Dieses wird durch Proben aus der Natur be- wiesen.
Wir wollen kürtzlich zeigen, wie sich ein jeder diese Gedancken benehmen, und sich aus der Betrachtung dieser Welt überführen könne: GOtt sehe auf Ord- nung und Schönheit bey allen Dingen, und bekümmere sich um die geringsten Kleinigkeiten der Natur. Man betrach- te ein menschlich Gesicht, und erwege, wie genau der Schöpfer die Regeln ei- ner guten Ordnung und Schönheit be- obachtet. Alles, was nur einfach da ist, hat seinen Ort in der Mitte, was aber gedoppelt hat seyn sollen, wird der- gestalt zu beyden Seiten gesetzt, daß es von dem Mittel gleich weit abstehet. Mund und Nasen machen die Mitte des Gesichts, Augen und Ohren sind zu beyden Seiten geordnet. Eben diese Ordnung finden wir nicht nur in an- dern äusern Theilen des menschlichen Leibes, sondern auch so gar bey den kleinesten und geringsten Thieren. Man findet bey ihnen ohne Ausnahme die schönste Einrichtung. Ja was noch mehr zu bewundern ist, so siehet man, daß Thiere, die doch keine Vernunft besitzen, die Geschicklichkeit haben Din- ge von gantz besonderer Schönheit und Ordnung auf das künstlichste zusam-
men
§. 4.
Dieſes wird durch Proben aus der Natur be- wieſen.
Wir wollen kuͤrtzlich zeigen, wie ſich ein jeder dieſe Gedancken benehmen, und ſich aus der Betrachtung dieſer Welt uͤberfuͤhren koͤnne: GOtt ſehe auf Ord- nung und Schoͤnheit bey allen Dingen, und bekuͤmmere ſich um die geringſten Kleinigkeiten der Natur. Man betrach- te ein menſchlich Geſicht, und erwege, wie genau der Schoͤpfer die Regeln ei- ner guten Ordnung und Schoͤnheit be- obachtet. Alles, was nur einfach da iſt, hat ſeinen Ort in der Mitte, was aber gedoppelt hat ſeyn ſollen, wird der- geſtalt zu beyden Seiten geſetzt, daß es von dem Mittel gleich weit abſtehet. Mund und Naſen machen die Mitte des Geſichts, Augen und Ohren ſind zu beyden Seiten geordnet. Eben dieſe Ordnung finden wir nicht nur in an- dern aͤuſern Theilen des menſchlichen Leibes, ſondern auch ſo gar bey den kleineſten und geringſten Thieren. Man findet bey ihnen ohne Ausnahme die ſchoͤnſte Einrichtung. Ja was noch mehr zu bewundern iſt, ſo ſiehet man, daß Thiere, die doch keine Vernunft beſitzen, die Geſchicklichkeit haben Din- ge von gantz beſonderer Schoͤnheit und Ordnung auf das kuͤnſtlichſte zuſam-
men
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0362"n="330[326]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><lb/><noteplace="left">Dieſes<lb/>
wird<lb/>
durch<lb/>
Proben<lb/>
aus der<lb/>
Natur be-<lb/>
wieſen.</note><p>Wir wollen kuͤrtzlich zeigen, wie ſich<lb/>
ein jeder dieſe Gedancken benehmen, und<lb/>ſich aus der Betrachtung dieſer Welt<lb/>
uͤberfuͤhren koͤnne: GOtt ſehe auf Ord-<lb/>
nung und Schoͤnheit bey allen Dingen,<lb/>
und bekuͤmmere ſich um die geringſten<lb/>
Kleinigkeiten der Natur. Man betrach-<lb/>
te ein menſchlich Geſicht, und erwege,<lb/>
wie genau der Schoͤpfer die Regeln ei-<lb/>
ner guten Ordnung und Schoͤnheit be-<lb/>
obachtet. Alles, was nur einfach da<lb/>
iſt, hat ſeinen Ort in der Mitte, was<lb/>
aber gedoppelt hat ſeyn ſollen, wird der-<lb/>
geſtalt zu beyden Seiten geſetzt, daß es<lb/>
von dem Mittel gleich weit abſtehet.<lb/>
Mund und Naſen machen die Mitte des<lb/>
Geſichts, Augen und Ohren ſind zu<lb/>
beyden Seiten geordnet. Eben dieſe<lb/>
Ordnung finden wir nicht nur in an-<lb/>
dern aͤuſern Theilen des menſchlichen<lb/>
Leibes, ſondern auch ſo gar bey den<lb/>
kleineſten und geringſten Thieren. Man<lb/>
findet bey ihnen ohne Ausnahme die<lb/>ſchoͤnſte Einrichtung. Ja was noch<lb/>
mehr zu bewundern iſt, ſo ſiehet man,<lb/>
daß Thiere, die doch keine Vernunft<lb/>
beſitzen, die Geſchicklichkeit haben Din-<lb/>
ge von gantz beſonderer Schoͤnheit und<lb/>
Ordnung auf das kuͤnſtlichſte zuſam-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">men</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[330[326]/0362]
§. 4.
Wir wollen kuͤrtzlich zeigen, wie ſich
ein jeder dieſe Gedancken benehmen, und
ſich aus der Betrachtung dieſer Welt
uͤberfuͤhren koͤnne: GOtt ſehe auf Ord-
nung und Schoͤnheit bey allen Dingen,
und bekuͤmmere ſich um die geringſten
Kleinigkeiten der Natur. Man betrach-
te ein menſchlich Geſicht, und erwege,
wie genau der Schoͤpfer die Regeln ei-
ner guten Ordnung und Schoͤnheit be-
obachtet. Alles, was nur einfach da
iſt, hat ſeinen Ort in der Mitte, was
aber gedoppelt hat ſeyn ſollen, wird der-
geſtalt zu beyden Seiten geſetzt, daß es
von dem Mittel gleich weit abſtehet.
Mund und Naſen machen die Mitte des
Geſichts, Augen und Ohren ſind zu
beyden Seiten geordnet. Eben dieſe
Ordnung finden wir nicht nur in an-
dern aͤuſern Theilen des menſchlichen
Leibes, ſondern auch ſo gar bey den
kleineſten und geringſten Thieren. Man
findet bey ihnen ohne Ausnahme die
ſchoͤnſte Einrichtung. Ja was noch
mehr zu bewundern iſt, ſo ſiehet man,
daß Thiere, die doch keine Vernunft
beſitzen, die Geſchicklichkeit haben Din-
ge von gantz beſonderer Schoͤnheit und
Ordnung auf das kuͤnſtlichſte zuſam-
men
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 330[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/362>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.