wohl glauben, daß sie GOtt zum Urheber hätten? Keinesweges, denn wir wissen auch aus der Vernunfft: GOtt könne kei- ne Unwahrheit vorher verkündigen lassen. Oder hätten wir eine solche Weissagung als göttlich angenommen, so würden wir als- denn urtheilen: derjenige JEsus, welcher nicht ist gecreutziget worden, ist nicht der rech- te Meßias, und würden also dadurch verfüh- ret werden, den wahren Heyland als einen Betrüger anzusehen, welches wiederum wider die Absicht GOttes wäre.
§. 7.
Vielleicht dencket ein spottender Klüg-Eben das- selbe wird weiter ansge- führet. ling, welcher auch die Weißheit GOttes zu tadeln sich unterstehet: GOtt hätte ja seine Weissagungen von Christo folgender Gestalt können einrichten lassen, daß er nur die ersteren Umstände des Meßias ge- nau hätte vorher verkündigen lassen, so wür- de ihn nicht nur jederman erkannt haben, sondern es würde auch die abscheuliche Ver- giessung seines unschuldigen Blutes von den Juden nicht seyn fürgenommen worden. GOtt hätte nemlich nur offenbahren dörfen, daß Johannes des Zacharias und der Elisa- beth Sohn des Meßias Vorläuffer seyn würde, und er selbst würde zu Bethlehem
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wohl glauben, daß ſie GOtt zum Urheber haͤtten? Keinesweges, denn wir wiſſen auch aus der Vernunfft: GOtt koͤnne kei- ne Unwahrheit vorher verkuͤndigen laſſen. Oder haͤtten wir eine ſolche Weiſſagung als goͤttlich angenommen, ſo wuͤrden wir als- denn urtheilen: derjenige JEſus, welcher nicht iſt gecreutziget worden, iſt nicht der rech- te Meßias, und wuͤrden alſo dadurch verfuͤh- ret werden, den wahren Heyland als einen Betruͤger anzuſehen, welches wiederum wider die Abſicht GOttes waͤre.
§. 7.
Vielleicht dencket ein ſpottender Kluͤg-Eben daſ- ſelbe wird weiter ansge- fuͤhret. ling, welcher auch die Weißheit GOttes zu tadeln ſich unterſtehet: GOtt haͤtte ja ſeine Weiſſagungen von Chriſto folgender Geſtalt koͤnnen einrichten laſſen, daß er nur die erſteren Umſtaͤnde des Meßias ge- nau haͤtte vorher verkuͤndigen laſſen, ſo wuͤr- de ihn nicht nur jederman erkannt haben, ſondern es wuͤrde auch die abſcheuliche Ver- gieſſung ſeines unſchuldigen Blutes von den Juden nicht ſeyn fuͤrgenommen worden. GOtt haͤtte nemlich nur offenbahren doͤrfen, daß Johannes des Zacharias und der Eliſa- beth Sohn des Meßias Vorlaͤuffer ſeyn wuͤrde, und er ſelbſt wuͤrde zu Bethlehem
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wohl glauben, daß ſie GOtt zum Urheber
haͤtten? Keinesweges, denn wir wiſſen
auch aus der Vernunfft: GOtt koͤnne kei-
ne Unwahrheit vorher verkuͤndigen laſſen.
Oder haͤtten wir eine ſolche Weiſſagung als
goͤttlich angenommen, ſo wuͤrden wir als-
denn urtheilen: derjenige JEſus, welcher
nicht iſt gecreutziget worden, iſt nicht der rech-
te Meßias, und wuͤrden alſo dadurch verfuͤh-
ret werden, den wahren Heyland als einen
Betruͤger anzuſehen, welches wiederum
wider die Abſicht GOttes waͤre.
§. 7.
Vielleicht dencket ein ſpottender Kluͤg-
ling, welcher auch die Weißheit GOttes
zu tadeln ſich unterſtehet: GOtt haͤtte ja
ſeine Weiſſagungen von Chriſto folgender
Geſtalt koͤnnen einrichten laſſen, daß er
nur die erſteren Umſtaͤnde des Meßias ge-
nau haͤtte vorher verkuͤndigen laſſen, ſo wuͤr-
de ihn nicht nur jederman erkannt haben,
ſondern es wuͤrde auch die abſcheuliche Ver-
gieſſung ſeines unſchuldigen Blutes von
den Juden nicht ſeyn fuͤrgenommen worden.
GOtt haͤtte nemlich nur offenbahren doͤrfen,
daß Johannes des Zacharias und der Eliſa-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/111>, abgerufen am 30.12.2024.
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