Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptst.
talen Gesetze beruhen, daß alle Erscheinungen, so fern uns dadurch Gegenstände gegeben werden sollen, unter Regeln a priori der synthetischen Einheit derselben stehen müssen, nach welchen ihr Verhältniß in der empirischen Anschauung allein möglich ist, d. i. daß sie eben sowol in der Erfahrung unter Bedingungen der nothwendigen Ein- heit der Apperception, als in der blossen Anschauung unter den formalen Bedingungen des Raumes und der Zeit ste- hen müssen, ia daß durch iene iede Erkentniß allererst möglich werde.
4. Vorläufige Erklärung der Möglichkeit der Categorien, als Erkentnissen a priori.
Es ist nur eine Erfahrung, in welcher alle Wahrneh- mungen als im durchgängigen und gesetzmäßigen Zusam- menhange vorgestellet werden: eben so, wie nur ein Raum und Zeit ist, in welcher alle Formen der Erscheinung und alles Verhältniß des Seyns oder Nichtseyns statt finden. Wenn man von verschiedenen Erfahrungen spricht, so sind es nur so viel Wahrnehmungen, so fern solche zu einer und derselben allgemeinen Erfahrung gehören. Die durchgängi- ge und synthetische Einheit der Wahrnehmungen macht nem- lich gerade die Form der Erfahrung aus und sie ist nichts anders, als die synthetische Einheit der Erscheinungen nach Begriffen.
Ein-
Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptſt.
talen Geſetze beruhen, daß alle Erſcheinungen, ſo fern uns dadurch Gegenſtaͤnde gegeben werden ſollen, unter Regeln a priori der ſynthetiſchen Einheit derſelben ſtehen muͤſſen, nach welchen ihr Verhaͤltniß in der empiriſchen Anſchauung allein moͤglich iſt, d. i. daß ſie eben ſowol in der Erfahrung unter Bedingungen der nothwendigen Ein- heit der Apperception, als in der bloſſen Anſchauung unter den formalen Bedingungen des Raumes und der Zeit ſte- hen muͤſſen, ia daß durch iene iede Erkentniß allererſt moͤglich werde.
4. Vorlaͤufige Erklaͤrung der Moͤglichkeit der Categorien, als Erkentniſſen a priori.
Es iſt nur eine Erfahrung, in welcher alle Wahrneh- mungen als im durchgaͤngigen und geſetzmaͤßigen Zuſam- menhange vorgeſtellet werden: eben ſo, wie nur ein Raum und Zeit iſt, in welcher alle Formen der Erſcheinung und alles Verhaͤltniß des Seyns oder Nichtſeyns ſtatt finden. Wenn man von verſchiedenen Erfahrungen ſpricht, ſo ſind es nur ſo viel Wahrnehmungen, ſo fern ſolche zu einer und derſelben allgemeinen Erfahrung gehoͤren. Die durchgaͤngi- ge und ſynthetiſche Einheit der Wahrnehmungen macht nem- lich gerade die Form der Erfahrung aus und ſie iſt nichts anders, als die ſynthetiſche Einheit der Erſcheinungen nach Begriffen.
Ein-
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Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptſt.
talen Geſetze beruhen, daß alle Erſcheinungen, ſo fern
uns dadurch Gegenſtaͤnde gegeben werden ſollen, unter
Regeln a priori der ſynthetiſchen Einheit derſelben ſtehen
muͤſſen, nach welchen ihr Verhaͤltniß in der empiriſchen
Anſchauung allein moͤglich iſt, d. i. daß ſie eben ſowol in
der Erfahrung unter Bedingungen der nothwendigen Ein-
heit der Apperception, als in der bloſſen Anſchauung unter
den formalen Bedingungen des Raumes und der Zeit ſte-
hen muͤſſen, ia daß durch iene iede Erkentniß allererſt
moͤglich werde.
4.
Vorlaͤufige Erklaͤrung der Moͤglichkeit der
Categorien, als Erkentniſſen a priori.
Es iſt nur eine Erfahrung, in welcher alle Wahrneh-
mungen als im durchgaͤngigen und geſetzmaͤßigen Zuſam-
menhange vorgeſtellet werden: eben ſo, wie nur ein Raum
und Zeit iſt, in welcher alle Formen der Erſcheinung und
alles Verhaͤltniß des Seyns oder Nichtſeyns ſtatt finden.
Wenn man von verſchiedenen Erfahrungen ſpricht, ſo ſind
es nur ſo viel Wahrnehmungen, ſo fern ſolche zu einer und
derſelben allgemeinen Erfahrung gehoͤren. Die durchgaͤngi-
ge und ſynthetiſche Einheit der Wahrnehmungen macht nem-
lich gerade die Form der Erfahrung aus und ſie iſt nichts
anders, als die ſynthetiſche Einheit der Erſcheinungen nach
Begriffen.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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