Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.IV. Abtheilung. Von den Doppellautern. §. 123. Wenn man unter dem Worte Doppellaut, Um
IV. Abtheilung. Von den Doppellautern. §. 123. Wenn man unter dem Worte Doppellaut, Um
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IV. Abtheilung.
Von den Doppellautern.
§. 123.
Wenn man unter dem Worte Doppellaut,
oder Diphthong ſeiner Etymologie nach verſtehen
wollte, daß ſich dabey zwey verſchiedene Laute zu-
gleich hoͤren laſſen, wie auf der Violine durch Dop-
pelgriffe zwey oder drey zuſammenſtimmende Toͤne,
ſo waͤre dieſes ein ganz irriger Begriff. Die menſch-
liche Sprache kann einer Floͤthe verglichen werden;
wie jene nur eine Stimmritze hat, ſo hat dieſe
nur ein Anſatzloch. So wenig man nun auf der
letzteren zwey verſchiedene Toͤne zugleich anſtimmen
kann, ſo wenig kann man auch in der Ausſprache
zwey verſchiedene Laute zur naͤmlichen Zeit hoͤren
laſſen. Es gibt daher in der Sprache nach dem
ſtrengſten Verſtand keine Doppellaute, vielweniger
Dreylaute (Triphthongen). Sie koͤnnen nur in der
Schrift Statt finden und nach Adelungs Meinung
Doppelbuchſtaben genannt werden.
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Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/264>, abgerufen am 22.02.2025. |