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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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überlassen, noch feuriger zur Verwendung der letzten verwenden
könne.

Seine zweite Bitte ist die um den Theil der Naturalbesoldung,
den Fikenscher vor ihm voraus hatte. Sechs Kinder, zwölf Amt-
jahre und das jetzige bellum omnium contra omnes rechtfertigen5
schon die Bitte. Schon vor 8 Jahren bekam er vom König von
Preußen bei einem auswärtigen Rufe eine Gehaltzulage und von
den Ministern das Versprechen des Steigens in Rang und Honorar.

Am meisten würde ihn Unterordnung unter den künftigen Pro-
fessor durch die Hemmung seines pädagogischen Patriotismus10
kränken, denn Lehren ist sein Leben, und die Schule sein Himmel,
und uneigennütziges Abarbeiten sein erster, tiefster, längster Lohn.

Mein achtendes Urtheil über ihn hab' ich in der 2ten Auflage
der Levana, an welcher man eben druckt, auf 2 Seiten ausgedrückt.
Verzeihen Sie der väterlichen Dankbarkeit eine Weitläuftigkeit,15
welche ich Ihren Kenntnissen der Schulanstalten des Königreichs
wol hätte ersparen sollen. An Jacobi ... Es geh' Ihnen wol
unter, oder vielmehr zwischen den Gewittern der Zeit.

800. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Alter! Wagner versichert, ihm und noch andern
habe der Graf das Hieherkommen versprochen und ein Logis sei
ihm schon bestellt. -- Nehmen Sie sich meiner armen schutzlosen
300 fl. an!

801. An Emanuel.25

Guten Tag nach dem schönen Abend, Guter! Die jetzigen langen
Abende werden freilich bei Ihnen kürzeste Tage. Ich bin bei Ihnen
immer sehr froh und weiß es doch mit dem Kommen nicht zu
machen, denn sonst wird man zu froh. -- Hiebei die 3 Schuldscheine.30
Gehen Sie noch in der Woche nach Bamberg? -- Noch einmal
Dank für jede Mühe und Gabe.

überlaſſen, noch feuriger zur Verwendung der letzten verwenden
könne.

Seine zweite Bitte iſt die um den Theil der Naturalbeſoldung,
den Fikenscher vor ihm voraus hatte. Sechs Kinder, zwölf Amt-
jahre und das jetzige bellum omnium contra omnes rechtfertigen5
ſchon die Bitte. Schon vor 8 Jahren bekam er vom König von
Preußen bei einem auswärtigen Rufe eine Gehaltzulage und von
den Miniſtern das Verſprechen des Steigens in Rang und Honorar.

Am meiſten würde ihn Unterordnung unter den künftigen Pro-
feſſor durch die Hemmung ſeines pädagogiſchen Patriotiſmus10
kränken, denn Lehren iſt ſein Leben, und die Schule ſein Himmel,
und uneigennütziges Abarbeiten ſein erſter, tiefſter, längſter Lohn.

Mein achtendes Urtheil über ihn hab’ ich in der 2ten Auflage
der Levana, an welcher man eben druckt, auf 2 Seiten ausgedrückt.
Verzeihen Sie der väterlichen Dankbarkeit eine Weitläuftigkeit,15
welche ich Ihren Kenntniſſen der Schulanſtalten des Königreichs
wol hätte erſparen ſollen. An Jacobi ... Es geh’ Ihnen wol
unter, oder vielmehr zwiſchen den Gewittern der Zeit.

800. An Emanuel.
20

Guten Morgen, Alter! Wagner verſichert, ihm und noch andern
habe der Graf das Hieherkommen verſprochen und ein Logis ſei
ihm ſchon beſtellt. — Nehmen Sie ſich meiner armen ſchutzloſen
300 fl. an!

801. An Emanuel.25

Guten Tag nach dem ſchönen Abend, Guter! Die jetzigen langen
Abende werden freilich bei Ihnen kürzeſte Tage. Ich bin bei Ihnen
immer ſehr froh und weiß es doch mit dem Kommen nicht zu
machen, denn ſonſt wird man zu froh. — Hiebei die 3 Schuldſcheine.30
Gehen Sie noch in der Woche nach Bamberg? — Noch einmal
Dank für jede Mühe und Gabe.

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[347/0363] überlaſſen, noch feuriger zur Verwendung der letzten verwenden könne. Seine zweite Bitte iſt die um den Theil der Naturalbeſoldung, den Fikenscher vor ihm voraus hatte. Sechs Kinder, zwölf Amt- jahre und das jetzige bellum omnium contra omnes rechtfertigen 5 ſchon die Bitte. Schon vor 8 Jahren bekam er vom König von Preußen bei einem auswärtigen Rufe eine Gehaltzulage und von den Miniſtern das Verſprechen des Steigens in Rang und Honorar. Am meiſten würde ihn Unterordnung unter den künftigen Pro- feſſor durch die Hemmung ſeines pädagogiſchen Patriotiſmus 10 kränken, denn Lehren iſt ſein Leben, und die Schule ſein Himmel, und uneigennütziges Abarbeiten ſein erſter, tiefſter, längſter Lohn. Mein achtendes Urtheil über ihn hab’ ich in der 2ten Auflage der Levana, an welcher man eben druckt, auf 2 Seiten ausgedrückt. Verzeihen Sie der väterlichen Dankbarkeit eine Weitläuftigkeit, 15 welche ich Ihren Kenntniſſen der Schulanſtalten des Königreichs wol hätte erſparen ſollen. An Jacobi ... Es geh’ Ihnen wol unter, oder vielmehr zwiſchen den Gewittern der Zeit. 800. An Emanuel. [Bayreuth, 10. Okt. 1813] 20 Guten Morgen, Alter! Wagner verſichert, ihm und noch andern habe der Graf das Hieherkommen verſprochen und ein Logis ſei ihm ſchon beſtellt. — Nehmen Sie ſich meiner armen ſchutzloſen 300 fl. an! 801. An Emanuel. 25 [Bayreuth, 12. Okt. 1813. Dienstag] Guten Tag nach dem ſchönen Abend, Guter! Die jetzigen langen Abende werden freilich bei Ihnen kürzeſte Tage. Ich bin bei Ihnen immer ſehr froh und weiß es doch mit dem Kommen nicht zu machen, denn ſonſt wird man zu froh. — Hiebei die 3 Schuldſcheine. 30 Gehen Sie noch in der Woche nach Bamberg? — Noch einmal Dank für jede Mühe und Gabe.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/363>, abgerufen am 27.04.2024.