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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Fünft. K. Folge der geistl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo etc.
Jm fünften Jahr fing man allererst die Rakujo oder Pilgrimschaften nach den 33 Tem-
peln des Quanwon an, welche seit der Zeit von vielem andächtigem Volke beiderlei Ge-
schlechts angestellet worden sind. Jm siebenten Jahr wurde wiederum ein großer Theil
von der Residenz des geistlichen Kaisers in die Asche gelegt. Jm achten Jahr am ersten
Tage des fünften Monats war ein heftiges Erdbeben, wodurch in der Landschaft Oomi
an dem Flusse Katzira ein Berg versank und der Erden gleich wurde, ohne die geringste
Spur zu hinterlassen, daß er vormals da gewesen. Er regierte acht Jahr.

Dai CXIII.

Sein jüngerer Bruder Kinsen oder Tei Sen, oder mit seinem völligen Titel
Kinseokwo Tei,*) des Kaisers Daiseokwo Teis jüngster Sohn, succedirte ihm im
Jahr nach Synmu 2323, und nach Christi Geburt 1663. Die lezte Nengo seines Bru-
ders wurde die ersten zehn Jahre unter seiner Regierung fortgesezt, darauf er denn die Nengo
Jempo bestimte, welche acht Jahr daurte, auf welche ferner folgten die Nengos Tenwa
von drei, und Dsiokio von vier Jahren. Jm dritten Jahre seines Reichs im sechsten
Monat wurde auf besondern Befehl ein Jnquisitionshof in allen Städten und Dörfern des
ganzen Kaiserthums aufgerichtet. Die Verrichtung dieses Hofs war, zu untersuchen, zu
was Religion, Glauben oder Secte eine jede Familie oder ein jedes besonderes Glied dersel-
ben sich bekenne. Diese Untersuchung ist nur einige Jahre angestelt, ohne gewisse bestimte
Zeit, gemeiniglich aber einige Tage oder Wochen; nach derselben wurden die Bilder unsers
gebenedeyten Heilandes und der Jungfrau Maria nebst dem Kreuze von einer jeden
Familie zu einem überzeugenden Beweis ihres gegen die christliche Religion tragenden Has-
ses mit Füßen getreten. Jm vierten Jahr im vierten Monat befahl der Kaiser die
Jusja Fuse oder den Zweig der Secte Fokesju auszurotten, mit dem Befehl an alle seine
Unterthanen, derselben künftig nicht mehr anzuhangen. Die Nachfolger dieser Secte heg-
ten solche lächerliche Meinungen von ihrer Reinigkeit und Heiligkeit so weit, daß sie fürch-
teten, der Umgang mit andern Menschen würde sie beflecken und unrein machen. Jm
sechsten Jahre am ersten Tage des zweiten Monats und die 45 folgenden Tage erlitte die

Stadt
viel Menschen kamen theils durch das Feuer selbst,
theils durch das Gedränge um. Nur in einer
Gasse zählt Wagener 3000 Leichen, und die Japa-
ner geben die Zahl aller Umgekommenen über
100,000 an.
*) Bey Deguignes Kin-Ssijao; sinesisch
Kin-sham-hoam-ti.
H h

Fuͤnft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc.
Jm fuͤnften Jahr fing man allererſt die Rakujo oder Pilgrimſchaften nach den 33 Tem-
peln des Quanwon an, welche ſeit der Zeit von vielem andaͤchtigem Volke beiderlei Ge-
ſchlechts angeſtellet worden ſind. Jm ſiebenten Jahr wurde wiederum ein großer Theil
von der Reſidenz des geiſtlichen Kaiſers in die Aſche gelegt. Jm achten Jahr am erſten
Tage des fuͤnften Monats war ein heftiges Erdbeben, wodurch in der Landſchaft Oomi
an dem Fluſſe Katzira ein Berg verſank und der Erden gleich wurde, ohne die geringſte
Spur zu hinterlaſſen, daß er vormals da geweſen. Er regierte acht Jahr.

Dai CXIII.

