Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

mich jezt mitten in einem sehr ungleichartigen Geschäft, um dir zu
schreiben. --

Vergis meine Briefe nicht.

R.

Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geschikt.5

242. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Kopie]

In Ihr optisches Eden für unsern Lafayette -- diesen Epami-
nondas, der das Feuer des Muths mit dem stillen Licht der besonnenen
Tugend vereinigt -- flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng10
von Blume zu Blume darin, indes die unsichtbare Musik stat d[es]
Zephyr[s] über die hängende glükliche Insel flos. Das musikalische
Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine
Finger davon zu nehmen wissen. Fremde Musik wandt' ich nur zur
Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele draussen unter dem15
freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich musikalisch
zersezen; aber in die Finger kan ich jene so deutlich vernommenen Töne
nicht heruntertreiben. Das ist der Unterschied zwischen mir und dem
Talent, ich wil eines darüber befragen -- die 2 Red[en] müssen den
Ueberrest Ihnen präsent[ieren] und es entschuldigen, daß das Buch ein20
Standquartier auf dem klassischen Boden Ihres Bücherbrettes sucht --
reicher Brief vol Goldadern -- Wie sanft wird es uns im Frühling
thun, wenn uns -- anstat daß sonst nur Unglük die Menschen an
einander treibt, wie Blizschläge, Stösse das Eisen magnetisch machen --
blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der25
sanfte Arm der neuen Natur.

243. An Joh. Georg Herold.

Rezensent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit
Vergnügen an, daß sie wieder die 7 Feuerproben des Fleisses auf die
schönste Weise bestanden hat.30

Hof. d. 21 Febr. 1796 [Sonntag].
Richter

mich jezt mitten in einem ſehr ungleichartigen Geſchäft, um dir zu
ſchreiben. —

Vergis meine Briefe nicht.

R.

Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geſchikt.5

242. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Kopie]

In Ihr optiſches Eden für unſern Lafayette — dieſen Epami-
nondas, der das Feuer des Muths mit dem ſtillen Licht der beſonnenen
Tugend vereinigt — flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng10
von Blume zu Blume darin, indes die unſichtbare Muſik ſtat d[es]
Zephyr[s] über die hängende glükliche Inſel flos. Das muſikaliſche
Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine
Finger davon zu nehmen wiſſen. Fremde Muſik wandt’ ich nur zur
Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele drauſſen unter dem15
freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich muſikaliſch
zerſezen; aber in die Finger kan ich jene ſo deutlich vernommenen Töne
nicht heruntertreiben. Das iſt der Unterſchied zwiſchen mir und dem
Talent, ich wil eines darüber befragen — die 2 Red[en] müſſen den
Ueberreſt Ihnen präſent[ieren] und es entſchuldigen, daß das Buch ein20
Standquartier auf dem klaſſiſchen Boden Ihres Bücherbrettes ſucht —
reicher Brief vol Goldadern — Wie ſanft wird es uns im Frühling
thun, wenn uns — anſtat daß ſonſt nur Unglük die Menſchen an
einander treibt, wie Blizſchläge, Stöſſe das Eiſen magnetiſch machen —
blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der25
ſanfte Arm der neuen Natur.

243. An Joh. Georg Herold.

Rezenſent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit
Vergnügen an, daß ſie wieder die 7 Feuerproben des Fleiſſes auf die
ſchönſte Weiſe beſtanden hat.30

