Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.An die Leda. Von dem Olympus zogest du ihn nieder, O Leda! deinetwegen trägt Der Donnergott ein lilienweiß Gefieder, Der sonst mit Keulen um sich schlägt. Er theilt die Wolken, seine Flügel trennen Den Aether und den Sonnenstrahl, Er kommt, und deines Auges Blicke brennen, Dein Antlitz blühet wie das Thal. Dein Busen schwillt, wie kleine Flocken Hügel, Wenn Boreas durch Fluren bläst Und jeder Bach verwandelt wird zum Spiegel, Und das gestorbne Laub verwest. An die Leda. Von dem Olympus zogeſt du ihn nieder, O Leda! deinetwegen traͤgt Der Donnergott ein lilienweiß Gefieder, Der ſonſt mit Keulen um ſich ſchlaͤgt. Er theilt die Wolken, ſeine Fluͤgel trennen Den Aether und den Sonnenſtrahl, Er kommt, und deines Auges Blicke brennen, Dein Antlitz bluͤhet wie das Thal. Dein Buſen ſchwillt, wie kleine Flocken Huͤgel, Wenn Boreas durch Fluren blaͤſt Und jeder Bach verwandelt wird zum Spiegel, Und das geſtorbne Laub verweſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0190" n="30"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An die Leda</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>on dem Olympus zogeſt du ihn nieder,</l><lb/> <l>O Leda! deinetwegen traͤgt</l><lb/> <l>Der Donnergott ein lilienweiß Gefieder,</l><lb/> <l>Der ſonſt mit Keulen um ſich ſchlaͤgt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er theilt die Wolken, ſeine Fluͤgel trennen</l><lb/> <l>Den Aether und den Sonnenſtrahl,</l><lb/> <l>Er kommt, und deines Auges Blicke brennen,</l><lb/> <l>Dein Antlitz bluͤhet wie das Thal.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dein Buſen ſchwillt, wie kleine Flocken Huͤgel,</l><lb/> <l>Wenn Boreas durch Fluren blaͤſt</l><lb/> <l>Und jeder Bach verwandelt wird zum Spiegel,</l><lb/> <l>Und das geſtorbne Laub verweſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0190]
An die Leda.
Von dem Olympus zogeſt du ihn nieder,
O Leda! deinetwegen traͤgt
Der Donnergott ein lilienweiß Gefieder,
Der ſonſt mit Keulen um ſich ſchlaͤgt.
Er theilt die Wolken, ſeine Fluͤgel trennen
Den Aether und den Sonnenſtrahl,
Er kommt, und deines Auges Blicke brennen,
Dein Antlitz bluͤhet wie das Thal.
Dein Buſen ſchwillt, wie kleine Flocken Huͤgel,
Wenn Boreas durch Fluren blaͤſt
Und jeder Bach verwandelt wird zum Spiegel,
Und das geſtorbne Laub verweſt.
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