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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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andere Mittel möglich gewesen zu seyn,
als diejenigen so der Herr erwählet. We-
nigstens lehret der Erfolg, daß sie kaum
hingereichet, diesen Zweck zu bewirken.
Hätte Gott die Jsraeliten dergestalt unter
den Heiden gelassen, daß sie mit ihnen ei-
nerley Städte bewohnet, so würde es gar
nicht seyn zu verhüten gewesen, daß sie sich
nicht durchgängig mit den Heiden verhei-
rathet, und alsdenn würde es nicht mög-
lich geblieben seyn, dieses Volk jemahls in
der Erkänntniß des einigen Gottes und ei-
nem vernünftigen Gottesdienste zu befesti-
gen. Die Noth erforderte derowegen,
ihnen eigne Städte einzuräumen. Dieses
aber konnte nun nach den damahligen Um-
ständen nicht anders geschehen, als daß
Gott andere Völker vor ihnen vertrieb.
Hätte nun Gott dieselben durch eine anhal-
tende Pest oder Dürre und Hungersnoth
oder Heuschrecken theils aufgerieben, theils
aber genöthiget, sich in andere Länder zu
verbreiten, so würde sich niemand daran
stossen. Allein, warum hat sie Gott durch
die Jsraeliten ausrotten lassen?

§. 34.

Es ist oben schon bewiesen worden, daßFortsetzung
des vorigen.

man die Macht einer Gottheit besonders
aus den Siegen, so sie ihrem Volke gab,
beurtheilete. Nun war nöthig, dem Jsrae-
litischen Volke die stärkesten Eindrücke zu

geben,
F 3

andere Mittel moͤglich geweſen zu ſeyn,
als diejenigen ſo der Herr erwaͤhlet. We-
nigſtens lehret der Erfolg, daß ſie kaum
hingereichet, dieſen Zweck zu bewirken.
Haͤtte Gott die Jſraeliten dergeſtalt unter
den Heiden gelaſſen, daß ſie mit ihnen ei-
nerley Staͤdte bewohnet, ſo wuͤrde es gar
nicht ſeyn zu verhuͤten geweſen, daß ſie ſich
nicht durchgaͤngig mit den Heiden verhei-
rathet, und alsdenn wuͤrde es nicht moͤg-
lich geblieben ſeyn, dieſes Volk jemahls in
der Erkaͤnntniß des einigen Gottes und ei-
nem vernuͤnftigen Gottesdienſte zu befeſti-
gen. Die Noth erforderte derowegen,
ihnen eigne Staͤdte einzuraͤumen. Dieſes
aber konnte nun nach den damahligen Um-
ſtaͤnden nicht anders geſchehen, als daß
Gott andere Voͤlker vor ihnen vertrieb.
Haͤtte nun Gott dieſelben durch eine anhal-
tende Peſt oder Duͤrre und Hungersnoth
oder Heuſchrecken theils aufgerieben, theils
aber genoͤthiget, ſich in andere Laͤnder zu
verbreiten, ſo wuͤrde ſich niemand daran
ſtoſſen. Allein, warum hat ſie Gott durch
die Jſraeliten ausrotten laſſen?

§. 34.

Es iſt oben ſchon bewieſen worden, daßFortſetzung
des vorigen.

man die Macht einer Gottheit beſonders
aus den Siegen, ſo ſie ihrem Volke gab,
beurtheilete. Nun war noͤthig, dem Jſrae-
litiſchen Volke die ſtaͤrkeſten Eindruͤcke zu

geben,
F 3
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[85/0105] andere Mittel moͤglich geweſen zu ſeyn, als diejenigen ſo der Herr erwaͤhlet. We- nigſtens lehret der Erfolg, daß ſie kaum hingereichet, dieſen Zweck zu bewirken. Haͤtte Gott die Jſraeliten dergeſtalt unter den Heiden gelaſſen, daß ſie mit ihnen ei- nerley Staͤdte bewohnet, ſo wuͤrde es gar nicht ſeyn zu verhuͤten geweſen, daß ſie ſich nicht durchgaͤngig mit den Heiden verhei- rathet, und alsdenn wuͤrde es nicht moͤg- lich geblieben ſeyn, dieſes Volk jemahls in der Erkaͤnntniß des einigen Gottes und ei- nem vernuͤnftigen Gottesdienſte zu befeſti- gen. Die Noth erforderte derowegen, ihnen eigne Staͤdte einzuraͤumen. Dieſes aber konnte nun nach den damahligen Um- ſtaͤnden nicht anders geſchehen, als daß Gott andere Voͤlker vor ihnen vertrieb. Haͤtte nun Gott dieſelben durch eine anhal- tende Peſt oder Duͤrre und Hungersnoth oder Heuſchrecken theils aufgerieben, theils aber genoͤthiget, ſich in andere Laͤnder zu verbreiten, ſo wuͤrde ſich niemand daran ſtoſſen. Allein, warum hat ſie Gott durch die Jſraeliten ausrotten laſſen? §. 34. Es iſt oben ſchon bewieſen worden, daß man die Macht einer Gottheit beſonders aus den Siegen, ſo ſie ihrem Volke gab, beurtheilete. Nun war noͤthig, dem Jſrae- litiſchen Volke die ſtaͤrkeſten Eindruͤcke zu geben, Fortſetzung des vorigen. F 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/105>, abgerufen am 30.12.2024.