ist, sondern der Verstand, der über die Natur der Dinge urtheilt, und auch dieser wiederum nur in Ansehung sei- ner Erkentniß a priori den Gegenstand ausmacht, dessen Vorrath, weil wir ihn doch nicht auswärtig suchen dür- fen, uns nicht verborgen bleiben kan, und allem Vermu- then nach klein genug ist, um vollständig aufgenommen, nach seinem Werthe oder Unwerthe beurtheilt und unter richtige Schätzung gebracht zu werden.
II. Eintheilung der Transscendental- Philosophie.
Die Transscendental-Philosophie ist hier nur eine Idee, wozu die Critik der reinen Vernunft den ganzen Plan architektonisch d. i. aus Principien entwerfen soll, mit völliger Gewärleistung der Vollständigkeit und Sicher- heit aller Stücke, die dieses Gebäude ausmacht. Daß diese Critik nicht schon selbst Transscendental-Philosophie heißt, beruhet lediglich darauf, daß sie, um ein vollstän- dig System zu seyn, auch eine ausführliche Analysis der ganzen menschlichen Erkentniß a priori enthalten müßte. Nun muß zwar unsre Critik allerdings auch eine vollstän- dige Herzehlung aller Stammbegriffe, welche die gedachte reine Erkentniß ausmachen, vor Augen legen. Allein der ausführlichen Analysis dieser Begriffe selbst, wie auch der vollständigen Recension der daraus abgeleiteten, enthält sie sich billig, theils weil diese Zergliederung nicht zweck-
mäßig
Einleitung.
iſt, ſondern der Verſtand, der uͤber die Natur der Dinge urtheilt, und auch dieſer wiederum nur in Anſehung ſei- ner Erkentniß a priori den Gegenſtand ausmacht, deſſen Vorrath, weil wir ihn doch nicht auswaͤrtig ſuchen duͤr- fen, uns nicht verborgen bleiben kan, und allem Vermu- then nach klein genug iſt, um vollſtaͤndig aufgenommen, nach ſeinem Werthe oder Unwerthe beurtheilt und unter richtige Schaͤtzung gebracht zu werden.
II. Eintheilung der Transſcendental- Philoſophie.
Die Transſcendental-Philoſophie iſt hier nur eine Idee, wozu die Critik der reinen Vernunft den ganzen Plan architektoniſch d. i. aus Principien entwerfen ſoll, mit voͤlliger Gewaͤrleiſtung der Vollſtaͤndigkeit und Sicher- heit aller Stuͤcke, die dieſes Gebaͤude ausmacht. Daß dieſe Critik nicht ſchon ſelbſt Transſcendental-Philoſophie heißt, beruhet lediglich darauf, daß ſie, um ein vollſtaͤn- dig Syſtem zu ſeyn, auch eine ausfuͤhrliche Analyſis der ganzen menſchlichen Erkentniß a priori enthalten muͤßte. Nun muß zwar unſre Critik allerdings auch eine vollſtaͤn- dige Herzehlung aller Stammbegriffe, welche die gedachte reine Erkentniß ausmachen, vor Augen legen. Allein der ausfuͤhrlichen Analyſis dieſer Begriffe ſelbſt, wie auch der vollſtaͤndigen Recenſion der daraus abgeleiteten, enthaͤlt ſie ſich billig, theils weil dieſe Zergliederung nicht zweck-
maͤßig
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0043"n="13"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/>
iſt, ſondern der Verſtand, der uͤber die Natur der Dinge<lb/>
urtheilt, und auch dieſer wiederum nur in Anſehung ſei-<lb/>
ner Erkentniß <hirendition="#aq">a priori</hi> den Gegenſtand ausmacht, deſſen<lb/>
Vorrath, weil wir ihn doch nicht auswaͤrtig ſuchen duͤr-<lb/>
fen, uns nicht verborgen bleiben kan, und allem Vermu-<lb/>
then nach klein genug iſt, um vollſtaͤndig aufgenommen,<lb/>
nach ſeinem Werthe oder Unwerthe beurtheilt und unter<lb/>
richtige Schaͤtzung gebracht zu werden.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi><lb/>
Eintheilung der Transſcendental-<lb/>
Philoſophie.</hi></head><lb/><p>Die Transſcendental-Philoſophie iſt hier nur eine<lb/>
Idee, wozu die Critik der reinen Vernunft den ganzen<lb/>
Plan architektoniſch d. i. aus Principien entwerfen ſoll,<lb/>
mit voͤlliger Gewaͤrleiſtung der Vollſtaͤndigkeit und Sicher-<lb/>
heit aller Stuͤcke, die dieſes Gebaͤude ausmacht. Daß<lb/>
dieſe Critik nicht ſchon ſelbſt Transſcendental-Philoſophie<lb/>
heißt, beruhet lediglich darauf, daß ſie, um ein vollſtaͤn-<lb/>
dig Syſtem zu ſeyn, auch eine ausfuͤhrliche Analyſis der<lb/>
ganzen menſchlichen Erkentniß <hirendition="#aq">a priori</hi> enthalten muͤßte.<lb/>
Nun muß zwar unſre Critik allerdings auch eine vollſtaͤn-<lb/>
dige Herzehlung aller Stammbegriffe, welche die gedachte<lb/>
reine Erkentniß ausmachen, vor Augen legen. Allein der<lb/>
ausfuͤhrlichen Analyſis dieſer Begriffe ſelbſt, wie auch der<lb/>
vollſtaͤndigen Recenſion der daraus abgeleiteten, enthaͤlt<lb/>ſie ſich billig, theils weil dieſe Zergliederung nicht zweck-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">maͤßig</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[13/0043]
Einleitung.
iſt, ſondern der Verſtand, der uͤber die Natur der Dinge
urtheilt, und auch dieſer wiederum nur in Anſehung ſei-
ner Erkentniß a priori den Gegenſtand ausmacht, deſſen
Vorrath, weil wir ihn doch nicht auswaͤrtig ſuchen duͤr-
fen, uns nicht verborgen bleiben kan, und allem Vermu-
then nach klein genug iſt, um vollſtaͤndig aufgenommen,
nach ſeinem Werthe oder Unwerthe beurtheilt und unter
richtige Schaͤtzung gebracht zu werden.
II.
Eintheilung der Transſcendental-
Philoſophie.
Die Transſcendental-Philoſophie iſt hier nur eine
Idee, wozu die Critik der reinen Vernunft den ganzen
Plan architektoniſch d. i. aus Principien entwerfen ſoll,
mit voͤlliger Gewaͤrleiſtung der Vollſtaͤndigkeit und Sicher-
heit aller Stuͤcke, die dieſes Gebaͤude ausmacht. Daß
dieſe Critik nicht ſchon ſelbſt Transſcendental-Philoſophie
heißt, beruhet lediglich darauf, daß ſie, um ein vollſtaͤn-
dig Syſtem zu ſeyn, auch eine ausfuͤhrliche Analyſis der
ganzen menſchlichen Erkentniß a priori enthalten muͤßte.
Nun muß zwar unſre Critik allerdings auch eine vollſtaͤn-
dige Herzehlung aller Stammbegriffe, welche die gedachte
reine Erkentniß ausmachen, vor Augen legen. Allein der
ausfuͤhrlichen Analyſis dieſer Begriffe ſelbſt, wie auch der
vollſtaͤndigen Recenſion der daraus abgeleiteten, enthaͤlt
ſie ſich billig, theils weil dieſe Zergliederung nicht zweck-
maͤßig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/43>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.