Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.§. 3. Fortsetzungdes vori- gen. Man hat in den Ehegesetzen des Mo- ver- darinne vorkommt, indem es immer in ei-
nerley Absicht und Umständen gebraucht wird. Es haben aber nicht wenige unserer Theologen das Wort Scheer mit dem Worte Schear vermischt, und haben ohne einem entscheidenden Grund dem ersten Worte auch die Bedeutung des letztern beygelegt, als mit welchem dasjenige bezeichnet wird, was wir Deutschen ein Ueberbleibsel, ein Stück, einen Theil nennen. Sie übersetzen dero- wegen obiges Gesetz also: Niemand soll sich mit einem Theile seines Fleisches fleischlich vermischen, und erklären dieses also: Niemand soll seinen nächsten Bluts- freunden ehelich beywohnen. Der in den morgenländischen Sprachen alle seine Vorgänger weit übertreffende Herr Hofrath Michaelis, haben diese Er- klärung in der Abhandlung von den Ehe- gesetzen Mosis S. 128. 129. aus ihrer weitläuftigen Sprachkunde näher aufzuklä- ren und zu erweisen gesuchet. Die Ueber- setzung der Worte Scheer Besaro durch Fleisch seines Fleisches verwerfen sie, weil nach der Gewohnheit der Hebräer in solchem Fal- le stehen würde Besar Besaro. Es ist an dem, daß die Hebräer in einem solchen Falle einerley Wort zweymal setzen, z. E. Gott der Götter, König der Könige, Herr der Herren. Jndessen ist es doch auch nicht ohne Exempel, daß ein Hebräer in einem solchen Falle zwey verschiedene Wörter ge- braucht. So druckt Daniel dasjenige, was ihm §. 3. Fortſetzungdes vori- gen. Man hat in den Ehegeſetzen des Mo- ver- darinne vorkommt, indem es immer in ei-
nerley Abſicht und Umſtaͤnden gebraucht wird. Es haben aber nicht wenige unſerer Theologen das Wort Scheer mit dem Worte Schear vermiſcht, und haben ohne einem entſcheidenden Grund dem erſten Worte auch die Bedeutung des letztern beygelegt, als mit welchem dasjenige bezeichnet wird, was wir Deutſchen ein Ueberbleibſel, ein Stuͤck, einen Theil nennen. Sie uͤberſetzen dero- wegen obiges Geſetz alſo: Niemand ſoll ſich mit einem Theile ſeines Fleiſches fleiſchlich vermiſchen, und erklaͤren dieſes alſo: Niemand ſoll ſeinen naͤchſten Bluts- freunden ehelich beywohnen. Der in den morgenlaͤndiſchen Sprachen alle ſeine Vorgaͤnger weit uͤbertreffende Herr Hofrath Michaelis, haben dieſe Er- klaͤrung in der Abhandlung von den Ehe- geſetzen Moſis S. 128. 129. aus ihrer weitlaͤuftigen Sprachkunde naͤher aufzuklaͤ- ren und zu erweiſen geſuchet. Die Ueber- ſetzung der Worte Scheer Beſaro durch Fleiſch ſeines Fleiſches verwerfen ſie, weil nach der Gewohnheit der Hebraͤer in ſolchem Fal- le ſtehen wuͤrde Beſar Beſaro. Es iſt an dem, daß die Hebraͤer in einem ſolchen Falle einerley Wort zweymal ſetzen, z. E. Gott der Goͤtter, Koͤnig der Koͤnige, Herr der Herren. Jndeſſen iſt es doch auch nicht ohne Exempel, daß ein Hebraͤer in einem ſolchen Falle zwey verſchiedene Woͤrter ge- braucht. So druckt Daniel dasjenige, was ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0360" n="340"/> <div n="2"> <head>§. 3.</head><lb/> <note place="left">Fortſetzung<lb/> des vori-<lb/> gen.