Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
802. An Rektor Seifert in Bindloch.
[Kopie]

Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradiese --
unser dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet --
Wasserprobe des Kochens --5

803. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen,
der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man
sollt' es Ihnen kaum sagen, wenn man etwas wünscht: man be-10
kommt es sonst. Einen recht schönen Nachsabbath und Ruhetag! --
Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: so können Sie eine
sehr schöne haben, die Sie wieder zum Verreisen, aber nach der
Schweiz hin, verwenden sollten.

804. An Otto.15

Guten Morgen, Alter! Das neueste Baireuther Zeitungblatt
hab' ich heute auf meine Kosten selber mit gehalten. Es wird ein
guter Bissen für deinen taktischen Gaumen sein. Kellermann wurde
von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geschlagen;20
Taufkirchen wurde im Nürnberger Museum ohne Metapher ge-
schlagen. Was sagst du dazu schriftlich?

805. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Es ist nicht sehr artig -- Sie müssen25
es vielleicht selber zugeben -- gehandelt von ..... mir, daß ich
die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr.,
im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp-
fangs und Danks so lange besitze. Meinen Dank hiemit an Sie,
der mir so dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach30
Campens Übersetzung. Wünschen Sie mir, daß die Ausziehwoche
von einem Feinde zum andern -- vielleicht mitten unter Freunden
oder alliierten Truppen -- überstanden sei.

802. An Rektor Seifert in Bindloch.
[Kopie]

Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradieſe —
unſer dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet —
Waſſerprobe des Kochens —5

803. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen,
der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man
ſollt’ es Ihnen kaum ſagen, wenn man etwas wünſcht: man be-10
kommt es ſonſt. Einen recht ſchönen Nachſabbath und Ruhetag! —
Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: ſo können Sie eine
ſehr ſchöne haben, die Sie wieder zum Verreiſen, aber nach der
Schweiz hin, verwenden ſollten.

804. An Otto.15

Guten Morgen, Alter! Das neueſte Baireuther Zeitungblatt
hab’ ich heute auf meine Koſten ſelber mit gehalten. Es wird ein
guter Biſſen für deinen taktiſchen Gaumen ſein. Kellermann wurde
von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geſchlagen;20
Taufkirchen wurde im Nürnberger Muſeum ohne Metapher ge-
ſchlagen. Was ſagſt du dazu ſchriftlich?

805. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Es iſt nicht ſehr artig — Sie müſſen25
es vielleicht ſelber zugeben — gehandelt von ..... mir, daß ich
die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr.,
im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp-
fangs und Danks ſo lange beſitze. Meinen Dank hiemit an Sie,
der mir ſo dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach30
Campens Überſetzung. Wünſchen Sie mir, daß die Ausziehwoche
von einem Feinde zum andern — vielleicht mitten unter Freunden
oder alliierten Truppen — überſtanden ſei.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0364" n="348"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>802. An <hi rendition="#g">Rektor Seifert in Bindloch.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 19. Okt. 1813]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradie&#x017F;e &#x2014;<lb/>
un&#x017F;er dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet &#x2014;<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;erprobe des Kochens &#x2014;<lb n="5"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>803. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Okt. 1813. Sonntag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen,<lb/>
der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man<lb/>
&#x017F;ollt&#x2019; es Ihnen kaum &#x017F;agen, wenn man etwas wün&#x017F;cht: man be-<lb n="10"/>
kommt es &#x017F;on&#x017F;t. Einen recht &#x017F;chönen Nach&#x017F;abbath und Ruhetag! &#x2014;<lb/>
Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: &#x017F;o können Sie eine<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chöne haben, die Sie wieder zum Verrei&#x017F;en, aber nach der<lb/>
Schweiz hin, verwenden &#x017F;ollten.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>804. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Nov. (?) 1813]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Das neue&#x017F;te Baireuther Zeitungblatt<lb/>
hab&#x2019; ich heute auf meine Ko&#x017F;ten &#x017F;elber mit gehalten. Es wird ein<lb/>
guter Bi&#x017F;&#x017F;en für deinen takti&#x017F;chen Gaumen &#x017F;ein. <hi rendition="#aq">Kellermann</hi> wurde<lb/>
von einem Theil des <hi rendition="#aq">Wredischen</hi> Heers bei <hi rendition="#aq">Darmstadt</hi> ge&#x017F;chlagen;<lb n="20"/> <hi rendition="#aq">Taufkirchen</hi> wurde im Nürnberger Mu&#x017F;eum ohne Metapher ge-<lb/>
&#x017F;chlagen. Was &#x017F;ag&#x017F;t du dazu &#x017F;chriftlich?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>805. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. Nov. 1813. Sonntag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Es i&#x017F;t nicht &#x017F;ehr artig &#x2014; Sie mü&#x017F;&#x017F;en<lb n="25"/>
es vielleicht &#x017F;elber zugeben &#x2014; gehandelt von ..... mir, daß ich<lb/>
die beiden <hi rendition="#aq">Oblonga</hi> oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr.,<lb/>
im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp-<lb/>
fangs und Danks &#x017F;o lange be&#x017F;itze. Meinen Dank hiemit an Sie,<lb/>
der mir &#x017F;o dicke <hi rendition="#aq">billet<hi rendition="#g">doux</hi></hi> zufertigt, oder <hi rendition="#g">Süß</hi>briefchen nach<lb n="30"/>
Campens Über&#x017F;etzung. Wün&#x017F;chen Sie mir, daß die Ausziehwoche<lb/>
von einem Feinde zum andern &#x2014; vielleicht mitten unter Freunden<lb/>
oder alliierten Truppen &#x2014; über&#x017F;tanden &#x017F;ei.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0364] 802. An Rektor Seifert in Bindloch. [Bayreuth, 19. Okt. 1813] Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradieſe — unſer dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet — Waſſerprobe des Kochens — 5 803. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Okt. 1813. Sonntag] Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen, der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man ſollt’ es Ihnen kaum ſagen, wenn man etwas wünſcht: man be- 10 kommt es ſonſt. Einen recht ſchönen Nachſabbath und Ruhetag! — Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: ſo können Sie eine ſehr ſchöne haben, die Sie wieder zum Verreiſen, aber nach der Schweiz hin, verwenden ſollten. 804. An Otto. 15 [Bayreuth, Nov. (?) 1813] Guten Morgen, Alter! Das neueſte Baireuther Zeitungblatt hab’ ich heute auf meine Koſten ſelber mit gehalten. Es wird ein guter Biſſen für deinen taktiſchen Gaumen ſein. Kellermann wurde von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geſchlagen; 20 Taufkirchen wurde im Nürnberger Muſeum ohne Metapher ge- ſchlagen. Was ſagſt du dazu ſchriftlich? 805. An Emanuel. [Bayreuth, 7. Nov. 1813. Sonntag] Guten Morgen, Alter! Es iſt nicht ſehr artig — Sie müſſen 25 es vielleicht ſelber zugeben — gehandelt von ..... mir, daß ich die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr., im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp- fangs und Danks ſo lange beſitze. Meinen Dank hiemit an Sie, der mir ſo dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach 30 Campens Überſetzung. Wünſchen Sie mir, daß die Ausziehwoche von einem Feinde zum andern — vielleicht mitten unter Freunden oder alliierten Truppen — überſtanden ſei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/364
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/364>, abgerufen am 26.04.2024.