Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.III. Abtheilung. damit gleichsam überziehet, die Lippen in dieserSpannung oft und geschwinde voneinander entfer- net, und die Luft stoßweise zum Munde hinein- platzen läßt(*) §. 97. Das Küssen ist eben auch eine, und zwar so (*) Wenn ich meine beyde Lippen zwischen die Zäh-
ne hineinziehe, da fest zusammen schließe, sie mit ei- nem starken Windstoß wieder hinaus, und voneinander sprenge, und in dem Augenblick des Ausbruches die Zunge mit ihrem mittlern Theile an den Gaumen hin- auf werfe, so ahme ich den Schall des Händeklat- schens vollkommen nach, und kann es sehr geschwinde nach einander wiederholen. Wenn ich in meiner Ju- gend bey dem Schauspiele applaudiren wollte, und eben etwas in den Händen hatte, so klatschte ich mit den Lip- pen eben so laut. Jch habe es einem Jtaliäner abge- lernet, und seit dem von Niemanden mehr gehört. III. Abtheilung. damit gleichſam uͤberziehet, die Lippen in dieſerSpannung oft und geſchwinde voneinander entfer- net, und die Luft ſtoßweiſe zum Munde hinein- platzen laͤßt(*) §. 97. Das Kuͤſſen iſt eben auch eine, und zwar ſo (*) Wenn ich meine beyde Lippen zwiſchen die Zaͤh-
ne hineinziehe, da feſt zuſammen ſchließe, ſie mit ei- nem ſtarken Windſtoß wieder hinaus, und voneinander ſprenge, und in dem Augenblick des Ausbruches die Zunge mit ihrem mittlern Theile an den Gaumen hin- auf werfe, ſo ahme ich den Schall des Haͤndeklat- ſchens vollkommen nach, und kann es ſehr geſchwinde nach einander wiederholen. Wenn ich in meiner Ju- gend bey dem Schauſpiele applaudiren wollte, und eben etwas in den Haͤnden hatte, ſo klatſchte ich mit den Lip- pen eben ſo laut. Jch habe es einem Jtaliaͤner abge- lernet, und ſeit dem von Niemanden mehr gehoͤrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0216" n="170"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/> damit gleichſam uͤberziehet, die Lippen in dieſer<lb/> Spannung oft und geſchwinde voneinander entfer-<lb/> net, und die Luft ſtoßweiſe zum Munde hinein-<lb/> platzen laͤßt<note place="foot" n="(*)">Wenn ich meine beyde Lippen zwiſchen die Zaͤh-<lb/> ne hineinziehe, da feſt zuſammen ſchließe, ſie mit ei-<lb/> nem ſtarken Windſtoß wieder hinaus, und voneinander<lb/> ſprenge, und in dem Augenblick des Ausbruches die<lb/> Zunge mit ihrem mittlern Theile an den Gaumen hin-<lb/> auf werfe, ſo ahme ich den Schall des Haͤndeklat-<lb/> ſchens vollkommen nach, und kann es ſehr geſchwinde<lb/> nach einander wiederholen. Wenn ich in meiner Ju-<lb/> gend bey dem Schauſpiele applaudiren wollte, und eben<lb/> etwas in den Haͤnden hatte, ſo klatſchte ich mit den Lip-<lb/> pen eben ſo laut. Jch habe es einem Jtaliaͤner abge-<lb/> lernet, und ſeit dem von Niemanden mehr gehoͤrt.</note></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 97.</head><lb/> <p>Das <hi rendition="#b">Kuͤſſen</hi> iſt eben auch eine, und zwar<lb/> nicht gleichguͤltige Verrichtung der Lippen, und weil<lb/> damit auch ein gewißer Laut verbunden iſt, ſo duͤr-<lb/> fen wir es hier nicht uͤbergehen. Wie man kuͤßt,<lb/> weiß der ganze Erdboden, aber wie der dem Ohre<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0216]
III. Abtheilung.
damit gleichſam uͤberziehet, die Lippen in dieſer
Spannung oft und geſchwinde voneinander entfer-
net, und die Luft ſtoßweiſe zum Munde hinein-
platzen laͤßt (*)
§. 97.
Das Kuͤſſen iſt eben auch eine, und zwar
nicht gleichguͤltige Verrichtung der Lippen, und weil
damit auch ein gewißer Laut verbunden iſt, ſo duͤr-
fen wir es hier nicht uͤbergehen. Wie man kuͤßt,
weiß der ganze Erdboden, aber wie der dem Ohre
ſo
(*) Wenn ich meine beyde Lippen zwiſchen die Zaͤh-
ne hineinziehe, da feſt zuſammen ſchließe, ſie mit ei-
nem ſtarken Windſtoß wieder hinaus, und voneinander
ſprenge, und in dem Augenblick des Ausbruches die
Zunge mit ihrem mittlern Theile an den Gaumen hin-
auf werfe, ſo ahme ich den Schall des Haͤndeklat-
ſchens vollkommen nach, und kann es ſehr geſchwinde
nach einander wiederholen. Wenn ich in meiner Ju-
gend bey dem Schauſpiele applaudiren wollte, und eben
etwas in den Haͤnden hatte, ſo klatſchte ich mit den Lip-
pen eben ſo laut. Jch habe es einem Jtaliaͤner abge-
lernet, und ſeit dem von Niemanden mehr gehoͤrt.
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Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/216>, abgerufen am 22.02.2025. |