtbar/ für weych/ flüssig/ durchdringlich passieren lassen.
Schließlich/ so erscheinet/ daß Feselius vmb die gründtliche Beweiß/ daß nicht viel sphaerae perspicuae vbereinander seyen/ allerdings nichts wisse: Weil nemlich die Cometen vberall durchschiessen/ Jtem weil sich das Gesicht/ oder der Schein von den Planeten vnd Sternen nirgendt widergellet/ als nur allein gar ein wenig hierniden in der dicken Lufft/ etwa ein Meil Wegs hoch vber dem Erdtboden. Es solte aber einer zuvor die fundamenta in Kopff fassen/ ehe er sich hinder ein Matery macht/ dieselbige öffentlich zu widerlegen.
5. Endtlich/ so trägt D. Feselius die Beysorge/ wann alle Planeten in einem Vogelhauß sessen/ so möchte einer vber den andern hinauff fliehen. Zu Verhütung dessen/ sagt er/ werde jhnen ein scientia animalisvon nöhten seyn/ er aber vermeynet nicht/ daß die Astrologisolche scientiam werden passieren lassen. Derohalben er nicht glauben wil/ daß der Himmel vberall offen stehe/ vnnd die sphaerae zusammen gehen.
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Antwort: Es darff nicht viel krummes/ man weiß/ daß die Planeten bewegt werden: so bald nun der Fall gesetzt wirdt/ daß nemlich
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Giiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/74>, abgerufen am 28.02.2025. |