Und, liebe Amalia, Du bist auch glück- lich! Erst vor einer Stunde stimmte Mon- taigne mir darin noch bey, daß Du Amalia, so wie Du bist, einzig am besten geschaffen und gebildet wurdest, um glücklich zu seyn, und andre glücklich zu machen. Darum bitte und beschwöre ich dich, daß du Dich sorgfäl- tig erhalten mögest in Deinem Wesen; blei- ben mögest ganz so wie Du bist, und abweh- rest jede, auch die mindeste Aenderung, die sich könnte an Dich machen wollen.
Den 20ten März.
Ich wurde gestern auf eine sehr unange- nehme Weise im Schreiben unterbrochen. G. und S., Freunde, wie sie heißen, von Gierigstein, (*) wurden mir gemeldet. Diese Gierigsteinischen sind so sachtsinnig, thun so gemach, haben eine so milde freundliche Rede von lauter Vernunft, Billigkeit und
Recht,
(*) S. den XIIten Brief. S. 112.
Und, liebe Amalia, Du biſt auch gluͤck- lich! Erſt vor einer Stunde ſtimmte Mon- taigne mir darin noch bey, daß Du Amalia, ſo wie Du biſt, einzig am beſten geſchaffen und gebildet wurdeſt, um gluͤcklich zu ſeyn, und andre gluͤcklich zu machen. Darum bitte und beſchwoͤre ich dich, daß du Dich ſorgfaͤl- tig erhalten moͤgeſt in Deinem Weſen; blei- ben moͤgeſt ganz ſo wie Du biſt, und abweh- reſt jede, auch die mindeſte Aenderung, die ſich koͤnnte an Dich machen wollen.
Den 20ten Maͤrz.
Ich wurde geſtern auf eine ſehr unange- nehme Weiſe im Schreiben unterbrochen. G. und S., Freunde, wie ſie heißen, von Gierigſtein, (*) wurden mir gemeldet. Dieſe Gierigſteiniſchen ſind ſo ſachtſinnig, thun ſo gemach, haben eine ſo milde freundliche Rede von lauter Vernunft, Billigkeit und
Recht,
(*) S. den XIIten Brief. S. 112.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><div><pbfacs="#f0230"n="192"/><p>Und, liebe Amalia, Du biſt auch <hirendition="#g">gluͤck-<lb/>
lich</hi>! Erſt vor einer Stunde ſtimmte <hirendition="#g">Mon-<lb/>
taigne</hi> mir darin noch bey, daß <hirendition="#fr">Du</hi> Amalia,<lb/>ſo wie Du biſt, einzig am beſten geſchaffen<lb/>
und gebildet wurdeſt, um gluͤcklich zu ſeyn,<lb/>
und andre gluͤcklich zu machen. Darum bitte<lb/>
und beſchwoͤre ich dich, daß du Dich ſorgfaͤl-<lb/>
tig erhalten moͤgeſt in Deinem Weſen; blei-<lb/>
ben moͤgeſt ganz ſo wie Du biſt, und abweh-<lb/>
reſt jede, auch die mindeſte Aenderung, die<lb/>ſich koͤnnte an Dich machen wollen.</p></div><lb/><div><dateline><hirendition="#et">Den 20ten Maͤrz.</hi></dateline><lb/><p>Ich wurde geſtern auf eine ſehr unange-<lb/>
nehme Weiſe im Schreiben unterbrochen. G.<lb/>
und S., <hirendition="#g">Freunde</hi>, wie ſie heißen, von<lb/><hirendition="#fr">Gierigſtein</hi>, <noteplace="foot"n="(*)">S. den <hirendition="#aq">XII</hi>ten Brief. S. 112.</note> wurden mir gemeldet. Dieſe<lb/><hirendition="#g">Gierigſteiniſchen</hi>ſind ſo ſachtſinnig, thun<lb/>ſo gemach, haben eine ſo milde freundliche<lb/>
Rede von lauter Vernunft, Billigkeit und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Recht,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[192/0230]
Und, liebe Amalia, Du biſt auch gluͤck-
lich! Erſt vor einer Stunde ſtimmte Mon-
taigne mir darin noch bey, daß Du Amalia,
ſo wie Du biſt, einzig am beſten geſchaffen
und gebildet wurdeſt, um gluͤcklich zu ſeyn,
und andre gluͤcklich zu machen. Darum bitte
und beſchwoͤre ich dich, daß du Dich ſorgfaͤl-
tig erhalten moͤgeſt in Deinem Weſen; blei-
ben moͤgeſt ganz ſo wie Du biſt, und abweh-
reſt jede, auch die mindeſte Aenderung, die
ſich koͤnnte an Dich machen wollen.
Den 20ten Maͤrz.
Ich wurde geſtern auf eine ſehr unange-
nehme Weiſe im Schreiben unterbrochen. G.
und S., Freunde, wie ſie heißen, von
Gierigſtein, (*) wurden mir gemeldet. Dieſe
Gierigſteiniſchen ſind ſo ſachtſinnig, thun
ſo gemach, haben eine ſo milde freundliche
Rede von lauter Vernunft, Billigkeit und
Recht,
(*) S. den XIIten Brief. S. 112.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/230>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.