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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Lauten oder Buchstaben.
nun mein sagen will, was thu' ich um das m an-
zustimmen? Jch lasse die Lippen zu, wie sie sind,
öffne die Nase, laße die Stimme tönen, und sie
zur Nase hinausziehen. Nun sind die Nase öff-
nen, und die Stimme durch sie hinaus-
ziehen lassen,
Handlungen, die ganz allein der
Nase zukommen, also ist bey M die Nase der thäti-
ge Werkzeug, also muß nach diesem das M be-
nannt werden, also muß es ein Naselaut heissen.
Nichts kann klärer seyn. Warum ist man darüber
einig, daß N ein Naselaut ist? Geht bey M die
Stimme nicht eben so gut zur Nase hinaus? Könn-
te man N nicht mit eben dem Rechte einen Zungen-
laut nennen, weil der Zungenkanal mit der Zunge
verschlossen wird, als man das M einen Lippenlaut
nennet, weil dieser Kanal durch die Lippen verschlos-
sen wird? der Widerspruch ist offenbar.

§. 172.

Eben diese bisherige Meinung, daß M unter
die Lippenlaute gehört, mag veranlasset haben, was
in Adelungs Wörterbuch unter diesem Buch-

sta-
U

Von den Lauten oder Buchſtaben.
nun mein ſagen will, was thu' ich um das m an-
zuſtimmen? Jch laſſe die Lippen zu, wie ſie ſind,
oͤffne die Naſe, laße die Stimme toͤnen, und ſie
zur Naſe hinausziehen. Nun ſind die Naſe oͤff-
nen, und die Stimme durch ſie hinaus-
ziehen laſſen,
Handlungen, die ganz allein der
Naſe zukommen, alſo iſt bey M die Naſe der thaͤti-
ge Werkzeug, alſo muß nach dieſem das M be-
nannt werden, alſo muß es ein Naſelaut heiſſen.
Nichts kann klaͤrer ſeyn. Warum iſt man daruͤber
einig, daß N ein Naſelaut iſt? Geht bey M die
Stimme nicht eben ſo gut zur Naſe hinaus? Koͤnn-
te man N nicht mit eben dem Rechte einen Zungen-
laut nennen, weil der Zungenkanal mit der Zunge
verſchloſſen wird, als man das M einen Lippenlaut
nennet, weil dieſer Kanal durch die Lippen verſchloſ-
ſen wird? der Widerſpruch iſt offenbar.

§. 172.

Eben dieſe bisherige Meinung, daß M unter
die Lippenlaute gehoͤrt, mag veranlaſſet haben, was
in Adelungs Woͤrterbuch unter dieſem Buch-

ſta-
U
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[305/0365] Von den Lauten oder Buchſtaben. nun mein ſagen will, was thu' ich um das m an- zuſtimmen? Jch laſſe die Lippen zu, wie ſie ſind, oͤffne die Naſe, laße die Stimme toͤnen, und ſie zur Naſe hinausziehen. Nun ſind die Naſe oͤff- nen, und die Stimme durch ſie hinaus- ziehen laſſen, Handlungen, die ganz allein der Naſe zukommen, alſo iſt bey M die Naſe der thaͤti- ge Werkzeug, alſo muß nach dieſem das M be- nannt werden, alſo muß es ein Naſelaut heiſſen. Nichts kann klaͤrer ſeyn. Warum iſt man daruͤber einig, daß N ein Naſelaut iſt? Geht bey M die Stimme nicht eben ſo gut zur Naſe hinaus? Koͤnn- te man N nicht mit eben dem Rechte einen Zungen- laut nennen, weil der Zungenkanal mit der Zunge verſchloſſen wird, als man das M einen Lippenlaut nennet, weil dieſer Kanal durch die Lippen verſchloſ- ſen wird? der Widerſpruch iſt offenbar. §. 172. Eben dieſe bisherige Meinung, daß M unter die Lippenlaute gehoͤrt, mag veranlaſſet haben, was in Adelungs Woͤrterbuch unter dieſem Buch- ſta- U

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/365>, abgerufen am 21.11.2024.