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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Kunstwissenschaft
b) Kunstgewerbe.

§. 196. Eine naturgemäse Ordnung und
Eintheilung der Künste und Handwerker auf-
zustellen, ist wegen der Mannigfaltigkeit der-
selben nicht leicht. Doch will ich einen Ver-
such wagen. Wann wir die Sache einfältig
untersuchen: so finden wir auf der einen Sei-
te alle ökonomischen Erzeugungen, diese sol-
len nun durch die Kunst zu Befriedigungs-
mitteln umgeschaffen werden; in dieser Rück-
sicht will ich die ökonomischen Erzeugungen ro-
he Erzeugungen
nennen.

§. 197. Auf der andern Seite haben wir
eine unendliche Menge Bedürfnisse vor uns,
welche alle der Reihe nach befriediget werden
wollen; insoweit sie nun durch die Kunst be-
friediget werden können, nenne ich sie Kunst-
bedürfnisse,
und ihre Befriedigungsmittel
sind Kunsterzeugungen.

§. 198. Jedes von diesen beiden Stücken,
sowohl die rohen Erzeugungen als die Kunst-
bedürfnisse haben ihre bestimmte mannigfal-
tige von einander verschiedene Eigenschaften:
durch die Kunst sollen die Eigenschaften der

Er-
G 4
Kunſtwiſſenſchaft
b) Kunſtgewerbe.

§. 196. Eine naturgemaͤſe Ordnung und
Eintheilung der Kuͤnſte und Handwerker auf-
zuſtellen, iſt wegen der Mannigfaltigkeit der-
ſelben nicht leicht. Doch will ich einen Ver-
ſuch wagen. Wann wir die Sache einfaͤltig
unterſuchen: ſo finden wir auf der einen Sei-
te alle oͤkonomiſchen Erzeugungen, dieſe ſol-
len nun durch die Kunſt zu Befriedigungs-
mitteln umgeſchaffen werden; in dieſer Ruͤck-
ſicht will ich die oͤkonomiſchen Erzeugungen ro-
he Erzeugungen
nennen.

§. 197. Auf der andern Seite haben wir
eine unendliche Menge Beduͤrfniſſe vor uns,
welche alle der Reihe nach befriediget werden
wollen; inſoweit ſie nun durch die Kunſt be-
friediget werden koͤnnen, nenne ich ſie Kunſt-
beduͤrfniſſe,
und ihre Befriedigungsmittel
ſind Kunſterzeugungen.

§. 198. Jedes von dieſen beiden Stuͤcken,
ſowohl die rohen Erzeugungen als die Kunſt-
beduͤrfniſſe haben ihre beſtimmte mannigfal-
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[103/0123] Kunſtwiſſenſchaft b) Kunſtgewerbe. §. 196. Eine naturgemaͤſe Ordnung und Eintheilung der Kuͤnſte und Handwerker auf- zuſtellen, iſt wegen der Mannigfaltigkeit der- ſelben nicht leicht. Doch will ich einen Ver- ſuch wagen. Wann wir die Sache einfaͤltig unterſuchen: ſo finden wir auf der einen Sei- te alle oͤkonomiſchen Erzeugungen, dieſe ſol- len nun durch die Kunſt zu Befriedigungs- mitteln umgeſchaffen werden; in dieſer Ruͤck- ſicht will ich die oͤkonomiſchen Erzeugungen ro- he Erzeugungen nennen. §. 197. Auf der andern Seite haben wir eine unendliche Menge Beduͤrfniſſe vor uns, welche alle der Reihe nach befriediget werden wollen; inſoweit ſie nun durch die Kunſt be- friediget werden koͤnnen, nenne ich ſie Kunſt- beduͤrfniſſe, und ihre Befriedigungsmittel ſind Kunſterzeugungen. §. 198. Jedes von dieſen beiden Stuͤcken, ſowohl die rohen Erzeugungen als die Kunſt- beduͤrfniſſe haben ihre beſtimmte mannigfal- tige von einander verſchiedene Eigenſchaften: durch die Kunſt ſollen die Eigenſchaften der Er- G 4

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/123>, abgerufen am 21.12.2024.