Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





endlich alle Gesetze und Anordnungen des
obersten Königes an, und unterwerffen
denselben unsern Willen. (§. 7. 8.) Jst
nun aber eine solche neue Huldigung die
eintzige mögliche Bedingung, unter wel-
cher ein Rebell völlig kan begnadiget,
und unter die Anzahl der guten Bürger
wieder aufgenommen werden; (§. 10.)
so ist begreiflich, warum auch GOtt den
Glauben gantz allein zu der Bedingung
der Rechtfertigung eines Sünders ge-
macht. Denn ein jeder Sünder ist in
dem Reiche GOttes ein Rebelle, (§. 2.)
die Rechtfertigung aber ist nichts anders
als eine vollkommene Begnadigung ei-
nes solchen wiederspänstigen Bürgers.
(§. 3. 4.) Da nun GOtt höchst wei-
se ist, so kan er keine andere Bedingung
fordern, als diejenige, welche die Na-
tur der Sache mit sich bringet. (§. 10.)

§. 12.

Wir untersuchen insbesondere, war-Warum
gute Wer-
cke keine
Bedin-
gung der
Rechtfer-
tigung
seyn kön-
nen?

um die guten Wercke nicht eine Be-
dingung der Rechtfertigung oder Be-
gnadigung eines Sünders seyn können.
So weit unsere Einsicht reichet, begreif-
fen wir folgende Ursache davon. Die
Rechtfertigung geschiehet so bald als
der Sünder glaubt, d. i. GOtt und JE-

su
J i 5





endlich alle Geſetze und Anordnungen des
oberſten Koͤniges an, und unterwerffen
denſelben unſern Willen. (§. 7. 8.) Jſt
nun aber eine ſolche neue Huldigung die
eintzige moͤgliche Bedingung, unter wel-
cher ein Rebell voͤllig kan begnadiget,
und unter die Anzahl der guten Buͤrger
wieder aufgenommen werden; (§. 10.)
ſo iſt begreiflich, warum auch GOtt den
Glauben gantz allein zu der Bedingung
der Rechtfertigung eines Suͤnders ge-
macht. Denn ein jeder Suͤnder iſt in
dem Reiche GOttes ein Rebelle, (§. 2.)
die Rechtfertigung aber iſt nichts anders
als eine vollkommene Begnadigung ei-
nes ſolchen wiederſpaͤnſtigen Buͤrgers.
(§. 3. 4.) Da nun GOtt hoͤchſt wei-
ſe iſt, ſo kan er keine andere Bedingung
fordern, als diejenige, welche die Na-
tur der Sache mit ſich bringet. (§. 10.)

§. 12.

Wir unterſuchen insbeſondere, war-Warum
gute Wer-
cke keine
Bedin-
gung der
Rechtfer-
tigung
ſeyn koͤn-
nen?

um die guten Wercke nicht eine Be-
dingung der Rechtfertigung oder Be-
gnadigung eines Suͤnders ſeyn koͤnnen.
So weit unſere Einſicht reichet, begreif-
fen wir folgende Urſache davon. Die
Rechtfertigung geſchiehet ſo bald als
der Suͤnder glaubt, d. i. GOtt und JE-

ſu
J i 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0537" n="505[501]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
endlich alle Ge&#x017F;etze und Anordnungen des<lb/>
ober&#x017F;ten Ko&#x0364;niges an, und unterwerffen<lb/>
den&#x017F;elben un&#x017F;ern Willen. (§. 7. 8.) J&#x017F;t<lb/>
nun aber eine &#x017F;olche neue Huldigung die<lb/>
eintzige mo&#x0364;gliche Bedingung, unter wel-<lb/>
cher ein Rebell <hi rendition="#fr">vo&#x0364;llig</hi> kan begnadiget,<lb/>
und unter die Anzahl der guten Bu&#x0364;rger<lb/>
wieder aufgenommen werden; (§. 10.)<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t begreiflich, warum auch GOtt den<lb/>
Glauben gantz allein zu der Bedingung<lb/>
der Rechtfertigung eines Su&#x0364;nders ge-<lb/>
macht. Denn ein jeder Su&#x0364;nder i&#x017F;t in<lb/>
dem Reiche GOttes ein Rebelle, (§. 2.)<lb/>
die Rechtfertigung aber i&#x017F;t nichts anders<lb/>
als eine vollkommene Begnadigung ei-<lb/>
nes &#x017F;olchen wieder&#x017F;pa&#x0364;n&#x017F;tigen Bu&#x0364;rgers.<lb/>
(§. 3. 4.) Da nun GOtt ho&#x0364;ch&#x017F;t wei-<lb/>
&#x017F;e i&#x017F;t, &#x017F;o kan er keine andere Bedingung<lb/>
fordern, als diejenige, welche die Na-<lb/>
tur der Sache mit &#x017F;ich bringet. (§. 10.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head><lb/>
            <p>Wir unter&#x017F;uchen insbe&#x017F;ondere, war-<note place="right">Warum<lb/>
gute Wer-<lb/>
cke keine<lb/>
Bedin-<lb/>
gung der<lb/>
Rechtfer-<lb/>
tigung<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;n-<lb/>
nen?</note><lb/>
um die guten Wercke nicht eine Be-<lb/>
dingung der Rechtfertigung oder Be-<lb/>
gnadigung eines Su&#x0364;nders &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen.<lb/>
So weit un&#x017F;ere Ein&#x017F;icht reichet, begreif-<lb/>
fen wir folgende Ur&#x017F;ache davon. Die<lb/>
Rechtfertigung ge&#x017F;chiehet &#x017F;o bald als<lb/>
der Su&#x0364;nder glaubt, d. i. GOtt und JE-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;u</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505[501]/0537] endlich alle Geſetze und Anordnungen des oberſten Koͤniges an, und unterwerffen denſelben unſern Willen. (§. 7. 8.) Jſt nun aber eine ſolche neue Huldigung die eintzige moͤgliche Bedingung, unter wel- cher ein Rebell voͤllig kan begnadiget, und unter die Anzahl der guten Buͤrger wieder aufgenommen werden; (§. 10.) ſo iſt begreiflich, warum auch GOtt den Glauben gantz allein zu der Bedingung der Rechtfertigung eines Suͤnders ge- macht. Denn ein jeder Suͤnder iſt in dem Reiche GOttes ein Rebelle, (§. 2.) die Rechtfertigung aber iſt nichts anders als eine vollkommene Begnadigung ei- nes ſolchen wiederſpaͤnſtigen Buͤrgers. (§. 3. 4.) Da nun GOtt hoͤchſt wei- ſe iſt, ſo kan er keine andere Bedingung fordern, als diejenige, welche die Na- tur der Sache mit ſich bringet. (§. 10.) §. 12. Wir unterſuchen insbeſondere, war- um die guten Wercke nicht eine Be- dingung der Rechtfertigung oder Be- gnadigung eines Suͤnders ſeyn koͤnnen. So weit unſere Einſicht reichet, begreif- fen wir folgende Urſache davon. Die Rechtfertigung geſchiehet ſo bald als der Suͤnder glaubt, d. i. GOtt und JE- ſu Warum gute Wer- cke keine Bedin- gung der Rechtfer- tigung ſeyn koͤn- nen? J i 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/537
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 505[501]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/537>, abgerufen am 21.12.2024.