Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. bis Justinian.
schlug, denn wofür stand es im Compendium,
und warum machte man den alten Plunder
nicht ganz entbehrlich? Wie er dieß auszu-
führen suchte, als er Kaiser ward, werden wir
gleich sehen, jetzt fürs Erste die nicht-juri-
stischen Begebenheiten seiner Regierung.

§. 144.

Er ließ seiner Gemahlinn schwöhren,
wie sich selbst, und wenn Theodora gleich,
als Beförderinn der Ketzerey, einen üblen
Nahmen hat, so verdiente ihr Muth im
Nika-Tumulte diese Belohnung; denn sie
war es, die den Kaiser rettete, als er aus
Furcht vor der zur Verzweiflung getriebenen
grünen Faction fliehen wollte. Dieß ist frey-
lich nicht die glänzendste Stelle in Justinians
Leben und der schreckliche Druck mit Aufla-
gen war noch trauriger, als Erdbeben und
Pest. Dagegen verewigte sich aber auch der
Kaiser durch die noch jetzt bewunderte So-
phienkirche, und durch eine Menge Festungen
an der Grenze. Sein Glück gegen auswär-
tige Feinde ist fast unerklärbar, denn blin-
des Glück, selbst nur im Auffinden mehrerer
großen Feldherren hinter einander, muß man
so selten als möglich annehmen, und Justi-
nian
ärndete doch auch eben nicht was ganz
vortreffliche Regenten vor ihm gesäet gehabt

hät-

Theil I. bis Juſtinian.
ſchlug, denn wofuͤr ſtand es im Compendium,
und warum machte man den alten Plunder
nicht ganz entbehrlich? Wie er dieß auszu-
fuͤhren ſuchte, als er Kaiſer ward, werden wir
gleich ſehen, jetzt fuͤrs Erſte die nicht-juri-
ſtiſchen Begebenheiten ſeiner Regierung.

§. 144.

Er ließ ſeiner Gemahlinn ſchwoͤhren,
wie ſich ſelbſt, und wenn Theodora gleich,
als Befoͤrderinn der Ketzerey, einen uͤblen
Nahmen hat, ſo verdiente ihr Muth im
Nika-Tumulte dieſe Belohnung; denn ſie
war es, die den Kaiſer rettete, als er aus
Furcht vor der zur Verzweiflung getriebenen
gruͤnen Faction fliehen wollte. Dieß iſt frey-
lich nicht die glaͤnzendſte Stelle in Juſtinians
Leben und der ſchreckliche Druck mit Aufla-
gen war noch trauriger, als Erdbeben und
Peſt. Dagegen verewigte ſich aber auch der
Kaiſer durch die noch jetzt bewunderte So-
phienkirche, und durch eine Menge Feſtungen
an der Grenze. Sein Gluͤck gegen auswaͤr-
tige Feinde iſt faſt unerklaͤrbar, denn blin-
des Gluͤck, ſelbſt nur im Auffinden mehrerer
großen Feldherren hinter einander, muß man
ſo ſelten als moͤglich annehmen, und Juſti-
nian
aͤrndete doch auch eben nicht was ganz
vortreffliche Regenten vor ihm geſaͤet gehabt

haͤt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0178" n="166"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
&#x017F;chlug, denn wofu&#x0364;r &#x017F;tand es im Compendium,<lb/>
und warum machte man den alten Plunder<lb/>
nicht ganz entbehrlich? Wie er dieß auszu-<lb/>
fu&#x0364;hren &#x017F;uchte, als er Kai&#x017F;er ward, werden wir<lb/>
gleich &#x017F;ehen, jetzt fu&#x0364;rs Er&#x017F;te die nicht-juri-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;chen Begebenheiten &#x017F;einer Regierung.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 144.</head><lb/>
              <p>Er ließ &#x017F;einer Gemahlinn &#x017F;chwo&#x0364;hren,<lb/>
wie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und wenn <hi rendition="#fr">Theodora</hi> gleich,<lb/>
als Befo&#x0364;rderinn der Ketzerey, einen u&#x0364;blen<lb/>
Nahmen hat, &#x017F;o verdiente ihr Muth im<lb/>
Nika-Tumulte die&#x017F;e Belohnung; denn &#x017F;ie<lb/>
war es, die den Kai&#x017F;er rettete, als er aus<lb/>
Furcht vor der zur Verzweiflung getriebenen<lb/>
gru&#x0364;nen Faction fliehen wollte. Dieß i&#x017F;t frey-<lb/>
lich nicht die gla&#x0364;nzend&#x017F;te Stelle in Ju&#x017F;tinians<lb/>
Leben und der &#x017F;chreckliche Druck mit Aufla-<lb/>
gen war noch trauriger, als Erdbeben und<lb/>
Pe&#x017F;t. Dagegen verewigte &#x017F;ich aber auch der<lb/>
Kai&#x017F;er durch die noch jetzt bewunderte So-<lb/>
phienkirche, und durch eine Menge Fe&#x017F;tungen<lb/>
an der Grenze. Sein Glu&#x0364;ck gegen auswa&#x0364;r-<lb/>
tige Feinde i&#x017F;t fa&#x017F;t unerkla&#x0364;rbar, denn blin-<lb/>
des Glu&#x0364;ck, &#x017F;elb&#x017F;t nur im Auffinden mehrerer<lb/>
großen Feldherren hinter einander, muß man<lb/>
&#x017F;o &#x017F;elten als mo&#x0364;glich annehmen, und <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;ti-<lb/>
nian</hi> a&#x0364;rndete doch auch eben nicht was ganz<lb/>
vortreffliche Regenten vor ihm ge&#x017F;a&#x0364;et gehabt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;t-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0178] Theil I. bis Juſtinian. ſchlug, denn wofuͤr ſtand es im Compendium, und warum machte man den alten Plunder nicht ganz entbehrlich? Wie er dieß auszu- fuͤhren ſuchte, als er Kaiſer ward, werden wir gleich ſehen, jetzt fuͤrs Erſte die nicht-juri- ſtiſchen Begebenheiten ſeiner Regierung. §. 144. Er ließ ſeiner Gemahlinn ſchwoͤhren, wie ſich ſelbſt, und wenn Theodora gleich, als Befoͤrderinn der Ketzerey, einen uͤblen Nahmen hat, ſo verdiente ihr Muth im Nika-Tumulte dieſe Belohnung; denn ſie war es, die den Kaiſer rettete, als er aus Furcht vor der zur Verzweiflung getriebenen gruͤnen Faction fliehen wollte. Dieß iſt frey- lich nicht die glaͤnzendſte Stelle in Juſtinians Leben und der ſchreckliche Druck mit Aufla- gen war noch trauriger, als Erdbeben und Peſt. Dagegen verewigte ſich aber auch der Kaiſer durch die noch jetzt bewunderte So- phienkirche, und durch eine Menge Feſtungen an der Grenze. Sein Gluͤck gegen auswaͤr- tige Feinde iſt faſt unerklaͤrbar, denn blin- des Gluͤck, ſelbſt nur im Auffinden mehrerer großen Feldherren hinter einander, muß man ſo ſelten als moͤglich annehmen, und Juſti- nian aͤrndete doch auch eben nicht was ganz vortreffliche Regenten vor ihm geſaͤet gehabt haͤt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/178
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/178>, abgerufen am 21.11.2024.