Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>



te nun GOtt gleich die gefallenen Geister
eben solcher Umstände gewürdiget, so
hätte ja ihre natürliche Kraft zugereicht,
sie auffer alle Gefahr unseeliger Begier-
den zu setzen, und eben diese Substantzen
hätten auf diese Weise für dem Fall völ-
lig können verwahret werden.

§. 19.

Es hat dieser Zweifel so lange eine gros-Auflö-
sung des-
selben.
se Wahrscheinlichkeit vor sich, als man
nicht recht bedencket, durch welche Mittel
die Engel und Seeligen frey sind von der
Gefahr zu sündigen. Die Mittel, durch
welche sie für einem ferneren Fall bewah-
ret werden, sind nebst andern folgende.
Erstlich eine lebendige Erkäntniß des Gu-
ten und Bösen, welche sie nicht bloß durch
Schlüsse ihrer Vernunft, sondern auch
und besonders durch allerhand Erfahrun-
gen, die sie theils an sich, theils an an-
dern wahrgenommen, erhalten. Zwey-
tens eine Gewohnheit im Guten, wozu sie
die Gnade GOttes durch allerhand
Uebungen und Versuchungen gebracht.
(siehe die sechste Betrachtung §. 4.) Jh-
re Befestigung im Guten gründet sich de-
rowegen auf eine Erkäntniß und Ge-
wohnheit, welche sie nach und nach erlan-
get, und so lange sie selbige noch nicht ge-
habt haben, sind sowol Engel als Men-
schen dem Falle unterworfen gewesen.

Wir
U 4



te nun GOtt gleich die gefallenen Geiſter
eben ſolcher Umſtaͤnde gewuͤrdiget, ſo
haͤtte ja ihre natuͤrliche Kraft zugereicht,
ſie auffer alle Gefahr unſeeliger Begier-
den zu ſetzen, und eben dieſe Subſtantzen
haͤtten auf dieſe Weiſe fuͤr dem Fall voͤl-
lig koͤnnen verwahret werden.

§. 19.

Es hat dieſer Zweifel ſo lange eine groſ-Aufloͤ-
ſung deſ-
ſelben.
ſe Wahrſcheinlichkeit vor ſich, als man
nicht recht bedencket, durch welche Mittel
die Engel und Seeligen frey ſind von der
Gefahr zu ſuͤndigen. Die Mittel, durch
welche ſie fuͤr einem ferneren Fall bewah-
ret werden, ſind nebſt andern folgende.
Erſtlich eine lebendige Erkaͤntniß des Gu-
ten und Boͤſen, welche ſie nicht bloß durch
Schluͤſſe ihrer Vernunft, ſondern auch
und beſonders durch allerhand Erfahrun-
gen, die ſie theils an ſich, theils an an-
dern wahrgenommen, erhalten. Zwey-
tens eine Gewohnheit im Guten, wozu ſie
die Gnade GOttes durch allerhand
Uebungen und Verſuchungen gebracht.
(ſiehe die ſechſte Betrachtung §. 4.) Jh-
re Befeſtigung im Guten gruͤndet ſich de-
rowegen auf eine Erkaͤntniß und Ge-
wohnheit, welche ſie nach und nach erlan-
get, und ſo lange ſie ſelbige noch nicht ge-
habt haben, ſind ſowol Engel als Men-
ſchen dem Falle unterworfen geweſen.

