a)Inst. II. 23. §. 1. Quod quia justum vi- debatur et populare erat, paulatim conver- sum est in assiduam jurisdictionem -- 25. pr. Cum et Labeo codicillos fecisset, jam nemini dubium erat, quin codicilli jure optimo admitterentur.
§. 94.
Man erzählt gewöhnlich noch eine Ein- richtung die August getroffen haben soll, und die man für einen äußerst schlauen Kunstgriff hält, durch welchen er, ohne daß ein Mensch es gemerkt habe, Gesetzgeber geworden sey. Das Recht, auf civilistische Anfragen zu ant- worten, habe von dem Auguste gesucht und erhalten seyn müssen, und dieser habe es nur denjenigen ertheilt, deren Meynungen mehr monarchisch als republicanisch gewesen wären. Bis unter Hadrian sey diese Nothwendigkeit eines kaiserlichen Patents, um Jurisconsultus zu seyn, geblieben. -- Nach Andern schaff- te August nicht die Privat-Juristen ab, sondern er machte nur seine patentirten zu un- trüglichen Orakeln aller Magistrate und aller Richter. Allein kein gleichzeitiger Geschicht- schreiber bemerkt diese Veränderung; in den Fragmenten der elassischen Civilisten wird von einem responsum nie anders gesprochen, als man zur Zeit der Republik auch davon hätte sprechen können; man hat keine Spuhr im
Pri-
Theil I. bis Juſtinian.
a)Inst. II. 23. §. 1. Quod quia juſtum vi- debatur et populare erat, paulatim conver- ſum eſt in aſſiduam jurisdictionem — 25. pr. Cum et Labeo codicillos feciſſet, jam nemini dubium erat, quin codicilli jure optimo admitterentur.
§. 94.
Man erzaͤhlt gewoͤhnlich noch eine Ein- richtung die Auguſt getroffen haben ſoll, und die man fuͤr einen aͤußerſt ſchlauen Kunſtgriff haͤlt, durch welchen er, ohne daß ein Menſch es gemerkt habe, Geſetzgeber geworden ſey. Das Recht, auf civiliſtiſche Anfragen zu ant- worten, habe von dem Auguſte geſucht und erhalten ſeyn muͤſſen, und dieſer habe es nur denjenigen ertheilt, deren Meynungen mehr monarchiſch als republicaniſch geweſen waͤren. Bis unter Hadrian ſey dieſe Nothwendigkeit eines kaiſerlichen Patents, um Jurisconſultus zu ſeyn, geblieben. — Nach Andern ſchaff- te Auguſt nicht die Privat-Juriſten ab, ſondern er machte nur ſeine patentirten zu un- truͤglichen Orakeln aller Magiſtrate und aller Richter. Allein kein gleichzeitiger Geſchicht- ſchreiber bemerkt dieſe Veraͤnderung; in den Fragmenten der elaſſiſchen Civiliſten wird von einem reſponſum nie anders geſprochen, als man zur Zeit der Republik auch davon haͤtte ſprechen koͤnnen; man hat keine Spuhr im
Pri-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0118"n="106"/><fwplace="top"type="header">Theil <hirendition="#aq">I.</hi> bis Juſtinian.</fw><lb/><noteplace="end"n="a)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Inst</hi>. II. 23. §. 1. Quod quia juſtum vi-<lb/>
debatur et populare erat, paulatim conver-<lb/>ſum eſt in aſſiduam jurisdictionem — 25.<lb/>
pr. Cum et Labeo codicillos feciſſet, jam<lb/>
nemini dubium erat, quin codicilli jure<lb/>
optimo admitterentur.</hi></note></div><lb/><divn="4"><head>§. 94.</head><lb/><p>Man erzaͤhlt gewoͤhnlich noch eine Ein-<lb/>
richtung die <hirendition="#fr">Auguſt</hi> getroffen haben ſoll, und<lb/>
die man fuͤr einen aͤußerſt ſchlauen Kunſtgriff<lb/>
haͤlt, durch welchen er, ohne daß ein Menſch<lb/>
es gemerkt habe, Geſetzgeber geworden ſey.<lb/>
Das Recht, auf civiliſtiſche Anfragen zu ant-<lb/>
worten, habe von dem Auguſte geſucht und<lb/>
erhalten ſeyn muͤſſen, und dieſer habe es nur<lb/>
denjenigen ertheilt, deren Meynungen mehr<lb/>
monarchiſch als republicaniſch geweſen waͤren.<lb/>
Bis unter <hirendition="#fr">Hadrian</hi>ſey dieſe Nothwendigkeit<lb/>
eines kaiſerlichen Patents, um <hirendition="#aq">Jurisconſultus</hi><lb/>
zu ſeyn, geblieben. — Nach Andern ſchaff-<lb/>
te <hirendition="#fr">Auguſt</hi> nicht die Privat-Juriſten ab,<lb/>ſondern er machte nur ſeine patentirten zu un-<lb/>
truͤglichen Orakeln aller Magiſtrate und aller<lb/>
Richter. Allein kein gleichzeitiger Geſchicht-<lb/>ſchreiber bemerkt dieſe Veraͤnderung; in den<lb/>
Fragmenten der elaſſiſchen Civiliſten wird von<lb/>
einem <hirendition="#aq">reſponſum</hi> nie anders geſprochen, als<lb/>
man zur Zeit der Republik auch davon haͤtte<lb/>ſprechen koͤnnen; man hat keine Spuhr im<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Pri-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[106/0118]
Theil I. bis Juſtinian.
a⁾ Inst. II. 23. §. 1. Quod quia juſtum vi-
debatur et populare erat, paulatim conver-
ſum eſt in aſſiduam jurisdictionem — 25.
pr. Cum et Labeo codicillos feciſſet, jam
nemini dubium erat, quin codicilli jure
optimo admitterentur.
§. 94.
Man erzaͤhlt gewoͤhnlich noch eine Ein-
richtung die Auguſt getroffen haben ſoll, und
die man fuͤr einen aͤußerſt ſchlauen Kunſtgriff
haͤlt, durch welchen er, ohne daß ein Menſch
es gemerkt habe, Geſetzgeber geworden ſey.
Das Recht, auf civiliſtiſche Anfragen zu ant-
worten, habe von dem Auguſte geſucht und
erhalten ſeyn muͤſſen, und dieſer habe es nur
denjenigen ertheilt, deren Meynungen mehr
monarchiſch als republicaniſch geweſen waͤren.
Bis unter Hadrian ſey dieſe Nothwendigkeit
eines kaiſerlichen Patents, um Jurisconſultus
zu ſeyn, geblieben. — Nach Andern ſchaff-
te Auguſt nicht die Privat-Juriſten ab,
ſondern er machte nur ſeine patentirten zu un-
truͤglichen Orakeln aller Magiſtrate und aller
Richter. Allein kein gleichzeitiger Geſchicht-
ſchreiber bemerkt dieſe Veraͤnderung; in den
Fragmenten der elaſſiſchen Civiliſten wird von
einem reſponſum nie anders geſprochen, als
man zur Zeit der Republik auch davon haͤtte
ſprechen koͤnnen; man hat keine Spuhr im
Pri-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/118>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.