der grösten Kunst, leichte Fliegen zu ihrer Nahrung darinne zu fangen. Und so finde ich die Umstände der mehresten Thiere.
§. 2.
Die Ge- buhrt der Menschen und ihre schwache Kindheit.
Sehe ich aber des Menschen Gebuhrt und zarte Kindheit an, wie viel Dinge fin- de ich da nicht, welche von besondern Unvollkommenheiten ein Zeugniß zu ge- ben scheinen? Die Gebuhrt kann nicht wohl ohne fremde Hülffe glücklich von statten gehen, grosse Ohnmachten überfal- len öffters die Gebährenden, die schwehren Gebuhrten sind bey den Menschen weit häuffiger, als bey den Thieren. Die Nabel-Schnur, wodurch das Kind mit der Mutter verknüpfft ist, hat eine beson- dere Dicke und starcke Blut-Gefässe. Sie reiset nicht von selbsten ab, sie muß feste verbunden werden, wann das Kind der Gefahr sich zu verbluten nicht soll unter- worffen seyn. Es trägt sich nicht gar sel- ten zu, daß die Nachgebuhrt nicht von selbsten folget, sondern durch fremde Hülffe und einige Geschicklichkeit muß befördert werden. Geschiehet dieses nicht, so schlies- set sich die Gebähr-Mutter gar bald zu, und die Frau muß öffters wegen zurück
geblie-
der groͤſten Kunſt, leichte Fliegen zu ihrer Nahrung darinne zu fangen. Und ſo finde ich die Umſtaͤnde der mehreſten Thiere.
§. 2.
Die Ge- buhrt der Menſchen und ihre ſchwache Kindheit.
Sehe ich aber des Menſchen Gebuhrt und zarte Kindheit an, wie viel Dinge fin- de ich da nicht, welche von beſondern Unvollkommenheiten ein Zeugniß zu ge- ben ſcheinen? Die Gebuhrt kann nicht wohl ohne fremde Huͤlffe gluͤcklich von ſtatten gehen, groſſe Ohnmachten uͤberfal- len oͤffters die Gebaͤhrenden, die ſchwehren Gebuhrten ſind bey den Menſchen weit haͤuffiger, als bey den Thieren. Die Nabel-Schnur, wodurch das Kind mit der Mutter verknuͤpfft iſt, hat eine beſon- dere Dicke und ſtarcke Blut-Gefaͤſſe. Sie reiſet nicht von ſelbſten ab, ſie muß feſte verbunden werden, wann das Kind der Gefahr ſich zu verbluten nicht ſoll unter- worffen ſeyn. Es traͤgt ſich nicht gar ſel- ten zu, daß die Nachgebuhrt nicht von ſelbſten folget, ſondern durch fremde Huͤlffe und einige Geſchicklichkeit muß befoͤrdert werden. Geſchiehet dieſes nicht, ſo ſchlieſ- ſet ſich die Gebaͤhr-Mutter gar bald zu, und die Frau muß oͤffters wegen zuruͤck
geblie-
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der groͤſten Kunſt, leichte Fliegen zu ihrer
Nahrung darinne zu fangen. Und ſo
finde ich die Umſtaͤnde der mehreſten
Thiere.
§. 2.
Sehe ich aber des Menſchen Gebuhrt
und zarte Kindheit an, wie viel Dinge fin-
de ich da nicht, welche von beſondern
Unvollkommenheiten ein Zeugniß zu ge-
ben ſcheinen? Die Gebuhrt kann nicht
wohl ohne fremde Huͤlffe gluͤcklich von
ſtatten gehen, groſſe Ohnmachten uͤberfal-
len oͤffters die Gebaͤhrenden, die ſchwehren
Gebuhrten ſind bey den Menſchen weit
haͤuffiger, als bey den Thieren. Die
Nabel-Schnur, wodurch das Kind mit
der Mutter verknuͤpfft iſt, hat eine beſon-
dere Dicke und ſtarcke Blut-Gefaͤſſe. Sie
reiſet nicht von ſelbſten ab, ſie muß feſte
verbunden werden, wann das Kind der
Gefahr ſich zu verbluten nicht ſoll unter-
worffen ſeyn. Es traͤgt ſich nicht gar ſel-
ten zu, daß die Nachgebuhrt nicht von
ſelbſten folget, ſondern durch fremde Huͤlffe
und einige Geſchicklichkeit muß befoͤrdert
werden. Geſchiehet dieſes nicht, ſo ſchlieſ-
ſet ſich die Gebaͤhr-Mutter gar bald zu,
und die Frau muß oͤffters wegen zuruͤck
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/74>, abgerufen am 20.11.2024.
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