Wir
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0343" n="311[307]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
te nun GOtt gleich die gefallenen Gei&#x017F;ter<lb/>
eben &#x017F;olcher Um&#x017F;ta&#x0364;nde gewu&#x0364;rdiget, &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;tte ja ihre natu&#x0364;rliche Kraft zugereicht,<lb/>
&#x017F;ie auffer alle Gefahr un&#x017F;eeliger Begier-<lb/>
den zu &#x017F;etzen, und eben die&#x017F;e Sub&#x017F;tantzen<lb/>
ha&#x0364;tten auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e fu&#x0364;r dem Fall vo&#x0364;l-<lb/>
lig ko&#x0364;nnen verwahret werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 19.</head><lb/>
            <p>Es hat die&#x017F;er Zweifel &#x017F;o lange eine gro&#x017F;-<note place="right">Auflo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben.</note><lb/>
&#x017F;e Wahr&#x017F;cheinlichkeit vor &#x017F;ich, als man<lb/>
nicht recht bedencket, durch welche Mittel<lb/>
die Engel und Seeligen frey &#x017F;ind von der<lb/>
Gefahr zu &#x017F;u&#x0364;ndigen. Die Mittel, durch<lb/>
welche &#x017F;ie fu&#x0364;r einem ferneren Fall bewah-<lb/>
ret werden, &#x017F;ind neb&#x017F;t andern folgende.<lb/>
Er&#x017F;tlich eine lebendige Erka&#x0364;ntniß des Gu-<lb/>
ten und Bo&#x0364;&#x017F;en, welche &#x017F;ie nicht bloß durch<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihrer Vernunft, &#x017F;ondern auch<lb/>
und be&#x017F;onders durch allerhand Erfahrun-<lb/>
gen, die &#x017F;ie theils an &#x017F;ich, theils an an-<lb/>
dern wahrgenommen, erhalten. Zwey-<lb/>
tens eine Gewohnheit im Guten, wozu &#x017F;ie<lb/>
die Gnade GOttes durch allerhand<lb/>
Uebungen und Ver&#x017F;uchungen gebracht.<lb/>
(&#x017F;iehe die &#x017F;ech&#x017F;te Betrachtung §. 4.) Jh-<lb/>
re Befe&#x017F;tigung im Guten gru&#x0364;ndet &#x017F;ich de-<lb/>
rowegen auf eine Erka&#x0364;ntniß und Ge-<lb/>
wohnheit, welche &#x017F;ie nach und nach erlan-<lb/>
get, und &#x017F;o lange &#x017F;ie &#x017F;elbige noch nicht ge-<lb/>
habt haben, &#x017F;ind &#x017F;owol Engel als Men-<lb/>
&#x017F;chen dem Falle unterworfen gewe&#x017F;en.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311[307]/0343] te nun GOtt gleich die gefallenen Geiſter eben ſolcher Umſtaͤnde gewuͤrdiget, ſo haͤtte ja ihre natuͤrliche Kraft zugereicht, ſie auffer alle Gefahr unſeeliger Begier- den zu ſetzen, und eben dieſe Subſtantzen haͤtten auf dieſe Weiſe fuͤr dem Fall voͤl- lig koͤnnen verwahret werden. §. 19. Es hat dieſer Zweifel ſo lange eine groſ- ſe Wahrſcheinlichkeit vor ſich, als man nicht recht bedencket, durch welche Mittel die Engel und Seeligen frey ſind von der Gefahr zu ſuͤndigen. Die Mittel, durch welche ſie fuͤr einem ferneren Fall bewah- ret werden, ſind nebſt andern folgende. Erſtlich eine lebendige Erkaͤntniß des Gu- ten und Boͤſen, welche ſie nicht bloß durch Schluͤſſe ihrer Vernunft, ſondern auch und beſonders durch allerhand Erfahrun- gen, die ſie theils an ſich, theils an an- dern wahrgenommen, erhalten. Zwey- tens eine Gewohnheit im Guten, wozu ſie die Gnade GOttes durch allerhand Uebungen und Verſuchungen gebracht. (ſiehe die ſechſte Betrachtung §. 4.) Jh- re Befeſtigung im Guten gruͤndet ſich de- rowegen auf eine Erkaͤntniß und Ge- wohnheit, welche ſie nach und nach erlan- get, und ſo lange ſie ſelbige noch nicht ge- habt haben, ſind ſowol Engel als Men- ſchen dem Falle unterworfen geweſen. Wir Aufloͤ- ſung deſ- ſelben. U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/343
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 311[307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/343>, abgerufen am 21.12.2024.