schen ein höheres Alter erreichen lassen, als ihnen anjetzt bestimmet ist. Die Erhal- tung derjenigen Saamen, die jetzo, so viel wir wissen, nirgend ohne Wartung fort- kommen, und die Erfindung der nöthigsten Jnstrumente erforderte dergleichen. Das lange Leben der ersten Eltern verhütete auch grosse Kriege und Verheerungen, als von welchen wir vor der Sündfluth keine siche- re Spuhren finden, und war folglich auf alle Weise den Wissenschaften und Kün- sten zuträglich. Es leuchtet also aus der ersten Einrichtung der Erde die größte Weisheit Gottes und eine gnädige Vor- sehung desselben hervor.
§. 8.
Jnnere Wahr- scheinlich- keit der Nachrich- ten des Moses von den ersten Umständen der Men- schen.
Es führet mich dieses auf gewisse Vor- stellungen, welche ich hier kürzlich einschal- ten und andern zur Beurtheilung überlassen will. Jch finde in den Geschichten vor- nehmlich zweyerley Nachrichten von den ersten Umständen der Menschen auf dem Erdboden. Die Sinesischen Nachrichten sagen, daß die ersten Menschen so tumm, wie das Vieh gewesen, und bis auf den Sohi durch viele Zeiten hindurch in einer solchen viehischen Verfassung geblieben. Es giebet unter uns Leute, welche hierinne etwas wahrscheinliches zu finden meynen. Die biblische Geschichte aber erzählet, daß Gott den ersten Menschen nach seinem Bil-
de
ſchen ein hoͤheres Alter erreichen laſſen, als ihnen anjetzt beſtimmet iſt. Die Erhal- tung derjenigen Saamen, die jetzo, ſo viel wir wiſſen, nirgend ohne Wartung fort- kommen, und die Erfindung der noͤthigſten Jnſtrumente erforderte dergleichen. Das lange Leben der erſten Eltern verhuͤtete auch groſſe Kriege und Verheerungen, als von welchen wir vor der Suͤndfluth keine ſiche- re Spuhren finden, und war folglich auf alle Weiſe den Wiſſenſchaften und Kuͤn- ſten zutraͤglich. Es leuchtet alſo aus der erſten Einrichtung der Erde die groͤßte Weisheit Gottes und eine gnaͤdige Vor- ſehung deſſelben hervor.
§. 8.
Jnnere Wahr- ſcheinlich- keit der Nachrich- ten des Moſes von den erſten Umſtaͤnden der Men- ſchen.
Es fuͤhret mich dieſes auf gewiſſe Vor- ſtellungen, welche ich hier kuͤrzlich einſchal- ten und andern zur Beurtheilung uͤberlaſſen will. Jch finde in den Geſchichten vor- nehmlich zweyerley Nachrichten von den erſten Umſtaͤnden der Menſchen auf dem Erdboden. Die Sineſiſchen Nachrichten ſagen, daß die erſten Menſchen ſo tumm, wie das Vieh geweſen, und bis auf den Sohi durch viele Zeiten hindurch in einer ſolchen viehiſchen Verfaſſung geblieben. Es giebet unter uns Leute, welche hierinne etwas wahrſcheinliches zu finden meynen. Die bibliſche Geſchichte aber erzaͤhlet, daß Gott den erſten Menſchen nach ſeinem Bil-
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ſchen ein hoͤheres Alter erreichen laſſen, als
ihnen anjetzt beſtimmet iſt. Die Erhal-
tung derjenigen Saamen, die jetzo, ſo viel
wir wiſſen, nirgend ohne Wartung fort-
kommen, und die Erfindung der noͤthigſten
Jnſtrumente erforderte dergleichen. Das
lange Leben der erſten Eltern verhuͤtete auch
groſſe Kriege und Verheerungen, als von
welchen wir vor der Suͤndfluth keine ſiche-
re Spuhren finden, und war folglich auf
alle Weiſe den Wiſſenſchaften und Kuͤn-
ſten zutraͤglich. Es leuchtet alſo aus der
erſten Einrichtung der Erde die groͤßte
Weisheit Gottes und eine gnaͤdige Vor-
ſehung deſſelben hervor.
§. 8.
Es fuͤhret mich dieſes auf gewiſſe Vor-
ſtellungen, welche ich hier kuͤrzlich einſchal-
ten und andern zur Beurtheilung uͤberlaſſen
will. Jch finde in den Geſchichten vor-
nehmlich zweyerley Nachrichten von den
erſten Umſtaͤnden der Menſchen auf dem
Erdboden. Die Sineſiſchen Nachrichten
ſagen, daß die erſten Menſchen ſo tumm,
wie das Vieh geweſen, und bis auf den
Sohi durch viele Zeiten hindurch in einer
ſolchen viehiſchen Verfaſſung geblieben.
Es giebet unter uns Leute, welche hierinne
etwas wahrſcheinliches zu finden meynen.
Die bibliſche Geſchichte aber erzaͤhlet, daß
Gott den erſten Menſchen nach ſeinem Bil-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/46>, abgerufen am 20.11.2024.
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