Zanken will ich nicht und klagen, Aber eins muß ich dir sagen: Du, der du mein Herz gewannst, Milon, der du mich bewirthen Durch ein freundlich Lächeln kannst, Du verschmähtest jüngst die Myrthen, Weil du dich nicht drauf besannst, Daß dein Weigern mich betrübte, Ach du wustest nicht, daß ich In die Veilchen mich verliebte, Welche zum Beneiden sich Dir ans Herz gelegt befanden, Tauschen wollt ich gern mit dir, Und du hast mich nicht verstanden. Diese Veilchen wären mir Heiliger noch als die andern, Die dein Diener mir gebracht; Und sie sollten mit mir wandern In des finstern Grabes Nacht. O wie kannst du das verachten, Was dir meine Liebe beut;
An Milon.
Zanken will ich nicht und klagen, Aber eins muß ich dir ſagen: Du, der du mein Herz gewannſt, Milon, der du mich bewirthen Durch ein freundlich Laͤcheln kannſt, Du verſchmaͤhteſt juͤngſt die Myrthen, Weil du dich nicht drauf beſannſt, Daß dein Weigern mich betruͤbte, Ach du wuſteſt nicht, daß ich In die Veilchen mich verliebte, Welche zum Beneiden ſich Dir ans Herz gelegt befanden, Tauſchen wollt ich gern mit dir, Und du haſt mich nicht verſtanden. Dieſe Veilchen waͤren mir Heiliger noch als die andern, Die dein Diener mir gebracht; Und ſie ſollten mit mir wandern In des finſtern Grabes Nacht. O wie kannſt du das verachten, Was dir meine Liebe beut;
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An Milon.
Zanken will ich nicht und klagen,
Aber eins muß ich dir ſagen:
Du, der du mein Herz gewannſt,
Milon, der du mich bewirthen
Durch ein freundlich Laͤcheln kannſt,
Du verſchmaͤhteſt juͤngſt die Myrthen,
Weil du dich nicht drauf beſannſt,
Daß dein Weigern mich betruͤbte,
Ach du wuſteſt nicht, daß ich
In die Veilchen mich verliebte,
Welche zum Beneiden ſich
Dir ans Herz gelegt befanden,
Tauſchen wollt ich gern mit dir,
Und du haſt mich nicht verſtanden.
Dieſe Veilchen waͤren mir
Heiliger noch als die andern,
Die dein Diener mir gebracht;
Und ſie ſollten mit mir wandern
In des finſtern Grabes Nacht.
O wie kannſt du das verachten,
Was dir meine Liebe beut;
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/454>, abgerufen am 21.12.2024.
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