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Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

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zu, an, und die Soole fließt, so wie sie von den
Dornen herabträufelt, über denselben bis in ein
Gerinne an den Seitenböden der Soolbehälter,
durch welches sie sich in dieselben ergießt. Hier-
durch geht zwar der Vortheil, daß die Sonne un-
mittelbar auf die Bassins wirkt, verloren, aber
die Britschengradirung ersetzt denselben vielfäl-
tig und gewährt noch größere Vortheile. Denn
1) die Soole wird durch den Deckel der Behäl-
ter vor Verunreinigung mancherley Art ge-
sichert. 2) die Verdünstung nimmt zu, weil
fließendes, bewegtes Wasser schneller verdün-
stet, als stehendes und weil (wenn man auch
dies in Anschlag bringen dürfte) der Deckel we-
gen des Anlaufens mehr Flächeninhalt, als der
sölige Spiegel der Soole hat.

Dies sind ohngefähr die Hauptmomente des
Gradirens. - Neuere Vorschläge, das Ver-
dünsten durch künstliche Wärme zu vermeh-
ren, Tröpfelgradirungen in geheizten Zimmern
vorzurichten u. s. f. scheinen bis jetzt noch zu we-
nig ausführbar, um sie näher zu betrachten.
Freylich würde diese Methode, bloß für hochlö-
thige Soole angewendet (die man auf Lekwerken
oft vergeblich repetirt, und die dabey einen sehr
beträchtlichen Soolenverlust leiden) nicht allzu-
große Gebäude erfordern, eine überaus schnelle

Con-

zu, an, und die Soole fließt, ſo wie ſie von den
Dornen herabtraͤufelt, uͤber denſelben bis in ein
Gerinne an den Seitenboͤden der Soolbehaͤlter,
durch welches ſie ſich in dieſelben ergießt. Hier-
durch geht zwar der Vortheil, daß die Sonne un-
mittelbar auf die Baſſins wirkt, verloren, aber
die Britſchengradirung erſetzt denſelben vielfaͤl-
tig und gewaͤhrt noch groͤßere Vortheile. Denn
1) die Soole wird durch den Deckel der Behaͤl-
ter vor Verunreinigung mancherley Art ge-
ſichert. 2) die Verduͤnſtung nimmt zu, weil
fließendes, bewegtes Waſſer ſchneller verduͤn-
ſtet, als ſtehendes und weil (wenn man auch
dies in Anſchlag bringen duͤrfte) der Deckel we-
gen des Anlaufens mehr Flaͤcheninhalt, als der
ſoͤlige Spiegel der Soole hat.

Dies ſind ohngefaͤhr die Hauptmomente des
Gradirens. – Neuere Vorſchlaͤge, das Ver-
duͤnſten durch kuͤnſtliche Waͤrme zu vermeh-
ren, Troͤpfelgradirungen in geheizten Zimmern
vorzurichten u. ſ. f. ſcheinen bis jetzt noch zu we-
nig ausfuͤhrbar, um ſie naͤher zu betrachten.
Freylich wuͤrde dieſe Methode, bloß fuͤr hochloͤ-
thige Soole angewendet (die man auf Lekwerken
oft vergeblich repetirt, und die dabey einen ſehr
betraͤchtlichen Soolenverluſt leiden) nicht allzu-
große Gebaͤude erfordern, eine uͤberaus ſchnelle

Con-
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[43/0044] zu, an, und die Soole fließt, ſo wie ſie von den Dornen herabtraͤufelt, uͤber denſelben bis in ein Gerinne an den Seitenboͤden der Soolbehaͤlter, durch welches ſie ſich in dieſelben ergießt. Hier- durch geht zwar der Vortheil, daß die Sonne un- mittelbar auf die Baſſins wirkt, verloren, aber die Britſchengradirung erſetzt denſelben vielfaͤl- tig und gewaͤhrt noch groͤßere Vortheile. Denn 1) die Soole wird durch den Deckel der Behaͤl- ter vor Verunreinigung mancherley Art ge- ſichert. 2) die Verduͤnſtung nimmt zu, weil fließendes, bewegtes Waſſer ſchneller verduͤn- ſtet, als ſtehendes und weil (wenn man auch dies in Anſchlag bringen duͤrfte) der Deckel we- gen des Anlaufens mehr Flaͤcheninhalt, als der ſoͤlige Spiegel der Soole hat. Dies ſind ohngefaͤhr die Hauptmomente des Gradirens. – Neuere Vorſchlaͤge, das Ver- duͤnſten durch kuͤnſtliche Waͤrme zu vermeh- ren, Troͤpfelgradirungen in geheizten Zimmern vorzurichten u. ſ. f. ſcheinen bis jetzt noch zu we- nig ausfuͤhrbar, um ſie naͤher zu betrachten. Freylich wuͤrde dieſe Methode, bloß fuͤr hochloͤ- thige Soole angewendet (die man auf Lekwerken oft vergeblich repetirt, und die dabey einen ſehr betraͤchtlichen Soolenverluſt leiden) nicht allzu- große Gebaͤude erfordern, eine uͤberaus ſchnelle Con-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/44>, abgerufen am 26.04.2024.