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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
de dort, wo die Fugen sind, immer etwas unzer-
schnitten stehn bleiben, welches das im Munde befind-
liche Stück mit dem ausseren noch zusammen halten
würde, und das mit der Hand vollends abgerissen
werden müßte. Man kann dieses schön sehen, wenn
man ein weiches etwan 1 Zoll dickes und etwas
breites Stück Wachs so abzubeißen versucht, daß
die zwey Schneiden der Zähne senkrecht aufeinan-
der zu stehen kommen. Dazu kömmt noch, daß,
wenn die Zähne wie ein Messer schneidig seyn müß-
ten, sie durch den immerwährenden Gebrauch gar
bald abgenützt seyn würden, und die Natur nicht
Zeit genug hätte, das Abgeschliffene bey einem so
harten Knochen, wie der Zahn ist, immer wieder
nachzuschieben und zu ersetzen.

§. 86.

Jetzt wollen wir sehen, was denn die Zähne
bey der Sprache für einen Antheil haben. Dieser
ist freylich sehr gering. Wenn man betrachtet, daß
Leute, die alle Zähne verloren haben, dennoch ganz
verständlich sprechen, so muß man dieses Werk-

zeug


Von den Werkzeugen der Sprache.
de dort, wo die Fugen ſind, immer etwas unzer-
ſchnitten ſtehn bleiben, welches das im Munde befind-
liche Stuͤck mit dem auſſeren noch zuſammen halten
wuͤrde, und das mit der Hand vollends abgeriſſen
werden muͤßte. Man kann dieſes ſchoͤn ſehen, wenn
man ein weiches etwan 1 Zoll dickes und etwas
breites Stuͤck Wachs ſo abzubeißen verſucht, daß
die zwey Schneiden der Zaͤhne ſenkrecht aufeinan-
der zu ſtehen kommen. Dazu koͤmmt noch, daß,
wenn die Zaͤhne wie ein Meſſer ſchneidig ſeyn muͤß-
ten, ſie durch den immerwaͤhrenden Gebrauch gar
bald abgenuͤtzt ſeyn wuͤrden, und die Natur nicht
Zeit genug haͤtte, das Abgeſchliffene bey einem ſo
harten Knochen, wie der Zahn iſt, immer wieder
nachzuſchieben und zu erſetzen.

§. 86.

Jetzt wollen wir ſehen, was denn die Zaͤhne
bey der Sprache fuͤr einen Antheil haben. Dieſer
iſt freylich ſehr gering. Wenn man betrachtet, daß
Leute, die alle Zaͤhne verloren haben, dennoch ganz
verſtaͤndlich ſprechen, ſo muß man dieſes Werk-

zeug
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[157/0201] Von den Werkzeugen der Sprache. de dort, wo die Fugen ſind, immer etwas unzer- ſchnitten ſtehn bleiben, welches das im Munde befind- liche Stuͤck mit dem auſſeren noch zuſammen halten wuͤrde, und das mit der Hand vollends abgeriſſen werden muͤßte. Man kann dieſes ſchoͤn ſehen, wenn man ein weiches etwan 1 Zoll dickes und etwas breites Stuͤck Wachs ſo abzubeißen verſucht, daß die zwey Schneiden der Zaͤhne ſenkrecht aufeinan- der zu ſtehen kommen. Dazu koͤmmt noch, daß, wenn die Zaͤhne wie ein Meſſer ſchneidig ſeyn muͤß- ten, ſie durch den immerwaͤhrenden Gebrauch gar bald abgenuͤtzt ſeyn wuͤrden, und die Natur nicht Zeit genug haͤtte, das Abgeſchliffene bey einem ſo harten Knochen, wie der Zahn iſt, immer wieder nachzuſchieben und zu erſetzen. §. 86. Jetzt wollen wir ſehen, was denn die Zaͤhne bey der Sprache fuͤr einen Antheil haben. Dieſer iſt freylich ſehr gering. Wenn man betrachtet, daß Leute, die alle Zaͤhne verloren haben, dennoch ganz verſtaͤndlich ſprechen, ſo muß man dieſes Werk- zeug

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/201>, abgerufen am 21.11.2024.