Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





Tod verursachen das gröste Mißvergnü-
gen, und machen auch das Leben des Al-
lerglücklichsten voller Jammer und Unru-
he. Dieses alles aber wird dort aufgeho-
ben seyn. Der Tod wird nicht mehr seyn.
Offenb. Joh. 21. v. 4. 1. Cor. 15. v. 26. 54.

§. 7.
Auch sie
selbsten
machen
einander
keine be-
trübte
Stun-
den.

Jch habe anjetzo nur von solchen Ver-
drießlichkeiten geredet, welche uns die na-
türliche Dinge auf dieser Erden mehren-
theils verursachen und gewiesen, daß selbi-
ge dort nicht seyn. Jch muß aber auch an-
derer Unruhen gedencken, welche uns in
diesen untern Wohnungen unsere Mitbür-
gere und ihre Bosheit erregen, und mer-
cken, das auch von selbigen dort nichts
werde gehöret werden. Das Mißver-
gnügen und der Schmertz, welchen uns die
natürlichen Dinge hernieder zu wege brin-
gen, könte in etwas gelindert und versüsset
werden, wenn ein Neben-Mensch seine
Schultern mit unter des andern Last setzte
und selbige tragen hülffe. Wenn der
Reiche von seinem Uberflusse die Noth-
durfft des Armen erleichterte, und der Ste-
hende dem Gefallenen die Hand reichte ihn
wieder aufzurichten. Aber auch diesen
Trost sucht man öffters vergebens. Ja

was





Tod verurſachen das groͤſte Mißvergnuͤ-
gen, und machen auch das Leben des Al-
lergluͤcklichſten voller Jammer und Unru-
he. Dieſes alles aber wird dort aufgeho-
ben ſeyn. Der Tod wird nicht mehr ſeyn.
Offenb. Joh. 21. v. 4. 1. Cor. 15. v. 26. 54.

§. 7.
Auch ſie
ſelbſten
machen
einander
keine be-
truͤbte
Stun-
den.

Jch habe anjetzo nur von ſolchen Ver-
drießlichkeiten geredet, welche uns die na-
tuͤrliche Dinge auf dieſer Erden mehren-
theils verurſachen und gewieſen, daß ſelbi-
ge dort nicht ſeyn. Jch muß aber auch an-
derer Unruhen gedencken, welche uns in
dieſen untern Wohnungen unſere Mitbuͤr-
gere und ihre Bosheit erregen, und mer-
cken, das auch von ſelbigen dort nichts
werde gehoͤret werden. Das Mißver-
gnuͤgen und der Schmertz, welchen uns die
natuͤrlichen Dinge hernieder zu wege brin-
gen, koͤnte in etwas gelindert und verſuͤſſet
werden, wenn ein Neben-Menſch ſeine
Schultern mit unter des andern Laſt ſetzte
und ſelbige tragen huͤlffe. Wenn der
Reiche von ſeinem Uberfluſſe die Noth-
durfft des Armen erleichterte, und der Ste-
hende dem Gefallenen die Hand reichte ihn
wieder aufzurichten. Aber auch dieſen
Troſt ſucht man oͤffters vergebens. Ja

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="110[106]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Tod verur&#x017F;achen das gro&#x0364;&#x017F;te Mißvergnu&#x0364;-<lb/>
gen, und machen auch das Leben des Al-<lb/>
lerglu&#x0364;cklich&#x017F;ten voller Jammer und Unru-<lb/>
he. Die&#x017F;es alles aber wird dort aufgeho-<lb/>
ben &#x017F;eyn. Der Tod wird nicht mehr &#x017F;eyn.<lb/>
Offenb. Joh. 21. v. 4. 1. Cor. 15. v. 26. 54.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head><lb/>
            <note place="left">Auch &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
machen<lb/>
einander<lb/>
keine be-<lb/>
tru&#x0364;bte<lb/>
Stun-<lb/>
den.</note>
            <p>Jch habe anjetzo nur von &#x017F;olchen Ver-<lb/>
drießlichkeiten geredet, welche uns die na-<lb/>
tu&#x0364;rliche Dinge auf die&#x017F;er Erden mehren-<lb/>
theils verur&#x017F;achen und gewie&#x017F;en, daß &#x017F;elbi-<lb/>
ge dort nicht &#x017F;eyn. Jch muß aber auch an-<lb/>
derer Unruhen gedencken, welche uns in<lb/>
die&#x017F;en untern Wohnungen un&#x017F;ere Mitbu&#x0364;r-<lb/>
gere und ihre Bosheit erregen, und mer-<lb/>
cken, das auch von &#x017F;elbigen dort nichts<lb/>
werde geho&#x0364;ret werden. Das Mißver-<lb/>
gnu&#x0364;gen und der Schmertz, welchen uns die<lb/>
natu&#x0364;rlichen Dinge hernieder zu wege brin-<lb/>
gen, ko&#x0364;nte in etwas gelindert und ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
werden, wenn ein Neben-Men&#x017F;ch &#x017F;eine<lb/>
Schultern mit unter des andern La&#x017F;t &#x017F;etzte<lb/>
und &#x017F;elbige tragen hu&#x0364;lffe. Wenn der<lb/>
Reiche von &#x017F;einem Uberflu&#x017F;&#x017F;e die Noth-<lb/>
durfft des Armen erleichterte, und der Ste-<lb/>
hende dem Gefallenen die Hand reichte ihn<lb/>
wieder aufzurichten. Aber auch die&#x017F;en<lb/>
Tro&#x017F;t &#x017F;ucht man o&#x0364;ffters vergebens. Ja<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110[106]/0142] Tod verurſachen das groͤſte Mißvergnuͤ- gen, und machen auch das Leben des Al- lergluͤcklichſten voller Jammer und Unru- he. Dieſes alles aber wird dort aufgeho- ben ſeyn. Der Tod wird nicht mehr ſeyn. Offenb. Joh. 21. v. 4. 1. Cor. 15. v. 26. 54. §. 7. Jch habe anjetzo nur von ſolchen Ver- drießlichkeiten geredet, welche uns die na- tuͤrliche Dinge auf dieſer Erden mehren- theils verurſachen und gewieſen, daß ſelbi- ge dort nicht ſeyn. Jch muß aber auch an- derer Unruhen gedencken, welche uns in dieſen untern Wohnungen unſere Mitbuͤr- gere und ihre Bosheit erregen, und mer- cken, das auch von ſelbigen dort nichts werde gehoͤret werden. Das Mißver- gnuͤgen und der Schmertz, welchen uns die natuͤrlichen Dinge hernieder zu wege brin- gen, koͤnte in etwas gelindert und verſuͤſſet werden, wenn ein Neben-Menſch ſeine Schultern mit unter des andern Laſt ſetzte und ſelbige tragen huͤlffe. Wenn der Reiche von ſeinem Uberfluſſe die Noth- durfft des Armen erleichterte, und der Ste- hende dem Gefallenen die Hand reichte ihn wieder aufzurichten. Aber auch dieſen Troſt ſucht man oͤffters vergebens. Ja was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/142
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 110[106]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/142>, abgerufen am 20.11.2024.