Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.Sinn-Gedichte. Uber das Königreich Nea- polis. WAs? Franckreichs-Hahn mag nur auf seinen Miste krehen/ Ein Adler kan allein hier in die Sonne sehen Grabschrifft eines Frauenzim- mers/ die von ihren Bruder aus Ver- dacht verbohtener Liebe ersto- chen wurde. DEr Himmel billigte selbst meine keusche Flammen/ Daran der Bruder doch zum Mörder worden ist. So kan ein falscher Wahn die Tugenden verdammen Wer solche nur allein nach seinen Lastern mißt. Uber die Spatziergänge de Pra- do und de la galle Mayor zu Madrit. GEbrauch der edlen Zeit in diesen Lust-Revier Und brich die Rosen ab/ weil sie noch sicher blühen/ Leg' alle Gravität und Keuschheit vor die Thür/ Denn Schertz und Liebe ziert die schönen Gallerien. Uber den lächerlichen Auffzug des Schneider-Handwercks zu Madrit/ das auf lauter Eseln in Gestalt ande- rer Thiere bey des itzigen Kö- nigs Entree erschiene. HIer trägt ein Müller Thier den stoltzen Zeigen Geist/ Das muß ein Mopsus seyn/ der nicht will drüber lachen/ Denn weil man sich anitzt der Larven sehr befleist/ So wills die Mode mit in Masqveraden machen: Drum
Sinn-Gedichte. Uber das Koͤnigreich Nea- polis. WAs? Franckreichs-Hahn mag nur auf ſeinen Miſte krehen/ Ein Adler kan allein hier in die Sonne ſehen Grabſchrifft eines Frauenzim- mers/ die von ihren Bruder aus Ver- dacht verbohtener Liebe erſto- chen wurde. DEr Himmel billigte ſelbſt meine keuſche Flammen/ Daran der Bruder doch zum Moͤrder worden iſt. So kan ein falſcher Wahn die Tugenden verdammen Wer ſolche nur allein nach ſeinen Laſtern mißt. Uber die Spatziergaͤnge de Pra- do und de la galle Mayor zu Madrit. GEbrauch der edlen Zeit in dieſen Luſt-Revier Und brich die Roſen ab/ weil ſie noch ſicher bluͤhen/ Leg' alle Gravitaͤt und Keuſchheit vor die Thuͤr/ Denn Schertz und Liebe ziert die ſchoͤnen Gallerien. Uber den laͤcherlichen Auffzug des Schneider-Handwercks zu Madrit/ das auf lauter Eſeln in Geſtalt ande- rer Thiere bey des itzigen Koͤ- nigs Entrée erſchiene. HIer traͤgt ein Muͤller Thier den ſtoltzen Zeigen Geiſt/ Das muß ein Mopſus ſeyn/ der nicht will druͤber lachen/ Denn weil man ſich anitzt der Larven ſehr befleiſt/ So wills die Mode mit in Maſqveraden machen: Drum
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Sinn-Gedichte.
Uber das Koͤnigreich Nea-
polis.
WAs? Franckreichs-Hahn mag nur auf ſeinen Miſte krehen/
Ein Adler kan allein hier in die Sonne ſehen
Grabſchrifft eines Frauenzim-
mers/ die von ihren Bruder aus Ver-
dacht verbohtener Liebe erſto-
chen wurde.
DEr Himmel billigte ſelbſt meine keuſche Flammen/
Daran der Bruder doch zum Moͤrder worden iſt.
So kan ein falſcher Wahn die Tugenden verdammen
Wer ſolche nur allein nach ſeinen Laſtern mißt.
Uber die Spatziergaͤnge de Pra-
do und de la galle Mayor zu Madrit.
GEbrauch der edlen Zeit in dieſen Luſt-Revier
Und brich die Roſen ab/ weil ſie noch ſicher bluͤhen/
Leg' alle Gravitaͤt und Keuſchheit vor die Thuͤr/
Denn Schertz und Liebe ziert die ſchoͤnen Gallerien.
Uber den laͤcherlichen Auffzug
des Schneider-Handwercks zu Madrit/
das auf lauter Eſeln in Geſtalt ande-
rer Thiere bey des itzigen Koͤ-
nigs Entrée erſchiene.
HIer traͤgt ein Muͤller Thier den ſtoltzen Zeigen Geiſt/
Das muß ein Mopſus ſeyn/ der nicht will druͤber lachen/
Denn weil man ſich anitzt der Larven ſehr befleiſt/
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