Achtes Kapitel. Fortgesezte besondre Nachrichten von dem holländi- schen Handel in Japan.
Der holländische Handel wird jährlich auf folgende Art in Japan betrieben. Sobald die Schauer die gewisse Nachricht bringen, daß ein holländisches Schiff komme, (welches gemeiniglich gegen Ende der Zeit zu geschehen pflegt, da die günstigen Süd-Westwinde wehn, d. i. im Monat September) so werden drei Personen unsers hie- sigen Comptoirs mit gewöhnlicher Begleitung auf etwa zwei Meilen und außer dem Hafen entgegen geschikt; mit einer verschlosnen Jnstruktion an den Schiffer, wie er sich bei der Landung und ferner nach Landesgebrauch zu verhalten habe. Der Dolmetscher und japanische Deputirte aber nehmen ihm das genaue Verzeichnis aller seiner Ladung, und die Liste seiner Leute nebst allen Briefen der Compagnie ab. Man fährt hiermit sehr schnel wieder nach Nangasacki zurük, um diese Sachen zuerst dem Stathalter zu zeigen, und dann unserm Residenten wieder zuzustellen. Das nachfolgende Schiff grüßt, so wie es in den Hafen fährt, mit doppelter Ladung seiner Kanonen beide Kaiserliche Wachen, und wirft seine Anker mitten in der Stadt einen starken Flintenschus von der Wasserpforte. Jst der Wind nicht günstig zum Einlaufen, so schicken sie uns auf unsre Kosten, nicht auf Verlangen, viele Ru- derkähne, die in dieser Absicht von gemeinen Leuten gehalten werden, um das Schiff herein zu schleppen. Bei Windstille pflegen zu dieser Arbeit zehn, bei widrigem Winde aber funf- zig bis hundert Kähne gebraucht zu werden. Wenn die Schiffe in den Hafen eingelaufen sind, verfügen sich hinter dieselben zwei Wachtbarken mit Soldaten besezt, welche mit tägli- cher Ablösung bei jedem Schiffe so lange bleiben, als es hier verweilt und bis es wieder aus dem Hafen fährt.
So
Zweiter Band. N
Achtes Kapitel. Fortgeſezte beſondre Nachrichten von dem hollaͤndi- ſchen Handel in Japan.
Der hollaͤndiſche Handel wird jaͤhrlich auf folgende Art in Japan betrieben. Sobald die Schauer die gewiſſe Nachricht bringen, daß ein hollaͤndiſches Schiff komme, (welches gemeiniglich gegen Ende der Zeit zu geſchehen pflegt, da die guͤnſtigen Suͤd-Weſtwinde wehn, d. i. im Monat September) ſo werden drei Perſonen unſers hie- ſigen Comptoirs mit gewoͤhnlicher Begleitung auf etwa zwei Meilen und außer dem Hafen entgegen geſchikt; mit einer verſchlosnen Jnſtruktion an den Schiffer, wie er ſich bei der Landung und ferner nach Landesgebrauch zu verhalten habe. Der Dolmetſcher und japaniſche Deputirte aber nehmen ihm das genaue Verzeichnis aller ſeiner Ladung, und die Liſte ſeiner Leute nebſt allen Briefen der Compagnie ab. Man faͤhrt hiermit ſehr ſchnel wieder nach Nangaſacki zuruͤk, um dieſe Sachen zuerſt dem Stathalter zu zeigen, und dann unſerm Reſidenten wieder zuzuſtellen. Das nachfolgende Schiff gruͤßt, ſo wie es in den Hafen faͤhrt, mit doppelter Ladung ſeiner Kanonen beide Kaiſerliche Wachen, und wirft ſeine Anker mitten in der Stadt einen ſtarken Flintenſchus von der Waſſerpforte. Jſt der Wind nicht guͤnſtig zum Einlaufen, ſo ſchicken ſie uns auf unſre Koſten, nicht auf Verlangen, viele Ru- derkaͤhne, die in dieſer Abſicht von gemeinen Leuten gehalten werden, um das Schiff herein zu ſchleppen. Bei Windſtille pflegen zu dieſer Arbeit zehn, bei widrigem Winde aber funf- zig bis hundert Kaͤhne gebraucht zu werden. Wenn die Schiffe in den Hafen eingelaufen ſind, verfuͤgen ſich hinter dieſelben zwei Wachtbarken mit Soldaten beſezt, welche mit taͤgli- cher Abloͤſung bei jedem Schiffe ſo lange bleiben, als es hier verweilt und bis es wieder aus dem Hafen faͤhrt.
So
Zweiter Band. N
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Achtes Kapitel.
Fortgeſezte beſondre Nachrichten von dem hollaͤndi-
ſchen Handel in Japan.
Der hollaͤndiſche Handel wird jaͤhrlich auf folgende Art in Japan betrieben. Sobald
die Schauer die gewiſſe Nachricht bringen, daß ein hollaͤndiſches Schiff komme,
(welches gemeiniglich gegen Ende der Zeit zu geſchehen pflegt, da die guͤnſtigen
Suͤd-Weſtwinde wehn, d. i. im Monat September) ſo werden drei Perſonen unſers hie-
ſigen Comptoirs mit gewoͤhnlicher Begleitung auf etwa zwei Meilen und außer dem Hafen
entgegen geſchikt; mit einer verſchlosnen Jnſtruktion an den Schiffer, wie er ſich bei der
Landung und ferner nach Landesgebrauch zu verhalten habe. Der Dolmetſcher und japaniſche
Deputirte aber nehmen ihm das genaue Verzeichnis aller ſeiner Ladung, und die Liſte ſeiner
Leute nebſt allen Briefen der Compagnie ab. Man faͤhrt hiermit ſehr ſchnel wieder nach
Nangaſacki zuruͤk, um dieſe Sachen zuerſt dem Stathalter zu zeigen, und dann unſerm
Reſidenten wieder zuzuſtellen. Das nachfolgende Schiff gruͤßt, ſo wie es in den Hafen
faͤhrt, mit doppelter Ladung ſeiner Kanonen beide Kaiſerliche Wachen, und wirft ſeine Anker
mitten in der Stadt einen ſtarken Flintenſchus von der Waſſerpforte. Jſt der Wind nicht
guͤnſtig zum Einlaufen, ſo ſchicken ſie uns auf unſre Koſten, nicht auf Verlangen, viele Ru-
derkaͤhne, die in dieſer Abſicht von gemeinen Leuten gehalten werden, um das Schiff herein
zu ſchleppen. Bei Windſtille pflegen zu dieſer Arbeit zehn, bei widrigem Winde aber funf-
zig bis hundert Kaͤhne gebraucht zu werden. Wenn die Schiffe in den Hafen eingelaufen
ſind, verfuͤgen ſich hinter dieſelben zwei Wachtbarken mit Soldaten beſezt, welche mit taͤgli-
cher Abloͤſung bei jedem Schiffe ſo lange bleiben, als es hier verweilt und bis es wieder aus
dem Hafen faͤhrt.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/111>, abgerufen am 21.11.2024.
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