Sein juͤngerer Bruder Kinſen oder Tei Sen, oder mit ſeinem voͤlligen Titel
Kinſeokwo Tei,*) des Kaiſers Daiſeokwo Teis juͤngſter Sohn, ſuccedirte ihm im
Jahr nach Synmu 2323, und nach Chriſti Geburt 1663. Die lezte Nengo ſeines Bru-
ders wurde die erſten zehn Jahre unter ſeiner Regierung fortgeſezt, darauf er denn die Nengo
Jempo beſtimte, welche acht Jahr daurte, auf welche ferner folgten die Nengos Tenwa
von drei, und Dſiokio von vier Jahren. Jm dritten Jahre ſeines Reichs im ſechſten
Monat wurde auf beſondern Befehl ein Jnquiſitionshof in allen Staͤdten und Doͤrfern des
ganzen Kaiſerthums aufgerichtet. Die Verrichtung dieſes Hofs war, zu unterſuchen, zu
was Religion, Glauben oder Secte eine jede Familie oder ein jedes beſonderes Glied derſel-
ben ſich bekenne. Dieſe Unterſuchung iſt nur einige Jahre angeſtelt, ohne gewiſſe beſtimte
Zeit, gemeiniglich aber einige Tage oder Wochen; nach derſelben wurden die Bilder unſers
gebenedeyten Heilandes und der Jungfrau Maria nebſt dem Kreuze von einer jeden
Familie zu einem uͤberzeugenden Beweis ihres gegen die chriſtliche Religion tragenden Haſ-
ſes mit Fuͤßen getreten. Jm vierten Jahr im vierten Monat befahl der Kaiſer die
Juſja Fuſe oder den Zweig der Secte Fokeſju auszurotten, mit dem Befehl an alle ſeine
Unterthanen, derſelben kuͤnftig nicht mehr anzuhangen. Die Nachfolger dieſer Secte heg-
ten ſolche laͤcherliche Meinungen von ihrer Reinigkeit und Heiligkeit ſo weit, daß ſie fuͤrch-
teten, der Umgang mit andern Menſchen wuͤrde ſie beflecken und unrein machen. Jm
ſechſten Jahre am erſten Tage des zweiten Monats und die 45 folgenden Tage erlitte die

Stadt
viel Menſchen kamen theils durch das Feuer ſelbſt,
theils durch das Gedraͤnge um. Nur in einer
Gaſſe zaͤhlt Wagener 3000 Leichen, und die Japa-
ner geben die Zahl aller Umgekommenen uͤber
100,000 an.
*) Bey Deguignes Kin-Sſijao; ſineſiſch
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[241/0345] Fuͤnft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc. Jm fuͤnften Jahr fing man allererſt die Rakujo oder Pilgrimſchaften nach den 33 Tem- peln des Quanwon an, welche ſeit der Zeit von vielem andaͤchtigem Volke beiderlei Ge- ſchlechts angeſtellet worden ſind. Jm ſiebenten Jahr wurde wiederum ein großer Theil von der Reſidenz des geiſtlichen Kaiſers in die Aſche gelegt. Jm achten Jahr am erſten Tage des fuͤnften Monats war ein heftiges Erdbeben, wodurch in der Landſchaft Oomi an dem Fluſſe Katzira ein Berg verſank und der Erden gleich wurde, ohne die geringſte Spur zu hinterlaſſen, daß er vormals da geweſen. Er regierte acht Jahr. Dai CXIII. Sein juͤngerer Bruder Kinſen oder Tei Sen, oder mit ſeinem voͤlligen Titel Kinſeokwo Tei, *) des Kaiſers Daiſeokwo Teis juͤngſter Sohn, ſuccedirte ihm im Jahr nach Synmu 2323, und nach Chriſti Geburt 1663. Die lezte Nengo ſeines Bru- ders wurde die erſten zehn Jahre unter ſeiner Regierung fortgeſezt, darauf er denn die Nengo Jempo beſtimte, welche acht Jahr daurte, auf welche ferner folgten die Nengos Tenwa von drei, und Dſiokio von vier Jahren. Jm dritten Jahre ſeines Reichs im ſechſten Monat wurde auf beſondern Befehl ein Jnquiſitionshof in allen Staͤdten und Doͤrfern des ganzen Kaiſerthums aufgerichtet. Die Verrichtung dieſes Hofs war, zu unterſuchen, zu was Religion, Glauben oder Secte eine jede Familie oder ein jedes beſonderes Glied derſel- ben ſich bekenne. Dieſe Unterſuchung iſt nur einige Jahre angeſtelt, ohne gewiſſe beſtimte Zeit, gemeiniglich aber einige Tage oder Wochen; nach derſelben wurden die Bilder unſers gebenedeyten Heilandes und der Jungfrau Maria nebſt dem Kreuze von einer jeden Familie zu einem uͤberzeugenden Beweis ihres gegen die chriſtliche Religion tragenden Haſ- ſes mit Fuͤßen getreten. Jm vierten Jahr im vierten Monat befahl der Kaiſer die Juſja Fuſe oder den Zweig der Secte Fokeſju auszurotten, mit dem Befehl an alle ſeine Unterthanen, derſelben kuͤnftig nicht mehr anzuhangen. Die Nachfolger dieſer Secte heg- ten ſolche laͤcherliche Meinungen von ihrer Reinigkeit und Heiligkeit ſo weit, daß ſie fuͤrch- teten, der Umgang mit andern Menſchen wuͤrde ſie beflecken und unrein machen. Jm ſechſten Jahre am erſten Tage des zweiten Monats und die 45 folgenden Tage erlitte die Stadt **) *) Bey Deguignes Kin-Sſijao; ſineſiſch Kin-ſham-hoam-ti. **) viel Menſchen kamen theils durch das Feuer ſelbſt, theils durch das Gedraͤnge um. Nur in einer Gaſſe zaͤhlt Wagener 3000 Leichen, und die Japa- ner geben die Zahl aller Umgekommenen uͤber 100,000 an. H h

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/345>, abgerufen am 21.11.2024.