</note> <p>Man hat in den Ehegeſetzen des Mo-<lb/> ſes, oder vielmehr Gottes dieſes Verboth<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/><note next="#a48" xml:id="a47" prev="#a46" place="foot" n="*)">darinne vorkommt, indem es immer in ei-<lb/> nerley Abſicht und Umſtaͤnden gebraucht<lb/> wird. Es haben aber nicht wenige unſerer<lb/> Theologen das Wort <hi rendition="#aq">Scheer</hi> mit dem Worte<lb/><hi rendition="#aq">Schear</hi> vermiſcht, und haben ohne einem<lb/> entſcheidenden Grund dem erſten Worte auch<lb/> die Bedeutung des letztern beygelegt, als<lb/> mit welchem dasjenige bezeichnet wird, was<lb/> wir Deutſchen ein <hi rendition="#fr">Ueberbleibſel,</hi> ein <hi rendition="#fr">Stuͤck,</hi><lb/> einen <hi rendition="#fr">Theil</hi> nennen. Sie uͤberſetzen dero-<lb/> wegen obiges Geſetz alſo: <hi rendition="#fr">Niemand ſoll<lb/> ſich mit einem Theile ſeines Fleiſches<lb/> fleiſchlich vermiſchen,</hi> und erklaͤren dieſes<lb/> alſo: <hi rendition="#fr">Niemand ſoll ſeinen naͤchſten Bluts-<lb/> freunden ehelich beywohnen.</hi><lb/> Der in den morgenlaͤndiſchen Sprachen<lb/> alle ſeine Vorgaͤnger weit uͤbertreffende<lb/> Herr Hofrath <hi rendition="#fr">Michaelis,</hi> haben dieſe Er-<lb/> klaͤrung in der <hi rendition="#fr">Abhandlung von den Ehe-<lb/> geſetzen Moſis</hi> S. 128. 129. aus ihrer<lb/> weitlaͤuftigen Sprachkunde naͤher aufzuklaͤ-<lb/> ren und zu erweiſen geſuchet. Die Ueber-<lb/> ſetzung der Worte <hi rendition="#aq">Scheer Beſaro</hi> durch <hi rendition="#fr">Fleiſch<lb/> ſeines Fleiſches</hi> verwerfen ſie, weil nach<lb/> der Gewohnheit der Hebraͤer in ſolchem Fal-<lb/> le ſtehen wuͤrde <hi rendition="#aq">Beſar Beſaro.</hi> Es iſt an<lb/> dem, daß die Hebraͤer in einem ſolchen Falle<lb/> einerley Wort zweymal ſetzen, z. E. Gott<lb/> der Goͤtter, Koͤnig der Koͤnige, Herr der<lb/> Herren. Jndeſſen iſt es doch auch nicht<lb/> ohne Exempel, daß ein Hebraͤer in einem<lb/> ſolchen Falle zwey verſchiedene Woͤrter ge-<lb/> braucht. So druckt Daniel dasjenige, was<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihm</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0360]
§. 3.
Man hat in den Ehegeſetzen des Mo-
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*) darinne vorkommt, indem es immer in ei-
nerley Abſicht und Umſtaͤnden gebraucht
wird. Es haben aber nicht wenige unſerer
Theologen das Wort Scheer mit dem Worte
Schear vermiſcht, und haben ohne einem
entſcheidenden Grund dem erſten Worte auch
die Bedeutung des letztern beygelegt, als
mit welchem dasjenige bezeichnet wird, was
wir Deutſchen ein Ueberbleibſel, ein Stuͤck,
einen Theil nennen. Sie uͤberſetzen dero-
wegen obiges Geſetz alſo: Niemand ſoll
ſich mit einem Theile ſeines Fleiſches
fleiſchlich vermiſchen, und erklaͤren dieſes
alſo: Niemand ſoll ſeinen naͤchſten Bluts-
freunden ehelich beywohnen.
Der in den morgenlaͤndiſchen Sprachen
alle ſeine Vorgaͤnger weit uͤbertreffende
Herr Hofrath Michaelis, haben dieſe Er-
klaͤrung in der Abhandlung von den Ehe-
geſetzen Moſis S. 128. 129. aus ihrer
weitlaͤuftigen Sprachkunde naͤher aufzuklaͤ-
ren und zu erweiſen geſuchet. Die Ueber-
ſetzung der Worte Scheer Beſaro durch Fleiſch
ſeines Fleiſches verwerfen ſie, weil nach
der Gewohnheit der Hebraͤer in ſolchem Fal-
le ſtehen wuͤrde Beſar Beſaro. Es iſt an
dem, daß die Hebraͤer in einem ſolchen Falle
einerley Wort zweymal ſetzen, z. E. Gott
der Goͤtter, Koͤnig der Koͤnige, Herr der
Herren. Jndeſſen iſt es doch auch nicht
ohne Exempel, daß ein Hebraͤer in einem
ſolchen Falle zwey verſchiedene Woͤrter ge-
braucht. So druckt Daniel dasjenige, was
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