ohne doch irgend ein anderes Obiect der Erkentniß, ausser der Sphäre der lezteren, in sich zu enthalten und aufzu- weisen.
Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechselung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transscendentalen.
Die Ueberlegung (reflexio) hat es nicht mit den Ge- genständen selbst zu thun, um gerade zu von ihnen Begriffe zu bekommen, sondern ist der Zustand des Ge- müths, in welchem wir uns zuerst dazu anschicken, um die subiective Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir zu Begriffen gelangen können. Sie ist das Bewustseyn des Verhältnisses gegebener Vorstellungen zu unseren verschiedenen Erkentnißquellen, durch welches al- lein ihr Verhältniß unter einander richtig bestimt werden kan. Die erste Frage vor aller weitern Behandlung un- serer Vorstellung ist die: in welchem Erkentnißvermögen gehören sie zusammen? Ist es der Verstand, oder sind es die Sinne, vor denen sie verknüpft, oder verglichen wer- den? Manches Urtheil wird aus Gewohnheit angenom- men, oder durch Neigung geknüpft; weil aber keine Ueber- legung vorhergeht, oder wenigstens critisch darauf folgt,
so
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
ohne doch irgend ein anderes Obiect der Erkentniß, auſſer der Sphaͤre der lezteren, in ſich zu enthalten und aufzu- weiſen.
Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechſelung des empiriſchen Verſtandesgebrauchs mit dem transſcendentalen.
Die Ueberlegung (reflexio) hat es nicht mit den Ge- genſtaͤnden ſelbſt zu thun, um gerade zu von ihnen Begriffe zu bekommen, ſondern iſt der Zuſtand des Ge- muͤths, in welchem wir uns zuerſt dazu anſchicken, um die ſubiective Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir zu Begriffen gelangen koͤnnen. Sie iſt das Bewuſtſeyn des Verhaͤltniſſes gegebener Vorſtellungen zu unſeren verſchiedenen Erkentnißquellen, durch welches al- lein ihr Verhaͤltniß unter einander richtig beſtimt werden kan. Die erſte Frage vor aller weitern Behandlung un- ſerer Vorſtellung iſt die: in welchem Erkentnißvermoͤgen gehoͤren ſie zuſammen? Iſt es der Verſtand, oder ſind es die Sinne, vor denen ſie verknuͤpft, oder verglichen wer- den? Manches Urtheil wird aus Gewohnheit angenom- men, oder durch Neigung geknuͤpft; weil aber keine Ueber- legung vorhergeht, oder wenigſtens critiſch darauf folgt,
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0290"n="260"/><fwplace="top"type="header">Elementarl. <hirendition="#aq">II.</hi> Th. <hirendition="#aq">I.</hi> Abth. <hirendition="#aq">II.</hi> Buch. Anhang.</fw><lb/>
ohne doch irgend ein anderes Obiect der Erkentniß, auſſer<lb/>
der Sphaͤre der lezteren, in ſich zu enthalten und aufzu-<lb/>
weiſen.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#g"><hirendition="#b">Anhang.</hi><lb/>
Von der</hi><lb/><hirendition="#b">Amphibolie der Reflexionsbegriffe</hi><lb/>
durch die<lb/><hirendition="#b">Verwechſelung des empiriſchen</hi><lb/>
Verſtandesgebrauchs mit dem transſcendentalen.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Ueberlegung (<hirendition="#aq">reflexio</hi>) hat es nicht mit den Ge-<lb/>
genſtaͤnden ſelbſt zu thun, um gerade zu von ihnen<lb/>
Begriffe zu bekommen, ſondern iſt der Zuſtand des Ge-<lb/>
muͤths, in welchem wir uns zuerſt dazu anſchicken, um<lb/>
die ſubiective Bedingungen ausfindig zu machen, unter<lb/>
denen wir zu Begriffen gelangen koͤnnen. Sie iſt das<lb/>
Bewuſtſeyn des Verhaͤltniſſes gegebener Vorſtellungen zu<lb/>
unſeren verſchiedenen Erkentnißquellen, durch welches al-<lb/>
lein ihr Verhaͤltniß unter einander richtig beſtimt werden<lb/>
kan. Die erſte Frage vor aller weitern Behandlung un-<lb/>ſerer Vorſtellung iſt die: in welchem Erkentnißvermoͤgen<lb/>
gehoͤren ſie zuſammen? Iſt es der Verſtand, oder ſind es<lb/>
die Sinne, vor denen ſie verknuͤpft, oder verglichen wer-<lb/>
den? Manches Urtheil wird aus Gewohnheit angenom-<lb/>
men, oder durch Neigung geknuͤpft; weil aber keine Ueber-<lb/>
legung vorhergeht, oder wenigſtens critiſch darauf folgt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[260/0290]
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
ohne doch irgend ein anderes Obiect der Erkentniß, auſſer
der Sphaͤre der lezteren, in ſich zu enthalten und aufzu-
weiſen.
Anhang.
Von der
Amphibolie der Reflexionsbegriffe
durch die
Verwechſelung des empiriſchen
Verſtandesgebrauchs mit dem transſcendentalen.
Die Ueberlegung (reflexio) hat es nicht mit den Ge-
genſtaͤnden ſelbſt zu thun, um gerade zu von ihnen
Begriffe zu bekommen, ſondern iſt der Zuſtand des Ge-
muͤths, in welchem wir uns zuerſt dazu anſchicken, um
die ſubiective Bedingungen ausfindig zu machen, unter
denen wir zu Begriffen gelangen koͤnnen. Sie iſt das
Bewuſtſeyn des Verhaͤltniſſes gegebener Vorſtellungen zu
unſeren verſchiedenen Erkentnißquellen, durch welches al-
lein ihr Verhaͤltniß unter einander richtig beſtimt werden
kan. Die erſte Frage vor aller weitern Behandlung un-
ſerer Vorſtellung iſt die: in welchem Erkentnißvermoͤgen
gehoͤren ſie zuſammen? Iſt es der Verſtand, oder ſind es
die Sinne, vor denen ſie verknuͤpft, oder verglichen wer-
den? Manches Urtheil wird aus Gewohnheit angenom-
men, oder durch Neigung geknuͤpft; weil aber keine Ueber-
legung vorhergeht, oder wenigſtens critiſch darauf folgt,
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/290>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.