3000 Dukaten gehn; die Maler erhoben das Bild, es sei 10000 werth; so kam auch dieses in die Salute.
Da that sich die glänzendste Aussicht von allen auf. Im Oktober 1618 erschien der Hebräer Ventura Salomon als Makler des Padre Maestro der Serviten, mit dem Angebot der grössten Leinwand des Paolo, des Gastmahls des Pharisäers im Refek- torium des Ordens. Man verlangte 10000 Dukaten, vielleicht wäre man auf 8000 heruntergegangen; der Jude erhielt fünf Pro- cent. Die Regierung werde wol ein Auge zudrücken. Paolo del Sera hielt es für unmöglich, dass die Stadt ein solches Werk fortlassen werde. Auch dieser Ankauf scheiterte wahrscheinlich an der Knickerigkeit der Florentiner; die Serenissima schenkte das Bild sieben Jahre später Ludwig XIV.
In Neapel (1649).
Kaum in Rom eingetroffen, musste sich Velazquez nach Neapel begeben, um seine Empfehlungsbriefe an den Vicekönig, Grafen Onnate abzugeben. Sie enthielten die königliche Weisung, ihn mit allem nöthigen für seine Zwecke in der freigebigsten Weise zu unterstützen1). Was mit diesen Zwecken gemeint sei, darüber giebt uns einen Wink die Notiz Passeri's2), wonach ein neapolitaner Bildhauer mit den in Aussicht genommenen pla- stischen Arbeiten beauftragt worden ist. Julian Finelli aus Carrara sei in der Folge von dem Herzog von Terranova (das ist Onnate) nach Rom geschickt worden, um die Abformung der Antiken in Gyps, sowie den Bronzeguss eines Theils derselben, nebst denen einiger seiner eigenen Modelle und der zwölf vergoldeten Bronzelöwen zu besorgen. Letztere waren bestimmt für Marmor- tische; man begegnet ihnen oft auf Bildnissen der Folgezeit, z. B. Carl II von Carrenno. Diese Sendung sei allerdings erst im Jahre 1652 erfolgt; Velazquez hätte also diese Antiken nur aus- zuwählen gehabt. Finelli war derselbe, welcher die Statuen Mon- terey's und seiner Gemahlin für Salamanca gearbeitet hatte; seine Gunst bei dem Grafen war ihm nach Passeri in der Folge von grossem Nutzen3). Monterey wird ihn Velazquez
1) Palomino III, 336: de assistirle larga, y profusamente.
2) Passeri, Vite de' pittori, 267. Ein Theil wurde erst in Madrid abgegossen, Palomino 340.
3) Passeri, vite 267. 261.
II. 11
In Neapel.
3000 Dukaten gehn; die Maler erhoben das Bild, es sei 10000 werth; so kam auch dieses in die Salute.
Da that sich die glänzendste Aussicht von allen auf. Im Oktober 1618 erschien der Hebräer Ventura Salomon als Makler des Padre Maestro der Serviten, mit dem Angebot der grössten Leinwand des Paolo, des Gastmahls des Pharisäers im Refek- torium des Ordens. Man verlangte 10000 Dukaten, vielleicht wäre man auf 8000 heruntergegangen; der Jude erhielt fünf Pro- cent. Die Regierung werde wol ein Auge zudrücken. Paolo del Sera hielt es für unmöglich, dass die Stadt ein solches Werk fortlassen werde. Auch dieser Ankauf scheiterte wahrscheinlich an der Knickerigkeit der Florentiner; die Serenissima schenkte das Bild sieben Jahre später Ludwig XIV.
In Neapel (1649).
