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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
roh, kochet sie frisch, und conservirt sie getroknet und eingesalzen. Rüben, Mören, Kür-
bisse, Melonen, Angurien, Cucumern, Mala insana, Fenchel, Daucus, und eine
einheimische Lactuca nostras, sind hier gemeine Feldgewächse, die bey uns in Gärten
gezeuget werden. Pastica hortensis wird hier nicht gefunden, die Sylvestris aber allent-
halben. Petersilien, Kumpis,* Cichorien, lactuca nostras, sind jederzeit hier von den
Ausländern gebauet worden, und wachsen vortreflich.

Wildwachsende Pflanzen.

Es geben auch die wüsten Wälder, Berge, Klippen, Moräste und Seegründe
viele so wohl bekante als unbekante Kräuter, deren junge Sprossen, Blätter, Früchte,
Wurzeln, nicht nur dem Pöbel zur täglichen Speise dienen, sondern auch auf vornehmer
Leute Gastmahlen und Schmausereien zu delikaten Gerichten zubereitet werden. Von
den Schwämmen werden die mehresten Arten genuzt; wodurch öfters Menschen um ihr
Leben kommen. Eben dieses trägt sich auch durch andre giftige Kräuter zu, wenn sie von
Unkundigen zur Speise eingesamlet werden. Dem Dracunculo (Konjakf) weis man
durch Lauge seine Schärfe zu benehmen, und einen süßen Pap oder Mehl daraus zu machen.
Eben dieses geschieht auch aus den Wurzeln der Warabi oder Filix, Ren oder Tarate
(Faba Aegyptiaca) und Kasne. Nachdem diese zerstoßen, mit Wasser macerirt und
abgeseigt sind, lassen sie ein feines Mehl zu Boden sinken, das zu vielen Gerichten
gebraucht wird; und auch schon in Wasser zerlassen, so gleich eine Mahlzeit giebt.

Seepflanzen.

Kein Seekraut ist unter dem Meer zu finden, das von dieser Nation nicht zur
Speise genommen wird. Es giebt derselben vielerley Arten, welche von den Fischweibern,
die durch das ganze Reich hiezu abgerichtet sind, aus der Tiefe von 20 bis 40 Faden her-
ausgehohlet, hiernächst gewaschen, gesäubert, und in gewisse Sorten zerlegt werden; von wel-
chen jede nach ihrer Art zur Speise aufbehalten wird.



Zehntes
* Jn der englischen Uebersetzung: "Cummin."

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
roh, kochet ſie friſch, und conſervirt ſie getroknet und eingeſalzen. Ruͤben, Moͤren, Kuͤr-
biſſe, Melonen, Angurien, Cucumern, Mala inſana, Fenchel, Daucus, und eine
einheimiſche Lactuca noſtras, ſind hier gemeine Feldgewaͤchſe, die bey uns in Gaͤrten
gezeuget werden. Paſtica hortenſis wird hier nicht gefunden, die Sylveſtris aber allent-
halben. Peterſilien, Kumpis,* Cichorien, lactuca noſtras, ſind jederzeit hier von den
Auslaͤndern gebauet worden, und wachſen vortreflich.

Wildwachſende Pflanzen.

Es geben auch die wuͤſten Waͤlder, Berge, Klippen, Moraͤſte und Seegruͤnde
viele ſo wohl bekante als unbekante Kraͤuter, deren junge Sproſſen, Blaͤtter, Fruͤchte,
Wurzeln, nicht nur dem Poͤbel zur taͤglichen Speiſe dienen, ſondern auch auf vornehmer
Leute Gaſtmahlen und Schmauſereien zu delikaten Gerichten zubereitet werden. Von
den Schwaͤmmen werden die mehreſten Arten genuzt; wodurch oͤfters Menſchen um ihr
Leben kommen. Eben dieſes traͤgt ſich auch durch andre giftige Kraͤuter zu, wenn ſie von
Unkundigen zur Speiſe eingeſamlet werden. Dem Dracunculo (Konjakf) weis man
durch Lauge ſeine Schaͤrfe zu benehmen, und einen ſuͤßen Pap oder Mehl daraus zu machen.
Eben dieſes geſchieht auch aus den Wurzeln der Warabi oder Filix, Ren oder Taraté
(Faba Aegyptiaca) und Kasne. Nachdem dieſe zerſtoßen, mit Waſſer macerirt und
abgeſeigt ſind, laſſen ſie ein feines Mehl zu Boden ſinken, das zu vielen Gerichten
gebraucht wird; und auch ſchon in Waſſer zerlaſſen, ſo gleich eine Mahlzeit giebt.

