der Welt ein geringer Uebel zuzulassen, wenn ein grösseres auf keine bessere Weise kan verhütet werden. Und hieraus müs- sen viele Dinge in seiner Regierung erklä- ret werden, die sonsten mit den Vollkom- menheiten GOttes zu streiten scheinen. Wenn wir derowegen ein gewisses Ubel in der Welt finden, so der HErr duldet, so können wir wegen seiner unendlichen Weiß- heit und Heiligkeit nicht anders gedencken, als es geschehe solches um ein grösseres Uebel zu verhüten. Eben dieses gedencke ich daher auch bey der eine lange Zeit von GOtt nachgesehenen Vielweiberey.
§. 13.
Jn den al- ten Zeiten wurde eine erstaunen- de Menge Manns- Personen in den sehr vielen und hitzigen Kriegen aufgerie- ben.
Wir müssen derowegen versuchen, ob wir in den damahligen Umständen der Welt das grössere Ubel entdecken können, welches durch die Duldung der Vielwei- berey verhütet worden. Wenn wir aber die ältern Zeiten der Welt betrachten, so finden wir, daß selbige in unzehlbare klei- ne Staaten zertheilet gewesen. Jn den ersten Zeiten nach der Sündfluth waren fast so viel Könige und Königreiche als mit- telmäßige Städte. Es sind diese Dinge
zu
der Welt ein geringer Uebel zuzulaſſen, wenn ein groͤſſeres auf keine beſſere Weiſe kan verhuͤtet werden. Und hieraus muͤſ- ſen viele Dinge in ſeiner Regierung erklaͤ- ret werden, die ſonſten mit den Vollkom- menheiten GOttes zu ſtreiten ſcheinen. Wenn wir derowegen ein gewiſſes Ubel in der Welt finden, ſo der HErr duldet, ſo koͤnnen wir wegen ſeiner unendlichen Weiß- heit und Heiligkeit nicht anders gedencken, als es geſchehe ſolches um ein groͤſſeres Uebel zu verhuͤten. Eben dieſes gedencke ich daher auch bey der eine lange Zeit von GOtt nachgeſehenen Vielweiberey.
§. 13.
Jn den al- ten Zeiten wurde eine erſtaunen- de Menge Manns- Perſonen in den ſehr vielen und hitzigen Kriegen aufgerie- ben.
Wir muͤſſen derowegen verſuchen, ob wir in den damahligen Umſtaͤnden der Welt das groͤſſere Ubel entdecken koͤnnen, welches durch die Duldung der Vielwei- berey verhuͤtet worden. Wenn wir aber die aͤltern Zeiten der Welt betrachten, ſo finden wir, daß ſelbige in unzehlbare klei- ne Staaten zertheilet geweſen. Jn den erſten Zeiten nach der Suͤndfluth waren faſt ſo viel Koͤnige und Koͤnigreiche als mit- telmaͤßige Staͤdte. Es ſind dieſe Dinge
zu
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der Welt ein geringer Uebel zuzulaſſen,
wenn ein groͤſſeres auf keine beſſere Weiſe
kan verhuͤtet werden. Und hieraus muͤſ-
ſen viele Dinge in ſeiner Regierung erklaͤ-
ret werden, die ſonſten mit den Vollkom-
menheiten GOttes zu ſtreiten ſcheinen.
Wenn wir derowegen ein gewiſſes Ubel
in der Welt finden, ſo der HErr duldet, ſo
koͤnnen wir wegen ſeiner unendlichen Weiß-
heit und Heiligkeit nicht anders gedencken,
als es geſchehe ſolches um ein groͤſſeres
Uebel zu verhuͤten. Eben dieſes gedencke
ich daher auch bey der eine lange Zeit von
GOtt nachgeſehenen Vielweiberey.
§. 13.
Wir muͤſſen derowegen verſuchen, ob
wir in den damahligen Umſtaͤnden der
Welt das groͤſſere Ubel entdecken koͤnnen,
welches durch die Duldung der Vielwei-
berey verhuͤtet worden. Wenn wir aber
die aͤltern Zeiten der Welt betrachten, ſo
finden wir, daß ſelbige in unzehlbare klei-
ne Staaten zertheilet geweſen. Jn den
erſten Zeiten nach der Suͤndfluth waren
faſt ſo viel Koͤnige und Koͤnigreiche als mit-
telmaͤßige Staͤdte. Es ſind dieſe Dinge
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/204>, abgerufen am 21.02.2025.
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