Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte
Sonnet.
Als er Amalien in Bade
sahe.
HIlff Himmel welcher Schmuck der Perlen weissen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an seiner Blösse sehn!
Die Brüste lagen hier gantz ungewöhnlich schön.
Die Hände spritzten sie an Bauche hin und wieder/
Sie hub das eine Bein zu waschen auff und nieder/
Daß mir das Paradieß recht offen konnte stehn.
Ich sang': Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/
Alleine Scham und Zorn verstimmten meine Lieder.
Ach Venus unsrer Zeit! du bist Diana nicht/
Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil spricht/
Doch sucht dein strenger Grimm mein Leben zu verkürtzen/
So fällt Narcissus dort in Brunnen/ den er sieht:
Weil nun mein stoltzer Geist zu gleichen Spiegel flieht/
So kanst du mich zur Straff' in deinen Brunnen stürtzen.
Als sie seine Verpflichtungen
Flaterien nannte.
DIe Englische Gestalt der schönen Liesimenen/
Macht auch ein Felsen-Hertz den leichten Zunder gleich.
Die Tugenden/ die sie mit tausend Lorbern krönen/
Sind fast bey aller Welt an Ehrerbiethung reich.
Und dennoch soll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen/
Wie Salamander kalt in heissen Flammen seyn.
Will mein verliebter Kiel der Schönheit Würckung mahlen/
So spricht sie/ dieses ist nur leerer Worte Schein.
O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen/
Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen bist.
Ich sage/ Schönste/ ja/ ich schreibe sonder Hertzen/
Indem dasselbige bey Liesiemenen ist.

Als
Verliebte
Sonnet.
Als er Amalien in Bade
ſahe.
HIlff Himmel welcher Schmuck der Perlen weiſſen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an ſeiner Bloͤſſe ſehn!
Die Bruͤſte lagen hier gantz ungewoͤhnlich ſchoͤn.
Die Haͤnde ſpritzten ſie an Bauche hin und wieder/
Sie hub das eine Bein zu waſchen auff und nieder/
Daß mir das Paradieß recht offen konnte ſtehn.
Ich ſang': Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/
Alleine Scham und Zorn verſtimmten meine Lieder.
Ach Venus unſrer Zeit! du biſt Diana nicht/
Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil ſpricht/
Doch ſucht dein ſtrenger Grimm mein Leben zu verkuͤrtzen/
So faͤllt Narciſſus dort in Brunnen/ den er ſieht:
Weil nun mein ſtoltzer Geiſt zu gleichen Spiegel flieht/
So kanſt du mich zur Straff' in deinen Brunnen ſtuͤrtzen.
Als ſie ſeine Verpflichtungen
Flaterien nannte.
DIe Engliſche Geſtalt der ſchoͤnen Lieſimenen/
Macht auch ein Felſen-Hertz den leichten Zunder gleich.
Die Tugenden/ die ſie mit tauſend Lorbern kroͤnen/
Sind faſt bey aller Welt an Ehrerbiethung reich.
Und dennoch ſoll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen/
Wie Salamander kalt in heiſſen Flammen ſeyn.
Will mein verliebter Kiel der Schoͤnheit Wuͤrckung mahlen/
So ſpricht ſie/ dieſes iſt nur leereꝛ Worte Schein.
O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen/
Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen biſt.
Ich ſage/ Schoͤnſte/ ja/ ich ſchreibe ſonder Hertzen/
Indem daſſelbige bey Lieſiemenen iſt.

Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0048" n="38"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">S</hi>onnet.<lb/><hi rendition="#in">A</hi>ls er <hi rendition="#in">A</hi>malien in <hi rendition="#in">B</hi>ade<lb/>
&#x017F;ahe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>Ilff Himmel welcher Schmuck der Perlen wei&#x017F;&#x017F;en Glieder!</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ließ mir der zarte Leib an &#x017F;einer Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehn!</hi> </l><lb/>
            <l>Die Bru&#x0364;&#x017F;te lagen hier gantz ungewo&#x0364;hnlich &#x017F;cho&#x0364;n.</l><lb/>
            <l>Die Ha&#x0364;nde &#x017F;pritzten &#x017F;ie an Bauche hin und wieder/</l><lb/>
            <l>Sie hub das eine Bein zu wa&#x017F;chen auff und nieder/</l><lb/>
            <l>Daß mir das Paradieß recht offen konnte &#x017F;tehn.</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;ang': Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/</l><lb/>
            <l>Alleine Scham und Zorn ver&#x017F;timmten meine Lieder.</l><lb/>
            <l>Ach Venus un&#x017F;rer Zeit! du bi&#x017F;t Diana nicht/</l><lb/>
            <l>Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil &#x017F;pricht/</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;ucht dein &#x017F;trenger Grimm mein Leben zu verku&#x0364;rtzen/</l><lb/>
            <l>So fa&#x0364;llt Narci&#x017F;&#x017F;us dort in Brunnen/ den er &#x017F;ieht:</l><lb/>
            <l>Weil nun mein &#x017F;toltzer Gei&#x017F;t zu gleichen Spiegel flieht/</l><lb/>
            <l>So kan&#x017F;t du mich zur Straff' in deinen Brunnen &#x017F;tu&#x0364;rtzen.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>ls &#x017F;ie &#x017F;eine <hi rendition="#in">V</hi>erpflichtungen<lb/>
Flaterien nannte.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Ie Engli&#x017F;che Ge&#x017F;talt der &#x017F;cho&#x0364;nen Lie&#x017F;imenen/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Macht auch ein Fel&#x017F;en-Hertz den leichten Zunder gleich.</hi> </l><lb/>
            <l>Die Tugenden/ die &#x017F;ie mit tau&#x017F;end Lorbern kro&#x0364;nen/</l><lb/>
            <l>Sind fa&#x017F;t bey aller Welt an Ehrerbiethung reich.</l><lb/>
            <l>Und dennoch &#x017F;oll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen/</l><lb/>
            <l>Wie Salamander kalt in hei&#x017F;&#x017F;en Flammen &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Will mein verliebter Kiel der Scho&#x0364;nheit Wu&#x0364;rckung mahlen/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;pricht &#x017F;ie/ die&#x017F;es i&#x017F;t nur leere&#xA75B; Worte Schein.</l><lb/>
            <l>O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen/</l><lb/>
            <l>Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen bi&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;age/ Scho&#x0364;n&#x017F;te/ ja/ ich &#x017F;chreibe &#x017F;onder Hertzen/</l><lb/>
            <l>Indem da&#x017F;&#x017F;elbige bey Lie&#x017F;iemenen i&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0048] Verliebte Sonnet. Als er Amalien in Bade ſahe. HIlff Himmel welcher Schmuck der Perlen weiſſen Glieder! Ließ mir der zarte Leib an ſeiner Bloͤſſe ſehn! Die Bruͤſte lagen hier gantz ungewoͤhnlich ſchoͤn. Die Haͤnde ſpritzten ſie an Bauche hin und wieder/ Sie hub das eine Bein zu waſchen auff und nieder/ Daß mir das Paradieß recht offen konnte ſtehn. Ich ſang': Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/ Alleine Scham und Zorn verſtimmten meine Lieder. Ach Venus unſrer Zeit! du biſt Diana nicht/ Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil ſpricht/ Doch ſucht dein ſtrenger Grimm mein Leben zu verkuͤrtzen/ So faͤllt Narciſſus dort in Brunnen/ den er ſieht: Weil nun mein ſtoltzer Geiſt zu gleichen Spiegel flieht/ So kanſt du mich zur Straff' in deinen Brunnen ſtuͤrtzen. Als ſie ſeine Verpflichtungen Flaterien nannte. DIe Engliſche Geſtalt der ſchoͤnen Lieſimenen/ Macht auch ein Felſen-Hertz den leichten Zunder gleich. Die Tugenden/ die ſie mit tauſend Lorbern kroͤnen/ Sind faſt bey aller Welt an Ehrerbiethung reich. Und dennoch ſoll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen/ Wie Salamander kalt in heiſſen Flammen ſeyn. Will mein verliebter Kiel der Schoͤnheit Wuͤrckung mahlen/ So ſpricht ſie/ dieſes iſt nur leereꝛ Worte Schein. O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen/ Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen biſt. Ich ſage/ Schoͤnſte/ ja/ ich ſchreibe ſonder Hertzen/ Indem daſſelbige bey Lieſiemenen iſt. Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/48
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/48>, abgerufen am 23.11.2024.