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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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516. An Cotta.

Eiligst, daher Bitte um Verzeihung des schlechten Schreibens.

Hier, guter Cotta, das was die Zeit zu geben erlaubte für den
Kalender. -- Eben wurde mir aus Hamburg der "Orient" zu-5
geschickt, in dessen gedruckter Ankündigung steht, daß man sich mit
mir in Verbindung gesetzt. Nicht ein halbes, 1/8 Wort ist daran
wahr. Gäb' ich künftig doch etwas hinein -- was ich vielleicht
aus Gründen der Zeit thun könnte --: so würde zur selben Zeit
auch in Ihrem Morgenblatte etwas von mir erscheinen. -- Wie10
können Sie denken, daß ich Ihnen spätere Buchhändler (nicht ein-
mal frühere) vorziehe, da ich zugleich 1) Ihre Handels-Klugheit
und 2) Handels-Rechtlichkeit und 3) Liberalität aus so vielen
Proben kenne? -- Zur Michaelis Messe 1812 geb' ich die neue
Auflage der "Ästhetik" in 4 Bändchen; aber bei einem andern Ver-15
leger (noch hab' ich keinen gesucht), weil Perthes, der immer
Redliche, sein Näherrecht wegen der neuen Einverleibung mir ab-
getreten.*) Zur Ostermesse kommt die neue vermehrte Auflage der
Levana; und noch steh' ich an, dem alten Verleger sie anzubieten,
da er zweifach durch zwei Verheimlichungen an mir gesündigt.20
Neulich verschrieb ich mich; nicht bei 1500 sondern bei 1300 ab-
gesetzten Exemplaren der Levana mußte Vieweg nachzahlen.

Leben Sie wol! Gehen die Buchhändler zu Grunde: so bleiben
Sie, nur aber im wichtigsten Sinne, als der buchhändlerische
Methusalem zuletzt übrig und man kann alsdann den ganzen Handel25
bei Ihnen wieder von vornen anfangen.

Ihr alter unveränderter
Jean Paul Fr. Richter

N. S. An die Herbstblumine, an meine eigne Lebensbeschreibung,
an einen Almanach für Weiber und einen für Männer ist jetzt vor30
lauter Arbeit gar nicht zu denken.

517. An Otto.

Hier, guter Alter, die Kleinigkeit für Cotta. Findest du etwas
wiederholt oder zu trivial -- ohne Gnade durchstreich' es. -- Ginge35

*) Ich müßte denn, sagt er problematisch, bis 1813 warten wollen, was ich
nicht will und soll.
516. An Cotta.

Eiligſt, daher Bitte um Verzeihung des ſchlechten Schreibens.

Hier, guter Cotta, das was die Zeit zu geben erlaubte für den
Kalender. — Eben wurde mir aus Hamburg der „Orient“ zu-5
geſchickt, in deſſen gedruckter Ankündigung ſteht, daß man ſich mit
mir in Verbindung geſetzt. Nicht ein halbes, ⅛ Wort iſt daran
wahr. Gäb’ ich künftig doch etwas hinein — was ich vielleicht
aus Gründen der Zeit thun könnte —: ſo würde zur ſelben Zeit
auch in Ihrem Morgenblatte etwas von mir erſcheinen. — Wie10
können Sie denken, daß ich Ihnen ſpätere Buchhändler (nicht ein-
mal frühere) vorziehe, da ich zugleich 1) Ihre Handels-Klugheit
und 2) Handels-Rechtlichkeit und 3) Liberalität aus ſo vielen
Proben kenne? — Zur Michaelis Meſſe 1812 geb’ ich die neue
Auflage der „Äſthetik“ in 4 Bändchen; aber bei einem andern Ver-15
leger (noch hab’ ich keinen geſucht), weil Perthes, der immer
Redliche, ſein Näherrecht wegen der neuen Einverleibung mir ab-
getreten.*) Zur Oſtermeſſe kommt die neue vermehrte Auflage der
Levana; und noch ſteh’ ich an, dem alten Verleger ſie anzubieten,
da er zweifach durch zwei Verheimlichungen an mir geſündigt.20
Neulich verſchrieb ich mich; nicht bei 1500 ſondern bei 1300 ab-
geſetzten Exemplaren der Levana mußte Vieweg nachzahlen.

