brachte, setzte allezeit der Donner und andere Knalle, so demselben ähnlich wa- ren, in solche Angst, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. Als er grösser und vernünftiger wurde, wolte er diese Lei- denschaft gerne ablegen. Er gieng de- rowegen mit mir und andern guten Freunden bisweilen in die Ferne, wenn Soldaten feuerten. Es waren aber al- le Uebungen, denen er sich mit dem grö- sten Zwange unterwarf, nicht hinlänglich ihn von der Angst und dem Schmertz zu befreyen, so ihm ein harter Knall verur- sachte. Und alle Vorstellungen der Vernunft waren dahero auch zu schwach, die grosse Abneigung, welche er vor einen Schuß, Donnerknall und dergleichen hatte, zu besiegen.
§. 18.
Erklä- rung des- selben.
Wir können diese starcke Leidenschaft aus den obigen Gründen folgender Ge- stalt begreiflich machen. Als der ange- führte Donnerschlag die Ohren der Mutter und ihre Hör-Nerven heftig ge- rühret; so sind dadurch die Nerven in den Ohren des Kindes gleichfals bewegt worden, (siehe §. 14.) und haben in der Seele des Kindes einige Empfindung, welche der Empfindung eines Donner- knalles ähnlich gewesen, hervorgebracht
(siehe
brachte, ſetzte allezeit der Donner und andere Knalle, ſo demſelben aͤhnlich wa- ren, in ſolche Angſt, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. Als er groͤſſer und vernuͤnftiger wurde, wolte er dieſe Lei- denſchaft gerne ablegen. Er gieng de- rowegen mit mir und andern guten Freunden bisweilen in die Ferne, wenn Soldaten feuerten. Es waren aber al- le Uebungen, denen er ſich mit dem groͤ- ſten Zwange unterwarf, nicht hinlaͤnglich ihn von der Angſt und dem Schmertz zu befreyen, ſo ihm ein harter Knall verur- ſachte. Und alle Vorſtellungen der Vernunft waren dahero auch zu ſchwach, die groſſe Abneigung, welche er vor einen Schuß, Donnerknall und dergleichen hatte, zu beſiegen.
§. 18.
Erklaͤ- rung deſ- ſelben.
Wir koͤnnen dieſe ſtarcke Leidenſchaft aus den obigen Gruͤnden folgender Ge- ſtalt begreiflich machen. Als der ange- fuͤhrte Donnerſchlag die Ohren der Mutter und ihre Hoͤr-Nerven heftig ge- ruͤhret; ſo ſind dadurch die Nerven in den Ohren des Kindes gleichfals bewegt worden, (ſiehe §. 14.) und haben in der Seele des Kindes einige Empfindung, welche der Empfindung eines Donner- knalles aͤhnlich geweſen, hervorgebracht
(ſiehe
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[268[264]/0300]
brachte, ſetzte allezeit der Donner und
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ren, in ſolche Angſt, daß ihm der kalte
Schweiß ausbrach. Als er groͤſſer und
vernuͤnftiger wurde, wolte er dieſe Lei-
denſchaft gerne ablegen. Er gieng de-
rowegen mit mir und andern guten
Freunden bisweilen in die Ferne, wenn
Soldaten feuerten. Es waren aber al-
le Uebungen, denen er ſich mit dem groͤ-
ſten Zwange unterwarf, nicht hinlaͤnglich
ihn von der Angſt und dem Schmertz zu
befreyen, ſo ihm ein harter Knall verur-
ſachte. Und alle Vorſtellungen der
Vernunft waren dahero auch zu ſchwach,
die groſſe Abneigung, welche er vor einen
Schuß, Donnerknall und dergleichen
hatte, zu beſiegen.
§. 18.
Wir koͤnnen dieſe ſtarcke Leidenſchaft
aus den obigen Gruͤnden folgender Ge-
ſtalt begreiflich machen. Als der ange-
fuͤhrte Donnerſchlag die Ohren der
Mutter und ihre Hoͤr-Nerven heftig ge-
ruͤhret; ſo ſind dadurch die Nerven in
den Ohren des Kindes gleichfals bewegt
worden, (ſiehe §. 14.) und haben in der
Seele des Kindes einige Empfindung,
welche der Empfindung eines Donner-
knalles aͤhnlich geweſen, hervorgebracht
(ſiehe
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 268[264]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/300>, abgerufen am 30.12.2024.
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