Grund aller Sprachen voraus hat.(*) Ferner muß diese Natursprache, eben, weil sie von der Natur eingegeben ist, auch allgemein, und allen Menschen verständlich seyn. Daß es wirklich eine solche Universalsprache gebe, läßt sich durch hundert Beyspiele beweisen. So viele Seefahrer, die auf Entdeckungen ausgefahren sind, Weltmeere durch- kreuzt, und ganz neue Völker gefunden haben, fanden da gewiß keine Dolmetschen, und besprachen sich dennoch mit ihnen ohne ein Wort ihrer Ton- sprache zu verstehen. Die ganze Sprache bestand in Geberden und Zeichen mit Kopf und Händen, denen zuweilen auch Töne beygesellet wurden, und sie verstanden sich, so weit es ihre Bedürfnisse for- derten.
§. 7.
Mit dieser Sprache gehen wir so zu Werke: wir zeigen mit dem Finger auf ein physisches Ding, oder wir ahmen das Geschrey eines Thieres nach
das
(*)Court de Gebelin sagt: nous sommes partis d'un seul principe, l'Imitation. L'homme a eu un modele pour parler, la Nature & les Idees.
I. Abtheilung.
Grund aller Sprachen voraus hat.(*) Ferner muß dieſe Naturſprache, eben, weil ſie von der Natur eingegeben iſt, auch allgemein, und allen Menſchen verſtaͤndlich ſeyn. Daß es wirklich eine ſolche Univerſalſprache gebe, laͤßt ſich durch hundert Beyſpiele beweiſen. So viele Seefahrer, die auf Entdeckungen ausgefahren ſind, Weltmeere durch- kreuzt, und ganz neue Voͤlker gefunden haben, fanden da gewiß keine Dolmetſchen, und beſprachen ſich dennoch mit ihnen ohne ein Wort ihrer Ton- ſprache zu verſtehen. Die ganze Sprache beſtand in Geberden und Zeichen mit Kopf und Haͤnden, denen zuweilen auch Toͤne beygeſellet wurden, und ſie verſtanden ſich, ſo weit es ihre Beduͤrfniſſe for- derten.
§. 7.
Mit dieſer Sprache gehen wir ſo zu Werke: wir zeigen mit dem Finger auf ein phyſiſches Ding, oder wir ahmen das Geſchrey eines Thieres nach
das
(*)Court de Gebelin ſagt: nous ſommes partis d'un ſeul principe, l'Imitation. L'homme a eu un modèle pour parler, la Nature & les Idées.
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I. Abtheilung.
Grund aller Sprachen voraus hat. (*) Ferner
muß dieſe Naturſprache, eben, weil ſie von der
Natur eingegeben iſt, auch allgemein, und allen
Menſchen verſtaͤndlich ſeyn. Daß es wirklich eine
ſolche Univerſalſprache gebe, laͤßt ſich durch hundert
Beyſpiele beweiſen. So viele Seefahrer, die auf
Entdeckungen ausgefahren ſind, Weltmeere durch-
kreuzt, und ganz neue Voͤlker gefunden haben,
fanden da gewiß keine Dolmetſchen, und beſprachen
ſich dennoch mit ihnen ohne ein Wort ihrer Ton-
ſprache zu verſtehen. Die ganze Sprache beſtand
in Geberden und Zeichen mit Kopf und Haͤnden,
denen zuweilen auch Toͤne beygeſellet wurden, und
ſie verſtanden ſich, ſo weit es ihre Beduͤrfniſſe for-
derten.
§. 7.
Mit dieſer Sprache gehen wir ſo zu Werke:
wir zeigen mit dem Finger auf ein phyſiſches Ding,
oder wir ahmen das Geſchrey eines Thieres nach
das
(*) Court de Gebelin ſagt: nous ſommes partis
d'un ſeul principe, l'Imitation. L'homme a eu
un modèle pour parler, la Nature & les Idées.
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/42>, abgerufen am 22.02.2025.
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