Leben Sie wol! Gehen die Buchhändler zu Grunde: ſo bleiben
Sie, nur aber im wichtigſten Sinne, als der buchhändleriſche
Methuſalem zuletzt übrig und man kann alsdann den ganzen Handel25
bei Ihnen wieder von vornen anfangen.

Ihr alter unveränderter
Jean Paul Fr. Richter

N. S. An die Herbſtblumine, an meine eigne Lebensbeſchreibung,
an einen Almanach für Weiber und einen für Männer iſt jetzt vor30
lauter Arbeit gar nicht zu denken.

517. An Otto.

Hier, guter Alter, die Kleinigkeit für Cotta. Findeſt du etwas
wiederholt oder zu trivial — ohne Gnade durchſtreich’ es. — Ginge35

*) Ich müßte denn, ſagt er problematiſch, bis 1813 warten wollen, was ich
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[213/0226] 516. An Cotta. Bayreuth d. 2. Aug. 1811 Eiligſt, daher Bitte um Verzeihung des ſchlechten Schreibens. Hier, guter Cotta, das was die Zeit zu geben erlaubte für den Kalender. — Eben wurde mir aus Hamburg der „Orient“ zu- 5 geſchickt, in deſſen gedruckter Ankündigung ſteht, daß man ſich mit mir in Verbindung geſetzt. Nicht ein halbes, ⅛ Wort iſt daran wahr. Gäb’ ich künftig doch etwas hinein — was ich vielleicht aus Gründen der Zeit thun könnte —: ſo würde zur ſelben Zeit auch in Ihrem Morgenblatte etwas von mir erſcheinen. — Wie 10 können Sie denken, daß ich Ihnen ſpätere Buchhändler (nicht ein- mal frühere) vorziehe, da ich zugleich 1) Ihre Handels-Klugheit und 2) Handels-Rechtlichkeit und 3) Liberalität aus ſo vielen Proben kenne? — Zur Michaelis Meſſe 1812 geb’ ich die neue Auflage der „Äſthetik“ in 4 Bändchen; aber bei einem andern Ver- 15 leger (noch hab’ ich keinen geſucht), weil Perthes, der immer Redliche, ſein Näherrecht wegen der neuen Einverleibung mir ab- getreten. *) Zur Oſtermeſſe kommt die neue vermehrte Auflage der Levana; und noch ſteh’ ich an, dem alten Verleger ſie anzubieten, da er zweifach durch zwei Verheimlichungen an mir geſündigt. 20 Neulich verſchrieb ich mich; nicht bei 1500 ſondern bei 1300 ab- geſetzten Exemplaren der Levana mußte Vieweg nachzahlen. Leben Sie wol! Gehen die Buchhändler zu Grunde: ſo bleiben Sie, nur aber im wichtigſten Sinne, als der buchhändleriſche Methuſalem zuletzt übrig und man kann alsdann den ganzen Handel 25 bei Ihnen wieder von vornen anfangen. Ihr alter unveränderter Jean Paul Fr. Richter N. S. An die Herbſtblumine, an meine eigne Lebensbeſchreibung, an einen Almanach für Weiber und einen für Männer iſt jetzt vor 30 lauter Arbeit gar nicht zu denken. 517. An Otto. [Bayreuth, 2. Aug. 1811?] Hier, guter Alter, die Kleinigkeit für Cotta. Findeſt du etwas wiederholt oder zu trivial — ohne Gnade durchſtreich’ es. — Ginge 35 *) Ich müßte denn, ſagt er problematiſch, bis 1813 warten wollen, was ich nicht will und ſoll.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/226>, abgerufen am 26.04.2024.