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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Falle mehr Zeit abfodern, als mein Schreibamt entbehren kann --
zumal in dem absteigenden Zeichen der Jahre, -- dem sogar in dem
aufsteigenden eine seit 20 Jahren ungetheilte Widmung nicht genug
thun konnte.

Noch wichtiger und schwieriger wird die Antwort, ob ich, der ich5
früher nur Kinder unterrichtet, mit einigem Glücke einem andern
Hör-Publikum, das nicht mit dem Les-Publikum zu vermengen, zu
dienen vermag.

Meinen besondern Dank werd' ich J[hrer] K[öniglichen] H[oheit]
bei Uebersendung eines Aufsatzes für das Frankfurter Museum --10
über das Entstehen der ersten Thiere und Menschen -- darbringen,
dessen Länge noch seine Vollendung verzögert. Ich etc.

Jean Paul Fr. Richter
598. An Emanuel.
15

Guten Morgen, Alter! In der Harmonie ist dieses Jahr noch
kein Morgenblatt gekommen. Und an Sie? -- Denken Sie an
meine neuliche Bitte. -- Ich zahle wie viele andere kein Familiengeld.

599. An Otto.
20

Guten Abend, Alter! Hier vor der Hand etwas vom Aufsatze
für Wolke, einige Druckbogen; meine Frau schreibt noch am Reste.*)
-- Sei ja besonders mein erster politischer Zensor! -- Morgen
muß ich über den Aufsatz für das Museum her. Dann hab ich kurze
Zeit Ruhe bis die Taschenbücher-Folter Reden auspreßt. -- Und25
so ist das Leben.

Wann geht die fahrende Post nach Tübingen?

600. An Otto.

Guten Morgen, Alter! -- Sonach stehen 2 Auflagen in meiner30
Gewalt. --

Aber wie kann denn selber ein deutscher Hypochondrist an Auf-

*) Ihr Schreibfleis läßt nichts für morgen übrig.

Falle mehr Zeit abfodern, als mein Schreibamt entbehren kann —
zumal in dem abſteigenden Zeichen der Jahre, — dem ſogar in dem
aufſteigenden eine ſeit 20 Jahren ungetheilte Widmung nicht genug
thun konnte.

Noch wichtiger und ſchwieriger wird die Antwort, ob ich, der ich5
früher nur Kinder unterrichtet, mit einigem Glücke einem andern
Hör-Publikum, das nicht mit dem Les-Publikum zu vermengen, zu
dienen vermag.

Meinen beſondern Dank werd’ ich J[hrer] K[öniglichen] H[oheit]
bei Ueberſendung eines Aufſatzes für das Frankfurter Muſeum —10
über das Entſtehen der erſten Thiere und Menſchen — darbringen,
deſſen Länge noch ſeine Vollendung verzögert. Ich ꝛc.

Jean Paul Fr. Richter
598. An Emanuel.
15

Guten Morgen, Alter! In der Harmonie iſt dieſes Jahr noch
kein Morgenblatt gekommen. Und an Sie? — Denken Sie an
meine neuliche Bitte. — Ich zahle wie viele andere kein Familiengeld.

599. An Otto.
20

Guten Abend, Alter! Hier vor der Hand etwas vom Aufſatze
für Wolke, einige Druckbogen; meine Frau ſchreibt noch am Reſte.*)
— Sei ja beſonders mein erſter politiſcher Zenſor! — Morgen
muß ich über den Aufſatz für das Muſeum her. Dann hab ich kurze
Zeit Ruhe bis die Taſchenbücher-Folter Reden auspreßt. — Und25
ſo iſt das Leben.

Wann geht die fahrende Poſt nach Tübingen?

600. An Otto.

Guten Morgen, Alter! — Sonach ſtehen 2 Auflagen in meiner30
Gewalt. —

Aber wie kann denn ſelber ein deutſcher Hypochondriſt an Auf-

*) Ihr Schreibfleis läßt nichts für morgen übrig.
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[246/0260] Falle mehr Zeit abfodern, als mein Schreibamt entbehren kann — zumal in dem abſteigenden Zeichen der Jahre, — dem ſogar in dem aufſteigenden eine ſeit 20 Jahren ungetheilte Widmung nicht genug thun konnte. Noch wichtiger und ſchwieriger wird die Antwort, ob ich, der ich 5 früher nur Kinder unterrichtet, mit einigem Glücke einem andern Hör-Publikum, das nicht mit dem Les-Publikum zu vermengen, zu dienen vermag. Meinen beſondern Dank werd’ ich J[hrer] K[öniglichen] H[oheit] bei Ueberſendung eines Aufſatzes für das Frankfurter Muſeum — 10 über das Entſtehen der erſten Thiere und Menſchen — darbringen, deſſen Länge noch ſeine Vollendung verzögert. Ich ꝛc. Jean Paul Fr. Richter 598. An Emanuel. [Bayreuth, 15. Jan. 1812] 15 Guten Morgen, Alter! In der Harmonie iſt dieſes Jahr noch kein Morgenblatt gekommen. Und an Sie? — Denken Sie an meine neuliche Bitte. — Ich zahle wie viele andere kein Familiengeld. 599. An Otto. [Bayreuth, 2. Hälfte Jan. 1812] 20 Guten Abend, Alter! Hier vor der Hand etwas vom Aufſatze für Wolke, einige Druckbogen; meine Frau ſchreibt noch am Reſte. *) — Sei ja beſonders mein erſter politiſcher Zenſor! — Morgen muß ich über den Aufſatz für das Muſeum her. Dann hab ich kurze Zeit Ruhe bis die Taſchenbücher-Folter Reden auspreßt. — Und 25 ſo iſt das Leben. Wann geht die fahrende Poſt nach Tübingen? 600. An Otto. [Bayreuth, etwa 24. Jan. 1812] Guten Morgen, Alter! — Sonach ſtehen 2 Auflagen in meiner 30 Gewalt. — Aber wie kann denn ſelber ein deutſcher Hypochondriſt an Auf- *) Ihr Schreibfleis läßt nichts für morgen übrig.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/260>, abgerufen am 26.04.2024.