Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abtheilung.

So sind auch manche Menschen nicht im
Stande den rechten Gebrauch von ihrem Stimm-
organe zu machen. Sie lernen in ihrem ganzen Le-
ben nicht ihrer Stimmritze diese oder jene bestimmte
Oeffnung zu geben, daher sie keinen Ton sicher an-
stimmen, und nicht das geringste Gassenlied nach-
singen können. Hier mag wohl wieder ein unrichti-
ges Ohr größtentheils schuld seyn.

§. 56.

Wenn die Häutchen der Stimmritze durch
Krankheit ausgefressen, oder paralytisch geworden
sind, folglich ihre Spannkraft verloren haben, so
höret alle Stimme auf, und ein solcher Mensch
kann nur leise, das ist, mit bloßem Wind, aber
dennoch in einer kleinen Entfernung noch ganz ver-
ständlich sprechen.

Kröpfe, Halsweh, Geschwulsten, Verschlei-
mungen, und Husten legen der Sprache manche
Hinderniße in Wege. Der Luftröhrenkopf wird durch
Beulen und Geschwulsten aus seiner Richtung ver-

drückt,
III. Abtheilung.

So ſind auch manche Menſchen nicht im
Stande den rechten Gebrauch von ihrem Stimm-
organe zu machen. Sie lernen in ihrem ganzen Le-
ben nicht ihrer Stimmritze dieſe oder jene beſtimmte
Oeffnung zu geben, daher ſie keinen Ton ſicher an-
ſtimmen, und nicht das geringſte Gaſſenlied nach-
ſingen koͤnnen. Hier mag wohl wieder ein unrichti-
ges Ohr groͤßtentheils ſchuld ſeyn.

§. 56.

Wenn die Haͤutchen der Stimmritze durch
Krankheit ausgefreſſen, oder paralytiſch geworden
ſind, folglich ihre Spannkraft verloren haben, ſo
hoͤret alle Stimme auf, und ein ſolcher Menſch
kann nur leiſe, das iſt, mit bloßem Wind, aber
dennoch in einer kleinen Entfernung noch ganz ver-
ſtaͤndlich ſprechen.

Kroͤpfe, Halsweh, Geſchwulſten, Verſchlei-
mungen, und Huſten legen der Sprache manche
Hinderniße in Wege. Der Luftroͤhrenkopf wird durch
Beulen und Geſchwulſten aus ſeiner Richtung ver-

druͤckt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0134" n="102"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi>. Abtheilung.</hi> </fw><lb/>
            <p>So &#x017F;ind auch manche Men&#x017F;chen nicht im<lb/>
Stande den rechten Gebrauch von ihrem Stimm-<lb/>
organe zu machen. Sie lernen in ihrem ganzen Le-<lb/>
ben nicht ihrer Stimmritze die&#x017F;e oder jene be&#x017F;timmte<lb/>
Oeffnung zu geben, daher &#x017F;ie keinen Ton &#x017F;icher an-<lb/>
&#x017F;timmen, und nicht das gering&#x017F;te Ga&#x017F;&#x017F;enlied nach-<lb/>
&#x017F;ingen ko&#x0364;nnen. Hier mag wohl wieder ein unrichti-<lb/>
ges Ohr gro&#x0364;ßtentheils &#x017F;chuld &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 56.</head><lb/>
            <p>Wenn die Ha&#x0364;utchen der Stimmritze durch<lb/>
Krankheit ausgefre&#x017F;&#x017F;en, oder paralyti&#x017F;ch geworden<lb/>
&#x017F;ind, folglich ihre Spannkraft verloren haben, &#x017F;o<lb/>
ho&#x0364;ret alle Stimme auf, und ein &#x017F;olcher Men&#x017F;ch<lb/>
kann nur lei&#x017F;e, das i&#x017F;t, mit bloßem Wind, aber<lb/>
dennoch in einer kleinen Entfernung noch ganz ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlich &#x017F;prechen.</p><lb/>
            <p>Kro&#x0364;pfe, Halsweh, Ge&#x017F;chwul&#x017F;ten, Ver&#x017F;chlei-<lb/>
mungen, und Hu&#x017F;ten legen der Sprache manche<lb/>
Hinderniße in Wege. Der Luftro&#x0364;hrenkopf wird durch<lb/>
Beulen und Ge&#x017F;chwul&#x017F;ten aus &#x017F;einer Richtung ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dru&#x0364;ckt,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0134] III. Abtheilung. So ſind auch manche Menſchen nicht im Stande den rechten Gebrauch von ihrem Stimm- organe zu machen. Sie lernen in ihrem ganzen Le- ben nicht ihrer Stimmritze dieſe oder jene beſtimmte Oeffnung zu geben, daher ſie keinen Ton ſicher an- ſtimmen, und nicht das geringſte Gaſſenlied nach- ſingen koͤnnen. Hier mag wohl wieder ein unrichti- ges Ohr groͤßtentheils ſchuld ſeyn. §. 56. Wenn die Haͤutchen der Stimmritze durch Krankheit ausgefreſſen, oder paralytiſch geworden ſind, folglich ihre Spannkraft verloren haben, ſo hoͤret alle Stimme auf, und ein ſolcher Menſch kann nur leiſe, das iſt, mit bloßem Wind, aber dennoch in einer kleinen Entfernung noch ganz ver- ſtaͤndlich ſprechen. Kroͤpfe, Halsweh, Geſchwulſten, Verſchlei- mungen, und Huſten legen der Sprache manche Hinderniße in Wege. Der Luftroͤhrenkopf wird durch Beulen und Geſchwulſten aus ſeiner Richtung ver- druͤckt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/134
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/134>, abgerufen am 21.12.2024.