Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite
Tertius interueniens

Das ist/ Warnung an D. Philippum Feselium vnd etliche mehr Philosophos, Medicos vnd Theologos : daß sie bey Verwerffung der Astrologiae nicht das Kindt mit dem Bad außschütten.

I.

Günstiger Leser: Es spricht der weise König Salomo an einem Ort/ daß Gott alles gemacht habe von sein selbst wegen/ auch den Gottlosen zum bösen Tag: Welcher harte Spruch/ wie leichtlich er von einem Verkehrten zu verkehren ist/ so heylsamlich ist er auch nach der Gewonheit der Kirchen in viel weg zu gebrauchen. Vnd hab ich mir desselben eine bequemliche Außlegung/ zu meinem Fürhaben dienstlich/ eyngebildet: Welche ich hiermit denjenigen/ welchen Ampts halben gebüret/ die Schrifft außzulegen/ dieselbige zu billichen oder zu verbessern/ vnterworffen haben wil.

Dann wann ich bedenck/ was in heyliger Schrifft dies mala heisse/ nemlich ein allgemeine Landtplage/ nach dem Spruch: In die mala liberabit eum Dominus, so bedüncket mich/ der weise Mann habe in diesem Spruch (welcher so allein stehet/ daß nichts vor oder nachgehet) nach art der alten Sidonischen auß Aesopo bekandten Philosophia, die durch die sieben Weisen hernach auch in Griechenlandt auffkommen/ ein Apophthegma oder Chriam, ein verblümbtes/ verwunderliches/ gedenckwürdiges Wort von sich geben/ vnd darmit so viel erjnnern wöllen: daß Gott das menschliche Geschlecht also geartet/ zugerichtet vnd geschaffen habe/ daß es entweder

Av
Tertius interueniens

Das ist/ Warnung an D. Philippum Feselium vnd etliche mehr Philosophos, Medicos vnd Theologos : daß sie bey Verwerffung der Astrologiae nicht das Kindt mit dem Bad außschütten.

I.

Günstiger Leser: Es spricht der weise König Salomo an einem Ort/ daß Gott alles gemacht habe von sein selbst wegen/ auch den Gottlosen zum bösen Tag: Welcher harte Spruch/ wie leichtlich er von einem Verkehrten zu verkehren ist/ so heylsamlich ist er auch nach der Gewonheit der Kirchen in viel weg zu gebrauchen. Vnd hab ich mir desselben eine bequemliche Außlegung/ zu meinem Fürhaben dienstlich/ eyngebildet: Welche ich hiermit denjenigen/ welchen Ampts halben gebüret/ die Schrifft außzulegen/ dieselbige zu billichen oder zu verbessern/ vnterworffen haben wil.

Dann wann ich bedenck/ was in heyliger Schrifft dies mala heisse/ nemlich ein allgemeine Landtplage/ nach dem Spruch: In die mala liberabit eum Dominus, so bedüncket mich/ der weise Mann habe in diesem Spruch (welcher so allein stehet/ daß nichts vor oder nachgehet) nach art der alten Sidonischen auß Aesopo bekandten Philosophia, die durch die sieben Weisen hernach auch in Griechenlandt auffkommen/ ein Apophthegma oder Chriam, ein verblümbtes/ verwunderliches/ gedenckwürdiges Wort von sich geben/ vnd darmit so viel erjnnern wöllen: daß Gott das menschliche Geschlecht also geartet/ zugerichtet vnd geschaffen habe/ daß es entweder

Av
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0019" n="[Av]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq">Tertius interueniens </hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p><hi rendition="#c">Das ist</hi>/ Warnung an D. <hi rendition="#aq">Philippum Feselium
             </hi>vnd etliche mehr <hi rendition="#aq">Philosophos</hi>, <hi rendition="#aq">Medicos
             </hi>vnd <hi rendition="#aq">Theologos</hi> : daß sie bey Verwerffung der <hi rendition="#aq">Astrologiae </hi>nicht das Kindt mit dem Bad außschütten.</p>
        </argument>
        <div n="2">
          <head>I. </head><lb/>
          <p> Günstiger Leser: Es spricht der weise König Salomo an einem Ort/ daß Gott alles
             gemacht habe von sein selbst wegen/ auch den Gottlosen zum bösen Tag: Welcher harte
             Spruch/ wie leichtlich er von einem Verkehrten zu verkehren ist/ so heylsamlich ist er
             auch nach der Gewonheit der Kirchen in viel weg zu gebrauchen. Vnd hab ich mir desselben
             eine bequemliche Außlegung/ zu meinem Fürhaben dienstlich/ eyngebildet: Welche ich
             hiermit denjenigen/ welchen Ampts halben gebüret/ die Schrifft außzulegen/ dieselbige zu
             billichen oder zu verbessern/ vnterworffen haben wil. </p>
          <p> Dann wann ich bedenck/ was in heyliger Schrifft <hi rendition="#aq">dies mala</hi> heisse/ nemlich ein allgemeine Landtplage/ nach dem Spruch: <hi rendition="#aq">In die
               mala liberabit eum Dominus</hi>, so bedüncket mich/ der weise
             Mann habe in diesem Spruch (welcher so allein stehet/ daß nichts vor oder nachgehet)
             nach art der alten Sidonischen auß <hi rendition="#aq">Aesopo</hi> bekandten <hi rendition="#aq">Philosophia</hi>, die durch die sieben Weisen hernach auch in
             Griechenlandt auffkommen/ ein <hi rendition="#aq">Apophthegma</hi> oder <hi rendition="#aq">Chriam</hi>, ein verblümbtes/ verwunderliches/ gedenckwürdiges Wort
             von sich geben/ vnd darmit so viel erjnnern wöllen: daß Gott das menschliche Geschlecht
             also geartet/ zugerichtet vnd geschaffen habe/ daß es entweder
             <fw type="sig" place="bottom">Av</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Av]/0019] Tertius interueniens Das ist/ Warnung an D. Philippum Feselium vnd etliche mehr Philosophos, Medicos vnd Theologos : daß sie bey Verwerffung der Astrologiae nicht das Kindt mit dem Bad außschütten. I. Günstiger Leser: Es spricht der weise König Salomo an einem Ort/ daß Gott alles gemacht habe von sein selbst wegen/ auch den Gottlosen zum bösen Tag: Welcher harte Spruch/ wie leichtlich er von einem Verkehrten zu verkehren ist/ so heylsamlich ist er auch nach der Gewonheit der Kirchen in viel weg zu gebrauchen. Vnd hab ich mir desselben eine bequemliche Außlegung/ zu meinem Fürhaben dienstlich/ eyngebildet: Welche ich hiermit denjenigen/ welchen Ampts halben gebüret/ die Schrifft außzulegen/ dieselbige zu billichen oder zu verbessern/ vnterworffen haben wil. Dann wann ich bedenck/ was in heyliger Schrifft dies mala heisse/ nemlich ein allgemeine Landtplage/ nach dem Spruch: In die mala liberabit eum Dominus, so bedüncket mich/ der weise Mann habe in diesem Spruch (welcher so allein stehet/ daß nichts vor oder nachgehet) nach art der alten Sidonischen auß Aesopo bekandten Philosophia, die durch die sieben Weisen hernach auch in Griechenlandt auffkommen/ ein Apophthegma oder Chriam, ein verblümbtes/ verwunderliches/ gedenckwürdiges Wort von sich geben/ vnd darmit so viel erjnnern wöllen: daß Gott das menschliche Geschlecht also geartet/ zugerichtet vnd geschaffen habe/ daß es entweder Av

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/19
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Av]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/19>, abgerufen am 21.11.2024.