Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.(siehe §. 16.) mit dem Donnerschla- ge wurde bey der Mutter ein grosses Schrecken und Angst verknüpft, bey wel- cher Angst sich alle ihre Fibern zusammen zogen und einen unordentlichen Puls ver- ursachten. Jn dem Cörper des Kindes ist ein ähnliches geschehen, (siehe §. 14.) und dadurch in der Seele desselben gleich- fals eine ängstliche und schmertzhafte Em- pfindung erregt worden. (siehe §. 16.) Die Einbildungskraft verbindet die Din- ge, so wir ehemals zugleich empfunden: (§. 6.) felbige hat also auch bey diesem Menschen nach seiner Gebuhrt die Em- pfindung einer Angst mit der Empfin- dung eines starcken Knalles vergesell- schaftet. Und hieraus ist denn begreif- lich, warum ein starckes Krachen die- sem Menschen zuwider gewesen, welches sonst der Natur der Seele nicht so sehr entgegen ist. §. 19. Jch muß auch kürtzlich ein ExempelEin Ex- sehr
(ſiehe §. 16.) mit dem Donnerſchla- ge wurde bey der Mutter ein groſſes Schrecken und Angſt verknuͤpft, bey wel- cher Angſt ſich alle ihre Fibern zuſammen zogen und einen unordentlichen Puls ver- urſachten. Jn dem Coͤrper des Kindes iſt ein aͤhnliches geſchehen, (ſiehe §. 14.) und dadurch in der Seele deſſelben gleich- fals eine aͤngſtliche und ſchmertzhafte Em- pfindung erregt worden. (ſiehe §. 16.) Die Einbildungskraft verbindet die Din- ge, ſo wir ehemals zugleich empfunden: (§. 6.) felbige hat alſo auch bey dieſem Menſchen nach ſeiner Gebuhrt die Em- pfindung einer Angſt mit der Empfin- dung eines ſtarcken Knalles vergeſell- ſchaftet. Und hieraus iſt denn begreif- lich, warum ein ſtarckes Krachen die- ſem Menſchen zuwider geweſen, welches ſonſt der Natur der Seele nicht ſo ſehr entgegen iſt. §. 19. Jch muß auch kuͤrtzlich ein ExempelEin Ex- ſehr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0301" n="269[265]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> (ſiehe §. 16.) mit dem Donnerſchla-<lb/> ge wurde bey der Mutter ein groſſes<lb/> Schrecken und Angſt verknuͤpft, bey wel-<lb/> cher Angſt ſich alle ihre Fibern zuſammen<lb/> zogen und einen unordentlichen Puls ver-<lb/> urſachten. Jn dem Coͤrper des Kindes<lb/> iſt ein aͤhnliches geſchehen, (ſiehe §. 14.)<lb/> und dadurch in der Seele deſſelben gleich-<lb/> fals eine aͤngſtliche und ſchmertzhafte Em-<lb/> pfindung erregt worden. (ſiehe §. 16.)<lb/> Die Einbildungskraft verbindet die Din-<lb/> ge, ſo wir ehemals zugleich empfunden:<lb/> (§. 6.) felbige hat alſo auch bey dieſem<lb/> Menſchen nach ſeiner Gebuhrt die Em-<lb/> pfindung einer Angſt mit der Empfin-<lb/> dung eines ſtarcken Knalles vergeſell-<lb/> ſchaftet. Und hieraus iſt denn begreif-<lb/> lich, warum ein ſtarckes Krachen die-<lb/> ſem Menſchen zuwider geweſen, welches<lb/> ſonſt der Natur der Seele nicht ſo ſehr<lb/> entgegen iſt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 19.</head><lb/> <p>Jch muß auch kuͤrtzlich ein Exempel<note place="right">Ein Ex-<lb/> empel<lb/> von einer<lb/> fortge-<lb/> pflantzten<lb/> Neigung<lb/> und deſ-<lb/> ſen Erklaͤ-<lb/> rung.</note><lb/> erklaͤren, da ein Kind von ſeiner Mutter<lb/> eine groſſe Begierde zu etwas geerbet.<lb/> Jn dem <hi rendition="#fr">achten Verſuch der Bres-<lb/> lauiſchen Verſammlungen</hi> <hi rendition="#aq">pag.</hi> 591.<lb/> wird erzehlet, daß eine ſchwangere Mut-<lb/> ter ein rauhes Ochſen-Maul zu Geſicht<lb/> bekommen, und weil ihr ſelbiges einen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſehr</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269[265]/0301]
(ſiehe §. 16.) mit dem Donnerſchla-
ge wurde bey der Mutter ein groſſes
Schrecken und Angſt verknuͤpft, bey wel-
cher Angſt ſich alle ihre Fibern zuſammen
zogen und einen unordentlichen Puls ver-
urſachten. Jn dem Coͤrper des Kindes
iſt ein aͤhnliches geſchehen, (ſiehe §. 14.)
und dadurch in der Seele deſſelben gleich-
fals eine aͤngſtliche und ſchmertzhafte Em-
pfindung erregt worden. (ſiehe §. 16.)
Die Einbildungskraft verbindet die Din-
ge, ſo wir ehemals zugleich empfunden:
(§. 6.) felbige hat alſo auch bey dieſem
Menſchen nach ſeiner Gebuhrt die Em-
pfindung einer Angſt mit der Empfin-
dung eines ſtarcken Knalles vergeſell-
ſchaftet. Und hieraus iſt denn begreif-
lich, warum ein ſtarckes Krachen die-
ſem Menſchen zuwider geweſen, welches
ſonſt der Natur der Seele nicht ſo ſehr
entgegen iſt.
§. 19.
Jch muß auch kuͤrtzlich ein Exempel
erklaͤren, da ein Kind von ſeiner Mutter
eine groſſe Begierde zu etwas geerbet.
Jn dem achten Verſuch der Bres-
lauiſchen Verſammlungen pag. 591.
wird erzehlet, daß eine ſchwangere Mut-
ter ein rauhes Ochſen-Maul zu Geſicht
bekommen, und weil ihr ſelbiges einen
ſehr
Ein Ex-
empel
von einer
fortge-
pflantzten
Neigung
und deſ-
ſen Erklaͤ-
rung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |