gegründet ist, wenn der Mensch nichts stärker scheuet, als sich in der inneren Selbstprüfung in seinen eigenen Augen geringschätzig und verwerflich zu finden, kann nun jede gute sittliche Gesinnung gepfropft werden; weil dieses der beste, ja der einzige Wächter ist, das Ein- dringen unedler und verderbender Antriebe vom Gemü- the abzuhalten.
Ich habe hiemit nur auf die allgemeinsten Maximen der Methodenlehre einer moralischen Bildung und Ue- bung hinweisen wollen. Da die Mannigfaltigkeit der Pflichten für jede Art derselben noch besondere Bestim- mungen erforderte, und so ein weitläuftiges Geschäffte ausmachen würde, so wird man mich für entschuldigt halten, wenn ich, in einer Schrift, wie diese, die nur Vorübung ist, es bey diesen Grundzügen bewenden lasse.
Beschluß.
Zwey Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäfftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelhei- ten verhüllt, oder im Ueberschwenglichen, außer mei- nem Gesichtskreise, suchen und blos vermuthen; ich se-
he
II. Th. Methodenlehre
gegruͤndet iſt, wenn der Menſch nichts ſtaͤrker ſcheuet, als ſich in der inneren Selbſtpruͤfung in ſeinen eigenen Augen geringſchaͤtzig und verwerflich zu finden, kann nun jede gute ſittliche Geſinnung gepfropft werden; weil dieſes der beſte, ja der einzige Waͤchter iſt, das Ein- dringen unedler und verderbender Antriebe vom Gemuͤ- the abzuhalten.
Ich habe hiemit nur auf die allgemeinſten Maximen der Methodenlehre einer moraliſchen Bildung und Ue- bung hinweiſen wollen. Da die Mannigfaltigkeit der Pflichten fuͤr jede Art derſelben noch beſondere Beſtim- mungen erforderte, und ſo ein weitlaͤuftiges Geſchaͤffte ausmachen wuͤrde, ſo wird man mich fuͤr entſchuldigt halten, wenn ich, in einer Schrift, wie dieſe, die nur Voruͤbung iſt, es bey dieſen Grundzuͤgen bewenden laſſe.
Beſchluß.
Zwey Dinge erfuͤllen das Gemuͤth mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je oͤfter und anhaltender ſich das Nachdenken damit beſchaͤfftigt: Der beſtirnte Himmel uͤber mir, und das moraliſche Geſetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelhei- ten verhuͤllt, oder im Ueberſchwenglichen, außer mei- nem Geſichtskreiſe, ſuchen und blos vermuthen; ich ſe-
he
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II. Th. Methodenlehre
gegruͤndet iſt, wenn der Menſch nichts ſtaͤrker ſcheuet,
als ſich in der inneren Selbſtpruͤfung in ſeinen eigenen
Augen geringſchaͤtzig und verwerflich zu finden, kann
nun jede gute ſittliche Geſinnung gepfropft werden; weil
dieſes der beſte, ja der einzige Waͤchter iſt, das Ein-
dringen unedler und verderbender Antriebe vom Gemuͤ-
the abzuhalten.
Ich habe hiemit nur auf die allgemeinſten Maximen
der Methodenlehre einer moraliſchen Bildung und Ue-
bung hinweiſen wollen. Da die Mannigfaltigkeit der
Pflichten fuͤr jede Art derſelben noch beſondere Beſtim-
mungen erforderte, und ſo ein weitlaͤuftiges Geſchaͤffte
ausmachen wuͤrde, ſo wird man mich fuͤr entſchuldigt
halten, wenn ich, in einer Schrift, wie dieſe, die nur
Voruͤbung iſt, es bey dieſen Grundzuͤgen bewenden
laſſe.
Beſchluß.
Zwey Dinge erfuͤllen das Gemuͤth mit immer neuer
und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je oͤfter
und anhaltender ſich das Nachdenken damit beſchaͤfftigt:
Der beſtirnte Himmel uͤber mir, und das moraliſche
Geſetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelhei-
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Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_pvernunft_1788/296>, abgerufen am 03.03.2025.
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