Daß manche einsilbigte Wörter in mehrern Sprachen, und da noch mit so manchen Verände- rungen vorkommen, ist noch kein Beweis, daß sie aus einer Quelle geschöpft worden sind. Da wir nur sechszehn Hauptlaute haben,(*) aus denen eine überaus große Anzahl einsilbigter Wörter zu- sammengesetzt werden mußte, um so zahlreiche Be- griffe auszudrücken, so kann es wohl auch Zufall gewesen seyn, daß manche ziemlich ähnlich ausge- fallen sind. Wenn man nur jene wenigen Wörter auffängt, die eine Aehnlichkeit unter sich haben, so wird man leicht zu dem Schluß verleitet, daß sie aus einem Primitiv-Worte hergeflossen sind. Eine wohlverstandene Etymologie kann uns zwar zeigen, daß manches Wort aus einer Sprache in mehr
andere
(*) Wenn man aus dem gewöhnlichen Alphabethe die überflüßigen Buchstaben c. q. x. y. wegläßt, und die Analoguen BP, DT, GK, u. d. gl: die ohnedieß in den Mundarten beständig mit einander verwechselt werden, für Eines gelten läßt, so werden nicht über 16 Hauptlaute bleiben.
II. Abtheilung. Gedanken
§. 18.
Daß manche einſilbigte Woͤrter in mehrern Sprachen, und da noch mit ſo manchen Veraͤnde- rungen vorkommen, iſt noch kein Beweis, daß ſie aus einer Quelle geſchoͤpft worden ſind. Da wir nur ſechszehn Hauptlaute haben,(*) aus denen eine uͤberaus große Anzahl einſilbigter Woͤrter zu- ſammengeſetzt werden mußte, um ſo zahlreiche Be- griffe auszudruͤcken, ſo kann es wohl auch Zufall geweſen ſeyn, daß manche ziemlich aͤhnlich ausge- fallen ſind. Wenn man nur jene wenigen Woͤrter auffaͤngt, die eine Aehnlichkeit unter ſich haben, ſo wird man leicht zu dem Schluß verleitet, daß ſie aus einem Primitiv-Worte hergefloſſen ſind. Eine wohlverſtandene Etymologie kann uns zwar zeigen, daß manches Wort aus einer Sprache in mehr
andere
(*) Wenn man aus dem gewoͤhnlichen Alphabethe die uͤberfluͤßigen Buchſtaben c. q. x. y. weglaͤßt, und die Analoguen BP, DT, GK, u. d. gl: die ohnedieß in den Mundarten beſtaͤndig mit einander verwechſelt werden, fuͤr Eines gelten laͤßt, ſo werden nicht uͤber 16 Hauptlaute bleiben.
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II. Abtheilung. Gedanken
§. 18.
Daß manche einſilbigte Woͤrter in mehrern
Sprachen, und da noch mit ſo manchen Veraͤnde-
rungen vorkommen, iſt noch kein Beweis, daß ſie
aus einer Quelle geſchoͤpft worden ſind. Da wir
nur ſechszehn Hauptlaute haben, (*) aus denen
eine uͤberaus große Anzahl einſilbigter Woͤrter zu-
ſammengeſetzt werden mußte, um ſo zahlreiche Be-
griffe auszudruͤcken, ſo kann es wohl auch Zufall
geweſen ſeyn, daß manche ziemlich aͤhnlich ausge-
fallen ſind. Wenn man nur jene wenigen Woͤrter
auffaͤngt, die eine Aehnlichkeit unter ſich haben, ſo
wird man leicht zu dem Schluß verleitet, daß ſie
aus einem Primitiv-Worte hergefloſſen ſind. Eine
wohlverſtandene Etymologie kann uns zwar zeigen,
daß manches Wort aus einer Sprache in mehr
andere
(*) Wenn man aus dem gewoͤhnlichen Alphabethe die
uͤberfluͤßigen Buchſtaben c. q. x. y. weglaͤßt, und die
Analoguen BP, DT, GK, u. d. gl: die ohnedieß
in den Mundarten beſtaͤndig mit einander verwechſelt
werden, fuͤr Eines gelten laͤßt, ſo werden nicht uͤber
16 Hauptlaute bleiben.
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/60>, abgerufen am 30.12.2024.
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