Hof. d. 21 Febr. 1796 [Sonntag].
Richter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="157"/>
mich jezt mitten in einem &#x017F;ehr ungleichartigen Ge&#x017F;chäft, um dir zu<lb/>
&#x017F;chreiben. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Vergis meine Briefe nicht.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes ge&#x017F;chikt.<lb n="5"/>
</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>242. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Leipzig.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 20. Febr. 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>In Ihr opti&#x017F;ches Eden für un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Lafayette</hi> &#x2014; die&#x017F;en Epami-<lb/>
nondas, der das Feuer des Muths mit dem &#x017F;tillen Licht der be&#x017F;onnenen<lb/>
Tugend vereinigt &#x2014; flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng<lb n="10"/>
von Blume zu Blume darin, indes die un&#x017F;ichtbare Mu&#x017F;ik &#x017F;tat d[es]<lb/>
Zephyr[s] über die hängende glükliche In&#x017F;el flos. Das mu&#x017F;ikali&#x017F;che<lb/>
Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine<lb/>
Finger davon zu nehmen wi&#x017F;&#x017F;en. Fremde Mu&#x017F;ik wandt&#x2019; ich nur zur<lb/>
Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele drau&#x017F;&#x017F;en unter dem<lb n="15"/>
freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich mu&#x017F;ikali&#x017F;ch<lb/>
zer&#x017F;ezen; aber in die Finger kan ich jene &#x017F;o deutlich vernommenen Töne<lb/>
nicht heruntertreiben. Das i&#x017F;t der Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen mir und dem<lb/>
Talent, ich wil eines darüber befragen &#x2014; die 2 Red[en] mü&#x017F;&#x017F;en den<lb/>
Ueberre&#x017F;t Ihnen prä&#x017F;ent[ieren] und es ent&#x017F;chuldigen, daß das Buch ein<lb n="20"/>
Standquartier auf dem kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Boden Ihres Bücherbrettes &#x017F;ucht &#x2014;<lb/>
reicher Brief vol Goldadern &#x2014; Wie &#x017F;anft wird es uns im Frühling<lb/>
thun, wenn uns &#x2014; an&#x017F;tat daß &#x017F;on&#x017F;t nur Unglük die Men&#x017F;chen an<lb/>
einander treibt, wie Bliz&#x017F;chläge, Stö&#x017F;&#x017F;e das Ei&#x017F;en magneti&#x017F;ch machen &#x2014;<lb/>
blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der<lb n="25"/>
&#x017F;anfte Arm der neuen Natur.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>243. An <hi rendition="#g">Joh. Georg Herold.</hi></head><lb/>
        <p>Rezen&#x017F;ent der <hi rendition="#aq">Dlle Helene</hi> zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit<lb/>
Vergnügen an, daß &#x017F;ie wieder die 7 Feuerproben des Flei&#x017F;&#x017F;es auf die<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;te Wei&#x017F;e be&#x017F;tanden hat.<lb n="30"/>
</p>
        <closer>
          <salute>
            <date> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof. d. 21 Febr.</hi> 1796 [Sonntag].</hi> </date><lb/> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0168] mich jezt mitten in einem ſehr ungleichartigen Geſchäft, um dir zu ſchreiben. — Vergis meine Briefe nicht. R. Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geſchikt. 5 242. An Friedrich von Oertel in Leipzig. [Hof, 20. Febr. 1796] In Ihr optiſches Eden für unſern Lafayette — dieſen Epami- nondas, der das Feuer des Muths mit dem ſtillen Licht der beſonnenen Tugend vereinigt — flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng 10 von Blume zu Blume darin, indes die unſichtbare Muſik ſtat d[es] Zephyr[s] über die hängende glükliche Inſel flos. Das muſikaliſche Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine Finger davon zu nehmen wiſſen. Fremde Muſik wandt’ ich nur zur Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele drauſſen unter dem 15 freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich muſikaliſch zerſezen; aber in die Finger kan ich jene ſo deutlich vernommenen Töne nicht heruntertreiben. Das iſt der Unterſchied zwiſchen mir und dem Talent, ich wil eines darüber befragen — die 2 Red[en] müſſen den Ueberreſt Ihnen präſent[ieren] und es entſchuldigen, daß das Buch ein 20 Standquartier auf dem klaſſiſchen Boden Ihres Bücherbrettes ſucht — reicher Brief vol Goldadern — Wie ſanft wird es uns im Frühling thun, wenn uns — anſtat daß ſonſt nur Unglük die Menſchen an einander treibt, wie Blizſchläge, Stöſſe das Eiſen magnetiſch machen — blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der 25 ſanfte Arm der neuen Natur. 243. An Joh. Georg Herold. Rezenſent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit Vergnügen an, daß ſie wieder die 7 Feuerproben des Fleiſſes auf die ſchönſte Weiſe beſtanden hat. 30 Hof. d. 21 Febr. 1796 [Sonntag]. Richter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/168
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/168>, abgerufen am 26.04.2024.