Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788.der rein. Vern. in Best. des Begr. vom höchst. Gut. Wie aber auch nur die Freyheit möglich sey, und wieman sich diese Art von Causalität theoretisch und positiv vorzustellen habe, wird dadurch nicht eingesehen, son- dern nur, daß eine solche sey, durchs moralische Gesetz und zu dessen Behuf postulirt. So ist es auch mit den übrigen Ideen bewandt, die nach ihrer Möglichkeit kein menschlicher Verstand jemals ergründen, aber auch, daß sie nicht wahre Begriffe sind, keine Sophisterey der Ueberzeugung, selbst des gemeinsten Menschen, jemals entreißen wird. VII. Wie eine Erweiterung der reinen Vernunft, in practischer Absicht, ohne damit ihr Erkenntniß, als speculativ, zugleich zu erweitern, zu denken möglich sey? Wir wollen diese Frage, um nicht zu abstract zu keine Kants Crit. d. pract. Vern. Q
der rein. Vern. in Beſt. des Begr. vom hoͤchſt. Gut. Wie aber auch nur die Freyheit moͤglich ſey, und wieman ſich dieſe Art von Cauſalitaͤt theoretiſch und poſitiv vorzuſtellen habe, wird dadurch nicht eingeſehen, ſon- dern nur, daß eine ſolche ſey, durchs moraliſche Geſetz und zu deſſen Behuf poſtulirt. So iſt es auch mit den uͤbrigen Ideen bewandt, die nach ihrer Moͤglichkeit kein menſchlicher Verſtand jemals ergruͤnden, aber auch, daß ſie nicht wahre Begriffe ſind, keine Sophiſterey der Ueberzeugung, ſelbſt des gemeinſten Menſchen, jemals entreißen wird. VII. Wie eine Erweiterung der reinen Vernunft, in practiſcher Abſicht, ohne damit ihr Erkenntniß, als ſpeculativ, zugleich zu erweitern, zu denken moͤglich ſey? Wir wollen dieſe Frage, um nicht zu abſtract zu keine Kants Crit. d. pract. Vern. Q
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der rein. Vern. in Beſt. des Begr. vom hoͤchſt. Gut.
Wie aber auch nur die Freyheit moͤglich ſey, und wie
man ſich dieſe Art von Cauſalitaͤt theoretiſch und poſitiv
vorzuſtellen habe, wird dadurch nicht eingeſehen, ſon-
dern nur, daß eine ſolche ſey, durchs moraliſche Geſetz
und zu deſſen Behuf poſtulirt. So iſt es auch mit den
uͤbrigen Ideen bewandt, die nach ihrer Moͤglichkeit kein
menſchlicher Verſtand jemals ergruͤnden, aber auch,
daß ſie nicht wahre Begriffe ſind, keine Sophiſterey der
Ueberzeugung, ſelbſt des gemeinſten Menſchen, jemals
entreißen wird.
VII.
Wie eine Erweiterung der reinen Vernunft,
in practiſcher Abſicht,
ohne damit ihr Erkenntniß, als ſpeculativ, zugleich
zu erweitern, zu denken moͤglich ſey?
Wir wollen dieſe Frage, um nicht zu abſtract zu
werden, ſofort in Anwendung auf den vorliegenden
Fall beantworten. — Um ein reines Erkenntniß pra-
ctiſch zu erweitern, muß eine Abſicht a priori gegeben
ſeyn, d. i. ein Zweck, als Object (des Willens), wel-
ches, unabhaͤngig von allen theologiſchen Grundſaͤtzen,
durch einen den Willen unmittelbar beſtimmenden (ca-
tegoriſchen) Imperativ, als practiſch-nothwendig vor-
geſtellt wird, und das iſt hier das hoͤchſte Gut. Die-
ſes iſt aber nicht moͤglich, ohne drey theoretiſche Begriffe
(fuͤr die ſich, weil ſie bloße reine Vernunftbegriffe ſind,
keine
Kants Crit. d. pract. Vern. Q
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