legte, aufzureiben suchte, nachdem schon vorher ein andrer König eben diesen End- zweck dadurch erhalten wollen, daß er ge- bothen, alle israelitische Knaben sogleich bey der Geburt zu tödten. Hierdurch nöthigte der Weiseste die Jsraeliten, an den Gott ihres Stamm-Vaters des Abra- hams zu gedenken und ihn mit dem größten Verlangen zu suchen. Da sie derowegen zu ihn schrien, nahm er sich ihrer an, und vernichtete die Anschläge der Aegypter. Besonders zerbrach Gott die Macht des letztern Tyrannen, unter welchem sie seuf- zeten, ohne menschlichen Arm, und führete die Jsraeliten aus, und machte sie zu einem freyen Volke, und bewies dadurch, daß seiner Macht niemand widerstehen könne, und daß er alleine Gott sey.
§. 22.
Die Nei- gung der Jsraelitten zur Abgöt- terey.
Es war aber die damahlige Welt noch viel zu roh und ungebauet, als daß ein sol- cher Beweis einen beständigen Eindruck in den Gemüthern behalten und die irrige Mei- nung von mehrern Göttern auf einmahl ganz ersticket und aufgehoben hätte. Mei- nungen, die man in der Kindheit eingesogen, setzen sich viel zu feste in der Seele, als daß sie auf einmahl weggeschaffet werden könn- ten. Und weil die Meinungen von den Vätern auf die Kinder fortgeerbet werden, so gehöret unglaublich viel dazu, ehe ein
Volk
legte, aufzureiben ſuchte, nachdem ſchon vorher ein andrer Koͤnig eben dieſen End- zweck dadurch erhalten wollen, daß er ge- bothen, alle iſraelitiſche Knaben ſogleich bey der Geburt zu toͤdten. Hierdurch noͤthigte der Weiſeſte die Jſraeliten, an den Gott ihres Stamm-Vaters des Abra- hams zu gedenken und ihn mit dem groͤßten Verlangen zu ſuchen. Da ſie derowegen zu ihn ſchrien, nahm er ſich ihrer an, und vernichtete die Anſchlaͤge der Aegypter. Beſonders zerbrach Gott die Macht des letztern Tyrannen, unter welchem ſie ſeuf- zeten, ohne menſchlichen Arm, und fuͤhrete die Jſraeliten aus, und machte ſie zu einem freyen Volke, und bewies dadurch, daß ſeiner Macht niemand widerſtehen koͤnne, und daß er alleine Gott ſey.
§. 22.
Die Nei- gung der Jſraelitten zur Abgoͤt- terey.
Es war aber die damahlige Welt noch viel zu roh und ungebauet, als daß ein ſol- cher Beweis einen beſtaͤndigen Eindruck in den Gemuͤthern behalten und die irrige Mei- nung von mehrern Goͤttern auf einmahl ganz erſticket und aufgehoben haͤtte. Mei- nungen, die man in der Kindheit eingeſogen, ſetzen ſich viel zu feſte in der Seele, als daß ſie auf einmahl weggeſchaffet werden koͤnn- ten. Und weil die Meinungen von den Vaͤtern auf die Kinder fortgeerbet werden, ſo gehoͤret unglaublich viel dazu, ehe ein
Volk
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legte, aufzureiben ſuchte, nachdem ſchon
vorher ein andrer Koͤnig eben dieſen End-
zweck dadurch erhalten wollen, daß er ge-
bothen, alle iſraelitiſche Knaben ſogleich
bey der Geburt zu toͤdten. Hierdurch
noͤthigte der Weiſeſte die Jſraeliten, an den
Gott ihres Stamm-Vaters des Abra-
hams zu gedenken und ihn mit dem groͤßten
Verlangen zu ſuchen. Da ſie derowegen
zu ihn ſchrien, nahm er ſich ihrer an, und
vernichtete die Anſchlaͤge der Aegypter.
Beſonders zerbrach Gott die Macht des
letztern Tyrannen, unter welchem ſie ſeuf-
zeten, ohne menſchlichen Arm, und fuͤhrete
die Jſraeliten aus, und machte ſie zu einem
freyen Volke, und bewies dadurch, daß
ſeiner Macht niemand widerſtehen koͤnne,
und daß er alleine Gott ſey.
§. 22.
Es war aber die damahlige Welt noch
viel zu roh und ungebauet, als daß ein ſol-
cher Beweis einen beſtaͤndigen Eindruck in
den Gemuͤthern behalten und die irrige Mei-
nung von mehrern Goͤttern auf einmahl
ganz erſticket und aufgehoben haͤtte. Mei-
nungen, die man in der Kindheit eingeſogen,
ſetzen ſich viel zu feſte in der Seele, als daß
ſie auf einmahl weggeſchaffet werden koͤnn-
ten. Und weil die Meinungen von den
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/74>, abgerufen am 20.11.2024.
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