terricht anzunehmen, denn die Geschichte der Weisen lehret, wie oft die grösten Gei- ster in dergleichen Beweisen sich verirret, und wie oft man sich dabey betrogen befun- den. Man lese, was ich hievon (Betracht. VIII. §. 35. 36.) geschrieben habe. Wäre es nicht so gar leicht sich in der Verbindung verschiedener Dinge zu versehen, so würde es nicht leicht geschehen, daß zwey geübte Meister im Damen oder Schach-Spiel einander ein Spiel abgewönnen, denn sol- ches setzet allezeit wenigstens ein Versehen zum Voraus.
§. XI.
Welche hi- storische Wahrhei- ten als ge- wiß anzu- sehen.
Noch ferner werden alle diejenigen Zeugnisse von Leuten, welche alle Merck- male der Glaubwürdigkeit zusammen ge- nommen vor sich haben, zu den völlig ge- wissen Wahrheiten zu rechnen seyn. Denn man wird kein Exempel beybringen können, daß jemand sich bey Zeugnissen anderer, die alle mögliche Merckmale der Glaub- würdigkeit vor sich gehabt, betrogen befun- den. Damit ich dieses genauer bestimme und mich niemand durch ein wider mich an- gebrachtes Exempel zu Schanden machen möge, so erkläre ich mich also: Es bemer-
cke
terricht anzunehmen, denn die Geſchichte der Weiſen lehret, wie oft die groͤſten Gei- ſter in dergleichen Beweiſen ſich verirret, und wie oft man ſich dabey betrogen befun- den. Man leſe, was ich hievon (Betracht. VIII. §. 35. 36.) geſchrieben habe. Waͤre es nicht ſo gar leicht ſich in der Verbindung verſchiedener Dinge zu verſehen, ſo wuͤrde es nicht leicht geſchehen, daß zwey geuͤbte Meiſter im Damen oder Schach-Spiel einander ein Spiel abgewoͤnnen, denn ſol- ches ſetzet allezeit wenigſtens ein Verſehen zum Voraus.
§. XI.
Welche hi- ſtoriſche Wahrhei- ten als ge- wiß anzu- ſehen.
Noch ferner werden alle diejenigen Zeugniſſe von Leuten, welche alle Merck- male der Glaubwuͤrdigkeit zuſammen ge- nommen vor ſich haben, zu den voͤllig ge- wiſſen Wahrheiten zu rechnen ſeyn. Denn man wird kein Exempel beybringen koͤnnen, daß jemand ſich bey Zeugniſſen anderer, die alle moͤgliche Merckmale der Glaub- wuͤrdigkeit vor ſich gehabt, betrogen befun- den. Damit ich dieſes genauer beſtimme und mich niemand durch ein wider mich an- gebrachtes Exempel zu Schanden machen moͤge, ſo erklaͤre ich mich alſo: Es bemer-
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terricht anzunehmen, denn die Geſchichte
der Weiſen lehret, wie oft die groͤſten Gei-
ſter in dergleichen Beweiſen ſich verirret,
und wie oft man ſich dabey betrogen befun-
den. Man leſe, was ich hievon (Betracht.
VIII. §. 35. 36.) geſchrieben habe. Waͤre
es nicht ſo gar leicht ſich in der Verbindung
verſchiedener Dinge zu verſehen, ſo wuͤrde
es nicht leicht geſchehen, daß zwey geuͤbte
Meiſter im Damen oder Schach-Spiel
einander ein Spiel abgewoͤnnen, denn ſol-
ches ſetzet allezeit wenigſtens ein Verſehen
zum Voraus.
§. XI.
Noch ferner werden alle diejenigen
Zeugniſſe von Leuten, welche alle Merck-
male der Glaubwuͤrdigkeit zuſammen ge-
nommen vor ſich haben, zu den voͤllig ge-
wiſſen Wahrheiten zu rechnen ſeyn. Denn
man wird kein Exempel beybringen koͤnnen,
daß jemand ſich bey Zeugniſſen anderer,
die alle moͤgliche Merckmale der Glaub-
wuͤrdigkeit vor ſich gehabt, betrogen befun-
den. Damit ich dieſes genauer beſtimme
und mich niemand durch ein wider mich an-
gebrachtes Exempel zu Schanden machen
moͤge, ſo erklaͤre ich mich alſo: Es bemer-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/44>, abgerufen am 21.02.2025.
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