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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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An
den Herrn Kanonikus Gleim*).



Achill, der stampfende Held, sprach mit dem wiehern-
den Pferde
In wildem gluthigem Zorn;
Er stieß sein eisernes Speer tief in die zitternde Erde
Und stach mit blutigem Sporn
Das sich aufbäumende Roß, rief mit hochbrüllender
Stimme:
Trag mich, beflügeltes Thier,
Hin zu dem Opferaltar, da würgt mit Furiengrimme
Ein Arm das Leben in mir,
Da würgt der Vater sich selbst im götterähnlichen Kinde.
Zu Eisen macht ihn der Stolz,
Ihn schlacht' ich bei dem Altar, wo ich die Blutende finde,
Und werf ihn zu ihr aufs Holz.
*) Der Dichter hatte ihr geschrieben, daß er, wie Achill, sei-
nen Rappen schon angeredet, ihn zur Dichterinn zu tragen
wäre aber plötzlich abgerufen worden.
L 2

An
den Herrn Kanonikus Gleim*).



Achill, der ſtampfende Held, ſprach mit dem wiehern-
den Pferde
In wildem gluthigem Zorn;
Er ſtieß ſein eiſernes Speer tief in die zitternde Erde
Und ſtach mit blutigem Sporn
Das ſich aufbaͤumende Roß, rief mit hochbruͤllender
Stimme:
Trag mich, befluͤgeltes Thier,
Hin zu dem Opferaltar, da wuͤrgt mit Furiengrimme
Ein Arm das Leben in mir,
Da wuͤrgt der Vater ſich ſelbſt im goͤtteraͤhnlichen Kinde.
Zu Eiſen macht ihn der Stolz,
Ihn ſchlacht’ ich bei dem Altar, wo ich die Blutende finde,
Und werf ihn zu ihr aufs Holz.
*) Der Dichter hatte ihr geſchrieben, daß er, wie Achill, ſei-
nen Rappen ſchon angeredet, ihn zur Dichterinn zu tragen
waͤre aber ploͤtzlich abgerufen worden.
L 2
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[163/0323] An den Herrn Kanonikus Gleim *). Magdeburg, im October 1761. Achill, der ſtampfende Held, ſprach mit dem wiehern- den Pferde In wildem gluthigem Zorn; Er ſtieß ſein eiſernes Speer tief in die zitternde Erde Und ſtach mit blutigem Sporn Das ſich aufbaͤumende Roß, rief mit hochbruͤllender Stimme: Trag mich, befluͤgeltes Thier, Hin zu dem Opferaltar, da wuͤrgt mit Furiengrimme Ein Arm das Leben in mir, Da wuͤrgt der Vater ſich ſelbſt im goͤtteraͤhnlichen Kinde. Zu Eiſen macht ihn der Stolz, Ihn ſchlacht’ ich bei dem Altar, wo ich die Blutende finde, Und werf ihn zu ihr aufs Holz. *) Der Dichter hatte ihr geſchrieben, daß er, wie Achill, ſei- nen Rappen ſchon angeredet, ihn zur Dichterinn zu tragen waͤre aber ploͤtzlich abgerufen worden. L 2

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/323>, abgerufen am 21.11.2024.