Vierzehntes Kapitel. Von der zweiten Reise nach Hofe.
Es war der 2 März Morgens um acht Uhr, als wir die Jnsel Desima verließen. Der mit uns gehende Joriki hies: Sassa Mori fansoo, und der Dosin: Si mada Skeimon, dabei waren noch zwei Nagasackische Stadtboten, der oberste Dolmetscher, Namens Sodaje, und ein Unterdolmetscher. Unsere Benjosen und Freunde ritten mit uns bis an die Ostseite der Stadt Sakara baba, woselbst wir in dem einen Tempel, der von Jammabosen bedient wird, den Abschied mit ihnen trunken. Um 10 Uhr reiseten wir durch krumme bergigte Wege in unsern Cangos fort zu dem Dorse Tooge und dem Dorfe Fimi ohnweit dem Seebusen und dem Fischerdorfe Aba; von da zu dem Dorfe Fagami, wo wir speiseten und von den übrigen Freunden, die uns bis hieher begleitet hatten, Abschied nahmen, nachdem sie uns mit Sacki und Sockani traktirt, wobei wir uns aber für dasmal ganz leidend ver- hielten und nichts zum Gegengeschenk machten. Zufolge der Gewohnheit, daß die Landes- herrn jedesmal jemand abschicken, um uns als Wegweiser durch ihre Provinzen zu führen, sezten sich ohngefähr bei Tooge zwei von dem von Fisen vor unsern Train, so wie dabei zugleich ein Fisenscher Unterbugjo unsern Führer im Namen seines Herrn bewilkomte. Et- wa um drei Uhr des Nachmittags erreichten wir nächst einem bald rechts bald links ablau- fenden, bei dem Dorfe Konga aber sich verlierenden Flusse den von der Stadt Omura drei Meilen gelegenen Omuraschen Seebusen, und sahen die runde Berginsel im dasigen Hafen, die wir im vorigen Jahr auf jener Seite passirt waren, ohngefähr in einer Entfer- nung von drei Meilen, vor uns. Nach einigen auf ebenem Wege zurük gelegten Hand- weisern befanden wir uns Abends um sieben Uhr in dem Dorfe Jsafaja, sieben Meilen von Nagasacki: vor diesem Dorfe musten wir erst über drei große Brücken: die linker Hand am Wege von den Klippen überhangende und hervorstehende große Steine konte man mit nicht genug Verwunderung betrachten *). Als wir alhier ein wenig zu Abend gespeiset,
sind
*) Sie hatten, nach Scheuchzer, das Ansehn, als würden sie jeden Augenblik herabfallen.
Zweiter Band. T t
Vierzehntes Kapitel. Von der zweiten Reiſe nach Hofe.
Es war der 2 Maͤrz Morgens um acht Uhr, als wir die Jnſel Deſima verließen. Der mit uns gehende Joriki hies: Saſſa Mori fanſoo, und der Doſin: Si mada Skeimon, dabei waren noch zwei Nagaſackiſche Stadtboten, der oberſte Dolmetſcher, Namens Sodaje, und ein Unterdolmetſcher. Unſere Benjoſen und Freunde ritten mit uns bis an die Oſtſeite der Stadt Sakara baba, woſelbſt wir in dem einen Tempel, der von Jammaboſen bedient wird, den Abſchied mit ihnen trunken. Um 10 Uhr reiſeten wir durch krumme bergigte Wege in unſern Cangos fort zu dem Dorſe Tooge und dem Dorfe Fimi ohnweit dem Seebuſen und dem Fiſcherdorfe Aba; von da zu dem Dorfe Fagami, wo wir ſpeiſeten und von den uͤbrigen Freunden, die uns bis hieher begleitet hatten, Abſchied nahmen, nachdem ſie uns mit Sacki und Sockani traktirt, wobei wir uns aber fuͤr dasmal ganz leidend ver- hielten und nichts zum Gegengeſchenk machten. Zufolge der Gewohnheit, daß die Landes- herrn jedesmal jemand abſchicken, um uns als Wegweiſer durch ihre Provinzen zu fuͤhren, ſezten ſich ohngefaͤhr bei Tooge zwei von dem von Fiſen vor unſern Train, ſo wie dabei zugleich ein Fiſenſcher Unterbugjo unſern Fuͤhrer im Namen ſeines Herrn bewilkomte. Et- wa um drei Uhr des Nachmittags erreichten wir naͤchſt einem bald rechts bald links ablau- fenden, bei dem Dorfe Konga aber ſich verlierenden Fluſſe den von der Stadt Omura drei Meilen gelegenen Omuraſchen Seebuſen, und ſahen die runde Berginſel im daſigen Hafen, die wir im vorigen Jahr auf jener Seite paſſirt waren, ohngefaͤhr in einer Entfer- nung von drei Meilen, vor uns. Nach einigen auf ebenem Wege zuruͤk gelegten Hand- weiſern befanden wir uns Abends um ſieben Uhr in dem Dorfe Jſafaja, ſieben Meilen von Nagaſacki: vor dieſem Dorfe muſten wir erſt uͤber drei große Bruͤcken: die linker Hand am Wege von den Klippen uͤberhangende und hervorſtehende große Steine konte man mit nicht genug Verwunderung betrachten *). Als wir alhier ein wenig zu Abend geſpeiſet,
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*) Sie hatten, nach Scheuchzer, das Anſehn, als wuͤrden ſie jeden Augenblik herabfallen.