Kaum in Rom eingetroffen, musste sich Velazquez nach Neapel begeben, um seine Empfehlungsbriefe an den Vicekönig, Grafen Oñate abzugeben. Sie enthielten die königliche Weisung, ihn mit allem nöthigen für seine Zwecke in der freigebigsten Weise zu unterstützen1). Was mit diesen Zwecken gemeint sei, darüber giebt uns einen Wink die Notiz Passeri’s2), wonach ein neapolitaner Bildhauer mit den in Aussicht genommenen pla- stischen Arbeiten beauftragt worden ist. Julian Finelli aus Carrara sei in der Folge von dem Herzog von Terranova (das ist Oñate) nach Rom geschickt worden, um die Abformung der Antiken in Gyps, sowie den Bronzeguss eines Theils derselben, nebst denen einiger seiner eigenen Modelle und der zwölf vergoldeten Bronzelöwen zu besorgen. Letztere waren bestimmt für Marmor- tische; man begegnet ihnen oft auf Bildnissen der Folgezeit, z. B. Carl II von Carreño. Diese Sendung sei allerdings erst im Jahre 1652 erfolgt; Velazquez hätte also diese Antiken nur aus- zuwählen gehabt. Finelli war derselbe, welcher die Statuen Mon- terey’s und seiner Gemahlin für Salamanca gearbeitet hatte; seine Gunst bei dem Grafen war ihm nach Passeri in der Folge von grossem Nutzen3). Monterey wird ihn Velazquez
1) Palomino III, 336: de assistirle larga, y profusamente.
2) Passeri, Vite de’ pittori, 267. Ein Theil wurde erst in Madrid abgegossen, Palomino 340.
3) Passeri, vite 267. 261.
II. 11
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In Neapel.
3000 Dukaten gehn; die Maler erhoben das Bild, es sei 10000
werth; so kam auch dieses in die Salute.
Da that sich die glänzendste Aussicht von allen auf. Im
Oktober 1618 erschien der Hebräer Ventura Salomon als Makler
des Padre Maestro der Serviten, mit dem Angebot der grössten
Leinwand des Paolo, des Gastmahls des Pharisäers im Refek-
torium des Ordens. Man verlangte 10000 Dukaten, vielleicht
wäre man auf 8000 heruntergegangen; der Jude erhielt fünf Pro-
cent. Die Regierung werde wol ein Auge zudrücken. Paolo
del Sera hielt es für unmöglich, dass die Stadt ein solches Werk
fortlassen werde. Auch dieser Ankauf scheiterte wahrscheinlich
an der Knickerigkeit der Florentiner; die Serenissima schenkte
das Bild sieben Jahre später Ludwig XIV.
In Neapel (1649).
Kaum in Rom eingetroffen, musste sich Velazquez nach
Neapel begeben, um seine Empfehlungsbriefe an den Vicekönig,
Grafen Oñate abzugeben. Sie enthielten die königliche Weisung,
ihn mit allem nöthigen für seine Zwecke in der freigebigsten
Weise zu unterstützen 1). Was mit diesen Zwecken gemeint sei,
darüber giebt uns einen Wink die Notiz Passeri’s 2), wonach ein
neapolitaner Bildhauer mit den in Aussicht genommenen pla-
stischen Arbeiten beauftragt worden ist. Julian Finelli aus Carrara
sei in der Folge von dem Herzog von Terranova (das ist Oñate)
nach Rom geschickt worden, um die Abformung der Antiken
in Gyps, sowie den Bronzeguss eines Theils derselben, nebst
denen einiger seiner eigenen Modelle und der zwölf vergoldeten
Bronzelöwen zu besorgen. Letztere waren bestimmt für Marmor-
tische; man begegnet ihnen oft auf Bildnissen der Folgezeit,
z. B. Carl II von Carreño. Diese Sendung sei allerdings erst im
Jahre 1652 erfolgt; Velazquez hätte also diese Antiken nur aus-
zuwählen gehabt. Finelli war derselbe, welcher die Statuen Mon-
terey’s und seiner Gemahlin für Salamanca gearbeitet hatte;
seine Gunst bei dem Grafen war ihm nach Passeri in der
Folge von grossem Nutzen 3). Monterey wird ihn Velazquez
1) Palomino III, 336: de assistirle larga, y profusamente.
2) Passeri, Vite de’ pittori, 267. Ein Theil wurde erst in Madrid abgegossen,
Palomino 340.
3) Passeri, vite 267. 261.
II. 11
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/181>, abgerufen am 21.11.2024.
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