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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Eilftes Kapitel.

Höchst angenehm gestimmt und aufgeregt
ging er in dem schönen Garten umher und fühlte
sich lieblich geschmeichelt und gestreichelt durch
den artigen Scherz, welchen das Fräulein mit
ihm aufgeführt, sowie durch die unbefangene Art,
mit welcher sie die Erzählung ihres Herkommens
und ihrer Verhältnisse veranlaßt hatte. Aber
erst unter den dunklen Bäumen des Lustwaldes
stieg ihm plötzlich der schmeichelhafte Gedanke
auf, daß er der Schönen am Ende wohl gefallen
müsse, weil sie so unverhohlen und freundlich sich
mit ihm zu thun machte, und er warf unver¬
weilt sein inneres Auge auf sie mit großem Wohl¬
wollen, auch stellte sich ihm im Fluge ein herr¬
liches und edles Leben dar mit allen seinen Zier¬

Eilftes Kapitel.

Hoͤchſt angenehm geſtimmt und aufgeregt
ging er in dem ſchoͤnen Garten umher und fuͤhlte
ſich lieblich geſchmeichelt und geſtreichelt durch
den artigen Scherz, welchen das Fraͤulein mit
ihm aufgefuͤhrt, ſowie durch die unbefangene Art,
mit welcher ſie die Erzaͤhlung ihres Herkommens
und ihrer Verhaͤltniſſe veranlaßt hatte. Aber
erſt unter den dunklen Baͤumen des Luſtwaldes
ſtieg ihm ploͤtzlich der ſchmeichelhafte Gedanke
auf, daß er der Schoͤnen am Ende wohl gefallen
muͤſſe, weil ſie ſo unverhohlen und freundlich ſich
mit ihm zu thun machte, und er warf unver¬
weilt ſein inneres Auge auf ſie mit großem Wohl¬
wollen, auch ſtellte ſich ihm im Fluge ein herr¬
liches und edles Leben dar mit allen ſeinen Zier¬

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[0365] Eilftes Kapitel. Hoͤchſt angenehm geſtimmt und aufgeregt ging er in dem ſchoͤnen Garten umher und fuͤhlte ſich lieblich geſchmeichelt und geſtreichelt durch den artigen Scherz, welchen das Fraͤulein mit ihm aufgefuͤhrt, ſowie durch die unbefangene Art, mit welcher ſie die Erzaͤhlung ihres Herkommens und ihrer Verhaͤltniſſe veranlaßt hatte. Aber erſt unter den dunklen Baͤumen des Luſtwaldes ſtieg ihm ploͤtzlich der ſchmeichelhafte Gedanke auf, daß er der Schoͤnen am Ende wohl gefallen muͤſſe, weil ſie ſo unverhohlen und freundlich ſich mit ihm zu thun machte, und er warf unver¬ weilt ſein inneres Auge auf ſie mit großem Wohl¬ wollen, auch ſtellte ſich ihm im Fluge ein herr¬ liches und edles Leben dar mit allen ſeinen Zier¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/365>, abgerufen am 21.11.2024.