Zweiter Band. T t
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Vierzehntes Kapitel.
Von der zweiten Reiſe nach Hofe.
Es war der 2 Maͤrz Morgens um acht Uhr, als wir die Jnſel Deſima verließen.
Der mit uns gehende Joriki hies: Saſſa Mori fanſoo, und der Doſin: Si
mada Skeimon, dabei waren noch zwei Nagaſackiſche Stadtboten, der oberſte
Dolmetſcher, Namens Sodaje, und ein Unterdolmetſcher. Unſere Benjoſen und Freunde
ritten mit uns bis an die Oſtſeite der Stadt Sakara baba, woſelbſt wir in dem einen Tempel, der
von Jammaboſen bedient wird, den Abſchied mit ihnen trunken. Um 10 Uhr reiſeten wir durch
krumme bergigte Wege in unſern Cangos fort zu dem Dorſe Tooge und dem Dorfe Fimi ohnweit
dem Seebuſen und dem Fiſcherdorfe Aba; von da zu dem Dorfe Fagami, wo wir ſpeiſeten und
von den uͤbrigen Freunden, die uns bis hieher begleitet hatten, Abſchied nahmen, nachdem
ſie uns mit Sacki und Sockani traktirt, wobei wir uns aber fuͤr dasmal ganz leidend ver-
hielten und nichts zum Gegengeſchenk machten. Zufolge der Gewohnheit, daß die Landes-
herrn jedesmal jemand abſchicken, um uns als Wegweiſer durch ihre Provinzen zu fuͤhren,
ſezten ſich ohngefaͤhr bei Tooge zwei von dem von Fiſen vor unſern Train, ſo wie dabei
zugleich ein Fiſenſcher Unterbugjo unſern Fuͤhrer im Namen ſeines Herrn bewilkomte. Et-
wa um drei Uhr des Nachmittags erreichten wir naͤchſt einem bald rechts bald links ablau-
fenden, bei dem Dorfe Konga aber ſich verlierenden Fluſſe den von der Stadt Omura
drei Meilen gelegenen Omuraſchen Seebuſen, und ſahen die runde Berginſel im daſigen
Hafen, die wir im vorigen Jahr auf jener Seite paſſirt waren, ohngefaͤhr in einer Entfer-
nung von drei Meilen, vor uns. Nach einigen auf ebenem Wege zuruͤk gelegten Hand-
weiſern befanden wir uns Abends um ſieben Uhr in dem Dorfe Jſafaja, ſieben Meilen
von Nagaſacki: vor dieſem Dorfe muſten wir erſt uͤber drei große Bruͤcken: die linker
Hand am Wege von den Klippen uͤberhangende und hervorſtehende große Steine konte man
mit nicht genug Verwunderung betrachten *). Als wir alhier ein wenig zu Abend geſpeiſet,
ſind
*) Sie hatten, nach Scheuchzer, das Anſehn, als wuͤrden ſie jeden Augenblik herabfallen.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/375>, abgerufen am 21.11.2024.
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