Seepflanzen.

Kein Seekraut iſt unter dem Meer zu finden, das von dieſer Nation nicht zur
Speiſe genommen wird. Es giebt derſelben vielerley Arten, welche von den Fiſchweibern,
die durch das ganze Reich hiezu abgerichtet ſind, aus der Tiefe von 20 bis 40 Faden her-
ausgehohlet, hiernaͤchſt gewaſchen, geſaͤubert, und in gewiſſe Sorten zerlegt werden; von wel-
chen jede nach ihrer Art zur Speiſe aufbehalten wird.



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[138/0226] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. roh, kochet ſie friſch, und conſervirt ſie getroknet und eingeſalzen. Ruͤben, Moͤren, Kuͤr- biſſe, Melonen, Angurien, Cucumern, Mala inſana, Fenchel, Daucus, und eine einheimiſche Lactuca noſtras, ſind hier gemeine Feldgewaͤchſe, die bey uns in Gaͤrten gezeuget werden. Paſtica hortenſis wird hier nicht gefunden, die Sylveſtris aber allent- halben. Peterſilien, Kumpis, * Cichorien, lactuca noſtras, ſind jederzeit hier von den Auslaͤndern gebauet worden, und wachſen vortreflich. Wildwachſende Pflanzen. Es geben auch die wuͤſten Waͤlder, Berge, Klippen, Moraͤſte und Seegruͤnde viele ſo wohl bekante als unbekante Kraͤuter, deren junge Sproſſen, Blaͤtter, Fruͤchte, Wurzeln, nicht nur dem Poͤbel zur taͤglichen Speiſe dienen, ſondern auch auf vornehmer Leute Gaſtmahlen und Schmauſereien zu delikaten Gerichten zubereitet werden. Von den Schwaͤmmen werden die mehreſten Arten genuzt; wodurch oͤfters Menſchen um ihr Leben kommen. Eben dieſes traͤgt ſich auch durch andre giftige Kraͤuter zu, wenn ſie von Unkundigen zur Speiſe eingeſamlet werden. Dem Dracunculo (Konjakf) weis man durch Lauge ſeine Schaͤrfe zu benehmen, und einen ſuͤßen Pap oder Mehl daraus zu machen. Eben dieſes geſchieht auch aus den Wurzeln der Warabi oder Filix, Ren oder Taraté (Faba Aegyptiaca) und Kasne. Nachdem dieſe zerſtoßen, mit Waſſer macerirt und abgeſeigt ſind, laſſen ſie ein feines Mehl zu Boden ſinken, das zu vielen Gerichten gebraucht wird; und auch ſchon in Waſſer zerlaſſen, ſo gleich eine Mahlzeit giebt. Seepflanzen. Kein Seekraut iſt unter dem Meer zu finden, das von dieſer Nation nicht zur Speiſe genommen wird. Es giebt derſelben vielerley Arten, welche von den Fiſchweibern, die durch das ganze Reich hiezu abgerichtet ſind, aus der Tiefe von 20 bis 40 Faden her- ausgehohlet, hiernaͤchſt gewaſchen, geſaͤubert, und in gewiſſe Sorten zerlegt werden; von wel- chen jede nach ihrer Art zur Speiſe aufbehalten wird. Zehntes * Jn der engliſchen Ueberſetzung: „Cummin.‟

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/226>, abgerufen am 21.11.2024.