Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Würd es wohl dem Manne schmerzen,
Der noch nie daran gedacht,
Daß die Glut in meinem Herzen,
Die sein Lächeln angefacht,
Die er ungekühlt läßt brennen,
Mich zum Aschenhäufchen macht?


An Milon.


Einfältig machte die Natur
Mein Herz und meine Sinnen;
Beständig lieben kann ich nur,
Und alle mein Beginnen,
Mein Dichten, Trachten, Wunsch und Flehn
Bestehet bloß darinnen
Dich aufzusuchen und zu sehn
Und Deinen Blick zu fühlen.
Ich habe nie daran gedacht
Dir einen Streich zu spielen;
Doch gestern hab ichs fein gemacht,
O laß Dirs nur gestehen:
Die Rose, die ich Dir gebracht
Fing schon an zu vergehen,
Sie
Wuͤrd es wohl dem Manne ſchmerzen,
Der noch nie daran gedacht,
Daß die Glut in meinem Herzen,
Die ſein Laͤcheln angefacht,
Die er ungekuͤhlt laͤßt brennen,
Mich zum Aſchenhaͤufchen macht?


An Milon.


Einfaͤltig machte die Natur
Mein Herz und meine Sinnen;
Beſtaͤndig lieben kann ich nur,
Und alle mein Beginnen,
Mein Dichten, Trachten, Wunſch und Flehn
Beſtehet bloß darinnen
Dich aufzuſuchen und zu ſehn
Und Deinen Blick zu fuͤhlen.
Ich habe nie daran gedacht
Dir einen Streich zu ſpielen;
Doch geſtern hab ichs fein gemacht,
O laß Dirs nur geſtehen:
Die Roſe, die ich Dir gebracht
Fing ſchon an zu vergehen,
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0448" n="288"/>
              <l>Wu&#x0364;rd es wohl dem Manne &#x017F;chmerzen,</l><lb/>
              <l>Der noch nie daran gedacht,</l><lb/>
              <l>Daß die Glut in meinem Herzen,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ein La&#x0364;cheln angefacht,</l><lb/>
              <l>Die er ungeku&#x0364;hlt la&#x0364;ßt brennen,</l><lb/>
              <l>Mich zum A&#x017F;chenha&#x0364;ufchen macht?</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An Milon</hi>.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>infa&#x0364;ltig machte die Natur</l><lb/>
              <l>Mein Herz und meine Sinnen;</l><lb/>
              <l>Be&#x017F;ta&#x0364;ndig lieben kann ich nur,</l><lb/>
              <l>Und alle mein Beginnen,</l><lb/>
              <l>Mein Dichten, Trachten, Wun&#x017F;ch und Flehn</l><lb/>
              <l>Be&#x017F;tehet bloß darinnen</l><lb/>
              <l>Dich aufzu&#x017F;uchen und zu &#x017F;ehn</l><lb/>
              <l>Und Deinen Blick zu fu&#x0364;hlen.</l><lb/>
              <l>Ich habe nie daran gedacht</l><lb/>
              <l>Dir einen Streich zu &#x017F;pielen;</l><lb/>
              <l>Doch ge&#x017F;tern hab ichs fein gemacht,</l><lb/>
              <l>O laß Dirs nur ge&#x017F;tehen:</l><lb/>
              <l>Die Ro&#x017F;e, die ich Dir gebracht</l><lb/>
              <l>Fing &#x017F;chon an zu vergehen,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0448] Wuͤrd es wohl dem Manne ſchmerzen, Der noch nie daran gedacht, Daß die Glut in meinem Herzen, Die ſein Laͤcheln angefacht, Die er ungekuͤhlt laͤßt brennen, Mich zum Aſchenhaͤufchen macht? An Milon. Einfaͤltig machte die Natur Mein Herz und meine Sinnen; Beſtaͤndig lieben kann ich nur, Und alle mein Beginnen, Mein Dichten, Trachten, Wunſch und Flehn Beſtehet bloß darinnen Dich aufzuſuchen und zu ſehn Und Deinen Blick zu fuͤhlen. Ich habe nie daran gedacht Dir einen Streich zu ſpielen; Doch geſtern hab ichs fein gemacht, O laß Dirs nur geſtehen: Die Roſe, die ich Dir gebracht Fing ſchon an zu vergehen, Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/448
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/448>, abgerufen am 03.12.2024.